Nestlé Skin Health schliesst Fabrik in Egerkingen
Egerkingen – Nestlé will die Produktion von Hautpflegeprodukten ins Ausland verlegen. Die produzierten Mengen seien zu tief, so die Begründung. Die einstige Spirig-Fabrik im solothurnischen Egerkingen wird deshalb geschlossen. 190 Mitarbeitenden droht die Kündigung. Der Solothurner Regierungsrat zeigt sich enttäuscht.
Mit der Schliessung verliert der Kanton Solothurn einen Teil stolzer Firmengeschichte. Die weltweit tätige Nestlé-Tochter Galderma mit Sitz in Lausanne hatte auf Anfang 2013 das traditionsreiche Solothurner Pharmaunternehmen Spirig übernommen. Spirig war unter anderem für den Sonnenschutz «Daylong» bekannt. Man erhoffte sich damals dank der globalen Präsenz von Galderma neue Marktchancen in der ganzen Welt. Jetzt steht der Standort Egerkingen vor dem Aus.
Nestlé sichert guten Sozialplan zu
Die Nestlé-Tochter Nestlé Skin Health hatte den Regierungsrat des Kantons Solothurn einen Tag im Voraus über die Schliessung der ehemaligen Spirig-Fabrik informiert. Man habe für die betroffenen Mitarbeitenden einen guten Sozialplan gefordert, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss (Grüne) vor den Medien in Solothurn. Nestlé habe dies zugesichert.
Das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit wird ein Arbeitsmarktzentrum vor Ort aufbauen, wie Amtsleiter Peter Motschi betonte. Man werde die betroffenen Mitarbeitenden unterstützen. Im Zuge der Schliessung droht rund 190 Mitarbeitern die Kündigung.
Rückschlaft für Wirtschaftsstandort Solothurn
Für Wyss, die erst seit Anfang August als Volkswirtschaftsdirektorin dem Regierungsrat angehört, ist die Fabrikschliessung die erste schlechte Wirtschaftsnachricht. Der Entscheid werde «mit grossem Bedauern» zur Kenntnis genommen, hiess es.
Von einem «grossen Verlust» spricht der Gemeinderat von Egerkingen. Der Entscheid von Nestlé sei «ein weiterer Beitrag zur Zerschlagung ehemaliger Perlen der schweizerischen Wirtschaft». Der Gemeinderat gibt sich in seiner Stellungnahme «relativ zuversichtlich», dass die hochqualifizierten Mitarbeitenden nach einer mehrmonatigen Übergangszeit wieder eine Anstellung finden.
Von einem «neuen harten Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Solothurn» sprach die Gewerkschaft Unia Region Biel/Seeland-Solothurn. Dieser sei «allein der Profitstrategie eines weltweit operierenden Unternehmens zu verdanken». Ökonomisch sei die Schliessung des Standorts «nicht zu rechtfertigen».
Daylong aus Kanada oder Frankreich
Nestlé Skin Health begründet die Fabrikschliessung mit Überkapazitäten. Die Produktionsvolumen am Standort Egerkingen seien seit längerem sehr tief und man erwarte in den nächsten Jahren kein signifikantes Volumenwachstum, begründet die Nestlé-Tochter den Schritt. Künftig werden bekannte Marken wie Daylong oder Excipial an bestehenden Standorten im kanadischen Quebec oder in den Hoch-Savoyen produziert.
In der Schweiz verbleiben lediglich das Verkaufsbüro Schweiz und die Abteilung Consumer Business. Sie ziehen aber an neue Standorte um. Die Direktionsleitung und das Verkaufsbüro würden nach Zürich verlagert. Dorthin werde neu auch der Hauptsitz von Galderma Schweiz verlagert, sagte ein Mediensprecher.
Für die Abteilung Consumer Business wiederum werde im Kanton Waadt ein neuer Standort gesucht, wo auch die Firmenzentrale von Galderma weltweit liegt. Der Transfer werde innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate in mehreren Etappen erfolgen. (awp/mc/pg)