Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Daimler – 18 oder 100 Euro?

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Daimler – 18 oder 100 Euro?
Mercedes-Werk Bremen. (Foto: Mercedes-Benz Group AG)

Von Robert Jakob

Für die Premiummarke kommt es mit dem neuen Chef knüppeldick. Mit zwei Gewinnwarnungen in den ersten zwei Monaten seiner Amtszeit hat Zetsche-Nachfolger Ola Källenius einen scheinbar schlechten Start erwischt. Aber die Probleme hat er zum grössten Teil geerbt: Rückruf von Airbags, die seit langem drohenden Strafen für Dieselautos und der nun klar zu Tage tretende Einbruch der Automobilmärkte. Vom Dieselskandal wurde man trotz langandauernden Dementis eingeholt, die Fahrverbote in deutschen Innenstädten taten ein Übriges und die unsäglichen Strafzölle hängen wie ein bleiernes Damoklesschwert in der Luft. Angeblich hat Daimler auch den Markt der Zukunft verschlafen.

Das stimmt aber nicht, denn in den Entwicklungslabors basteln die Schwaben bereits weiter an ihren Elektroautos. Mit vorne dabei war in den letzten zweieinhalb Jahren der neue Chef. Der war vor seiner Ernennung zum CEO nämlich Leiter der Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars Entwicklung. Das Geld für die Automobile der Zukunft hat Daimler, Gewinneinbruch hin oder her. Die Schwaben stehen auf weit gesünderen Beinen als Tesla.

Neue Batterien braucht das Land
Ausgerechnet der schwächer gewordene chinesische Automarkt könnte zum Treiber der alternativen Entwicklung auf dem Fahrzeugmarkt werden. Denn die chinesischen Grossstädte ersticken unter der Abgaslawine der Verbrennungsmotoren. Im Kampf gegen die jahrelange „Airpocalypse“ will China den Gebrauch von E-Mobilen forcieren. Folgerichtig will Daimler das meiste Geld in die Entwicklung einer leistungsfähigen Batterie investieren, der Schlüsseltechnologie für den Erfolg von eAutos. In der Zwischenzeit nutzt man die jahrzehntelange Erfahrung mit dem Kleinwagen Smart als Speerspitze für die Eroberung des urbanen eCar-Marktes. Bis dahin kann Daimler seine Kühe weiter melken, will heissen: mit verbesserter Abgastechnologie für die Verbrennungsmotoren punkten. Die Deutsche Regierung sollte ihrer Schlüsselindustrie diesen Weg nicht verbauen. Allein für die deutschen Standorte macht Daimler eine Investitionszusage von 35 Milliarden Euro.

In den letzten gut zwei Jahrzehnten konnte der durchschnittliche CO2-Ausstoss der Mercedes-Car-Flotte fast halbiert werden. Die neuen Modelle werden sich gut verkaufen. Denn Daimler hat das Altherrenimage abgelegt. Dafür sorgen schnittige Coupés und familientaugliche SUV. Gleichzeitig baut man die Wahlmöglichkeiten im Luxussegment weiter aus.

Auch im Marketing und im Servicegeschäft geht Daimler neue vielversprechende Wege. Zum Konzept des umfassenden Mobilitätskonzerns passt der Beteiligungsaufbau im Carsharing. Risiken bestehen zwar, falls es vermehrt zu Ausfällen im Finanzierungsgeschäft kommt. Die rechtlich eigenständige Daimler Financial Services AG hat im Moment aber nur eine Ausfallrate von rund 2 Promille der ausstehenden Kredite. Das boomende nordamerikanische LKW-Geschäft und der Limousinenverkauf könnten sich abschwächen. Bis es soweit ist, dürfte sich aber die laufende Innovationsoffensive bereits auszahlen. Ausserdem werden Indien und Brasilien im Truck-Geschäft boomen.

Die Konzerngewinne sind eingebrochen. Dem Jahr 2017 mit seinem Rekord-EBIT von 14,7 Milliarden dürfte im 2019 sicher ein nur einstelliger Milliardenbetrag folgen. Aber derartige Schwankungen sind nicht aussergewöhnlich im Automobilsektor. Dafür ist die Aktie jedoch sehr billig. Da die negativen Nachrichten schon seit Längerem eingepreist sind, ist das Aufwärtspotenzial um vieles höher als das Risiko, zumal Daimler eine sehr kluge, ausbalancierte Finanzierung aufweist. Die bis 2021 hohen Fälligkeiten werden mit Sicherheit zu nochmals extrem günstigen Konditionen rolliert werden. Das wird ein solides Fundament für weiteres Wachstum geben.

Das schlechte Jahr 2019 schenkt also die gute Gelegenheit, die Daimler-Aktie zu akkumulieren, wenn diese in den nächsten Monaten neue Tiefs testet. Entsprechend war die Reaktion auf den Quartalsverlust von 1,6 Milliarden Euro noch nicht dramatisch. Zur Erinnerung: In der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise gab es Daimler-Chrysler für 18 Euro. So schlimm wird es nicht kommen. Die 100 Euro-Marke wird für die Daimler-Aktie langfristig ein realistischeres Ziel sein. Sollte es jedoch ausgehend von der Automotive-Industrie genau jetzt zu einer Rezession kommen, wird auch Daimler weiter leiden. Das bietet für langfristig orientierte Anleger mal wieder Schnäppchenpreise.

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Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor und arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Wissenschaftler und Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene. Er leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins (einem Tochterunternehmen der NZZ), sondern dortselbst auch das Team der Aktienanalysten.

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