Harley-Davidson verlagert wegen EU-Zöllen Produktion aus den USA
Milwaukee – Harley-Davidson wird wegen der EU-Vergeltungszölle auf amerikanische Waren einen Teil seiner Produktion aus den USA verlagern. Dadurch soll eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermieden werden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Anhebung der EU-Zölle von bisher 6 auf 31 Prozent mache ein Motorrad von Harley-Davidson in Europa im Schnitt um 2200 Dollar teurer. Bis die Verlagerung der Produktion binnen 9 bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde Harley-Davidson diese Kosten selbst tragen, hiess es. Das bedeute allein für den Rest dieses Jahres eine Belastung von voraussichtlich 30 bis 45 Millionen Dollar.
Die EU reagierte mit den am vergangenen Freitag in Kraft getretenen Vergeltungszöllen für US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Reis, Mais oder Motorräder auf zuvor von US-Präsident Donald Trump verhängte Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus Europa. Harley-Davidson ist das erste US-Unternehmen, das eine detaillierte Einschätzung zu den Auswirkungen dieses Handelskonflikts abgab. Die Aktie von Harvey-Davidson verlor im frühen US-Handel zeitweise mehr als fünf Prozent.
40’000 Harleys 2017 nach Europa verkauft
Würde man die höheren Kosten mit einer Preiserhöhung an Käufer weitergeben, hätte das einen «sofortigen und langanhaltenden» Schaden für das Geschäft in der Region zur Folge, erklärte Harley-Davidson den Schritt. Europa sei mit knapp 40’000 verkauften Harley-Motorrädern im vergangenen Jahr der zweitwichtigste Markt für die Firma nach den USA. Harley-Davidson hat Werke ausserhalb der USA in Brasilien, Indien und Thailand. Diese Fabriken sollen nun ausgebaut werden. Harley-Davidson machte keine Angaben dazu, welche Auswirkungen die Verlagerung für Beschäftigtenzahlen und Standorte in den USA haben wird. Man fühle sich zwar der Produktion im Heimatland verbunden – der Umzug von Teilen der Fertigung sei aber die einzige Möglichkeit, in Europa nachhaltig im Geschäft zu bleiben.
Der Handelskonflikt trifft Harley-Davidson in einem ungünstigen Moment: Das internationale Geschäft wird für die Firma immer wichtiger, während die jüngeren Amerikaner weniger Interesse an den Motorrädern zeigen. Im ersten Quartal wuchs der Auslandsumsatz um zwölf Prozent, während die US-Erlöse stagnierten. (awp/mc/ps)