Marco Comastri: Warum 2017 das Jahr für verantwortungsvolle Unternehmensführung ist
Morges – Der Anbruch eines neuen Jahres wird oftmals vom Wunsch nach Veränderungen begleitet. Viele von uns fassen gute Vorsätze für das neue Jahr, viele Ideen kreisen durch den Kopf. Privat werde ich mir Zeit nehmen, mit meinen Kindern Ski fahren zu gehen. Beruflich möchte ich weiterhin die nächste Generation von Techniktalenten fördern.
Unternehmensführer können sicher sein, dass sich ein Phänomen, mit dem sie sich in jüngster Zeit konfrontiert sehen, auch 2017 weiter fortsetzen wird. Ich meine die Art und Weise, wie die Nachfrage der Konsumenten die von uns verwendete Technik rapide verändert. Dieser schnelle Wandel ist gut für Innovationen, aber er kann auch die Unzufriedenheit schüren, die Menschen angesichts der fortschreitenden Globalisierung verspüren, da bei vielen in wachsendem Masse das Gefühl erzeugt wird, den Anschluss zu verlieren. So zeigt zum Beispiel eine kürzliche veröffentlichte Studie, dass fast die Hälfte aller EU-Bürger die Globalisierung als Bedrohung empfinden.
Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist für mich immer einer der Höhepunkt des Jahres. Im Jahr 2017 steht das WEF unter dem Thema „Responsive and Responsible Leadership“. Ich glaube, dass ein Führungsansatz, der sich diese Elemente zu Eigen macht, entscheidend für den Aufbau anpassungsfähiger, flexibler Organisationen ist. Organisationen, die den Menschen die Ängste vor der Globalisierung nehmen. Meine Empfehlung für einen guten Neujahrsvorsatz für Unternehmensführer und Politiker ist, jede Entscheidung zuerst einmal unter dem Blickwinkel einer verantwortungsvollen und reaktiven Unternehmensführung zu treffen.
In meiner Funktion bei CA-Technologies erlebe ich Globalisierung jeden Tag hautnah. Sie hat ein zentrales Element: den Endverbraucher, und zwar sowohl Konsumenten als auch Geschäftskunden (viele Menschen nehmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten entweder die eine oder die andere Rolle ein). Endverbraucher sind die treibende Kraft des Wandels. Ihr Konsum erzeugt die Nachfrage nach schnellerer, effizienterer Technik. Um sich dieser Nachfrage anzupassen, verändert sich Technik ständig. Ein Kreislauf, der sich stetig fortsetzt.
Gebaut, um verändert zu werden
Jeder, der im direkten Kundenkontakt steht, wird Ihnen sagen: Der Kunde hat immer recht. Das bedeutet, wenn der Kunde schnelle Veränderungen erwartet, müssen Unternehmen diese liefern. Wie? Indem man beim Bau stets den Wandel im Blick hat. Dies war das Thema der Keynote von Mike Gregoire, CEO von CA, bei der CA World im vergangenen November. Unternehmen müssen so flexibel sein, dass sie auf verändernde Kundenbedürfnisse und Erwartungen reagieren können. Dies gilt sowohl bezüglich Reaktionsfähigkeit (Unternehmen müssen neue Chancen aufgreifen) als auch bezüglich Verantwortung (Unternehmen müssen sich, zum Beispiel, an neue gesetzliche Vorschriften anpassen und diese umsetzen können).
Natürlich hat dieser Ansatz des unter die Prämisse der Veränderung gestellten Bauens auch Konsequenzen. Er erfordert auf manchen Gebieten mehr und neue Skills und auf manchen weniger. Die Konsumenten, die Unternehmen dazu bewegen, sich zu verändern sind auch Arbeitnehmer, so dass ihre Forderungen letztendlich die Zukunft ihrer eigenen Arbeit und Jobs beeinflussen. Ich nenne dies den Vortex der Application Economy.
Viele Unternehmensführer reagieren auf eindimensionale Weise auf diese veränderte Nachfrage der Endverbraucher. Aber im Jahr 2017 darf sich ihre Reaktion nicht mehr darauf beschränken, den Forderungen der Endverbraucher nachzujagen, sondern muss um die Übernahme von Verantwortung erweitert werden.
Damit meine ich, die Übernahme von Verantwortung für die Folgen des Wandels. So ist es beispielsweise wichtig, die Forderungen der Konsumenten zu erfüllen. Andererseits müssen die Unternehmen auch sicherstellen, dass sie weiter wachsen und ihren Talentpool verbreitern, der, Sie erinnern sich, zu einem grossen Teil aus eben diesen Konsumenten besteht. Dies bedeutet, es müssen mehr junge Leute, und hier ganz besonders junge Frauen, für MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technologie) begeistert werden. Dies ist der einzige Weg, von dem wir hoffen können, dass es uns gelingen wird, die oft diskutierte Qualifikationslücke zu schliessen und das Innovationstempo zu halten.
Ich bin stolz darauf, ein Unternehmen zu führen, dass daran arbeitet, genau dies zu tun. Beim „Die Zukunft gestalten“-Programm von CA geht es ausschliesslich darum, die nächste Generation weiblicher Technik-Innovatoren zu begeistern. Dabei müssen wir jedoch auch die Politik mit ins Boot holen.
Am 1. Dezember, als die Europäische Union ihre Koalition für digitale Skills und Jobs gestartet hat, hat CA sich verpflichtet, innerhalb des nächsten Jahres 2‘000 Studenten und 150 Lehrkräfte anzusprechen, um die MINT-Fächer zu fördern und etwas gegen das Ungleichgewicht der Geschlechter in der Technik zu unternehmen. Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr, den wir beabsichtigen einzuhalten.
Eine Zukunft für alle
Letztendlich geht es doch darum sicherzustellen, dass Innovation bereits an der Basis beginnt. Wir müssen Lehrpläne innovativer gestalten, und wir müssen dafür sorgen, dass die Dinge spannend vermittelt werden. Dabei ist es auch entscheidend, dass wir moderner denken, wenn es darum geht, die Fähigkeiten und Interessen der nächsten Generation zu entwickeln. Wir müssen bei der Rekrutierung und Bindung von Talenten modernere Verfahren einsetzen. Die Verantwortung dafür liegt sowohl bei der Politik als auch bei den Unternehmen.
Das bedeutet, dass bei uns allen einer der guten Vorsätze für das neue Jahr verantwortungsvolle Führung lauten muss. Wir alle sind Konsumenten, die den Wandel vorantreiben. Daher ist Zusammenarbeit im Team ein Schlüsselfaktor. Kooperation und Zusammenarbeit anstelle von Einzelkämpfertum. Technik hat das Potenzial, uns alle in unseren Jobs besser werden zu lassen, die Wirtschaft voranzubringen und die Gesellschaft zu verbessern. Es darf nicht sein, dass einige Menschen Angst vor der Technik haben, weil sie fürchten durch sie ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das ist inakzeptabel.
Letztendlich müssen wir alle die richtigen Entscheidungen treffen, um sicherzustellen, dass wir Technik dazu einsetzen, Fähigkeiten und Kenntnisse so zu entwickeln, dass dadurch alle erfolgreich sein können. Das muss unsere Antwort auf die Herausforderungen sein, die uns durch die Technik und die Globalisierung gestellt werden – und die Verantwortung dafür liegt bei uns allen.