Hypotheken – die Beratungsqualität entscheidet
Luzern – In der siebten Studie zum Schweizer Retail-Banken-Markt zeigt das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern auf: Beim Hypothekarentscheid sind die Beratungsqualität sowie die Zinshöhe die wichtigsten Kriterien. Auf Bankenseite gibt es im Hypothekarprozess dank der Digitalisierung ungenutztes Sparpotenzial. Im jährlichen Ranking der erfolgreichsten Retail-Banken schwingen wiederum kleine Banken oben auf.
Es gibt verschiedene Gründe, warum sich Kunden für eine Bank entscheiden. Beim Abschluss einer Hypothek sind aber nicht nur günstige Zinsen, sondern eine gute Beratungsqualität und die persönliche Bekanntschaft zu einem Kundenberater entscheidend. Dies zeigt eine Umfrage bei rund 220 Kundinnen und Kunden im Rahmen der Retail-Banking-Studie 2018 des Instituts für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern.
Zwar bieten immer mehr Banken die Möglichkeit an, eine Hypothek online abzuschliessen. Für die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden ist dies jedoch kein wichtiges Kriterium für ihren Entscheid. Dennoch kann es sich über die Hälfte von ihnen vorstellen, eine Hypothek über das Internet abzuschliessen. 94 Prozent dieser Personen gab dabei an, dass der Online-Abschluss insbesondere bei einer Verlängerung der Hypothek in Frage kommt. Entsprechend kann erwartet werden, dass sich das derzeitige Volumen des Online-Hypothekarmarktes von rund 4 Milliarden Franken weiter erhöhen wird.
Durch Digitalisierung Kosten sparen
In Zeiten von weiterhin sinkenden Zinsmargen gewinnen Kosteneinsparungen bei Banken an Bedeutung. Wie die Studie aber aufzeigt, ist die Heterogenität bei den befragten Banken gerade bei der Prozessgestaltung und auch der Prozesskosten im Hypothekarbereich immens. Selbst Banken mit gleichem Kernbankensystem haben verschiedene Prozesse und Effizienzwerte. Daraus kann abgeleitet werden, dass bei allen Banken ein – kleineres oder grösseres – Optimierungspotenzial besteht. Alleine beim Abschluss von Neuhypotheken würden durch Prozessoptimierungen und einer konsequenteren Prozessdigitalisierung Einsparungen von durchschnittlich drei Prozent des Ertrages ergeben. Studienleiter Prof. Dr. Andreas Dietrich sagt dazu: «Es gilt, zuerst die Prozesse besser zu kennen, danach klarer zu definieren und in einem weiteren Schritt zu optimieren. Nur ein bekannter und klar definierter Prozess kann digitalisiert werden. Solange der Prozess nur wenig Vorgaben kennt und die Kostenstrukturen nur ungenau bekannt sind, lässt sich das Potenzial für eine Digitalisierung nur schwer ableiten.»
Kleinbanken weiterhin mit den besten Kennzahlen
Für das Ranking der besten Schweizer Retail-Banken wurden Kennzahlen von 93 Instituten analysiert. Der Fokus lag dabei auf zehn Kennzahlen, welche das Risiko, die Rentabilität sowie die Struktur von Bilanz und Erfolgsrechnung erfassen. Berücksichtigt wurden die Jahresabschlüsse 2015, 2016 und 2017. Auf den ersten vier Rängen platzieren sich drei Kleinbanken mit einer Bilanzsumme von weniger als 400 Millionen Franken: Caisse d’Epargne d’Aubonne société coopérative, Spar- und Leihkasse Wynigen AG, Ersparniskasse Affoltern i.E. AG (siehe Anhang). Einzig die Schwyzer Kantonalbank mit der Platzierung auf Rang 2 konnte dieses Trio sprengen. Gerade Kleinbanken gelingt es trotz Tiefzinsumfeld, weiterhin hohe Zinsmargen zu erwirtschaften. Eine weitere Stärke ist die starke Eigenmittelausstattung.
Frauenanteil im Verwaltungsrat weiterhin tief
Im letzten Teil der Studie wurde die Corporate Governance von 74 Banken analysiert. Wie sich zeigt, bleibt der Frauenanteil im Verwaltungsrat beziehungsweise in der Geschäftsleitung weiterhin tief (19% bzw. 8%). Viele Banken haben sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil in ihren Verwaltungsräten zu erhöhen. Zudem lässt sich feststellen, dass die Transparenz im Bereich der Corporate Governance bei den nicht börsenkotierten Banken eher abnimmt. Im Zusammenhang mit den Erleichterungen des Proportionalitätsprinzips verzichten zum Beispiel kleinere Banken wieder auf die Publikation der Gesamtentschädigung für den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung. (IFZ/mc/pg)
IFZ Retail Banking-Studie 2018
Die IFZ Retail-Banking-Studie 2018 des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern setzt fünf Schwerpunkte: Der erste Teil der Studie befasst sich mit der Digitalisierung im Hypothekarprozess. Dafür wurden Interviews mit Schweizer Retail-Banken geführt. Der zweite Teil analysiert die Entscheidungskriterien von Hypothekarkunden mit einer Umfrage bei 290 Personen. Der dritte Teil befasst sich mit dem Asset and Liability Management sowie der angepassten Offenlegungspflichten der Banken in diesem Bereich. Im vierten Teil werden die Kennzahlen der Schweizer Retail-Banken analysiert und die besten Banken gekürt. Der fünfte Teil schliesslich beschäftigt sich mit der Corporate Governance der Schweizer Retail-Banken.
Die 200-seitige «IFZ Retail Banking-Studie 2018» kostet 290 Franken und kann unter [email protected] bestellt werden.