Ertan Wittwer, Gründer Best Smile, im Interview

Ertan Wittwer, Gründer Best Smile, im Interview
Ertan Wittwer, Gründer Best Smile. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Wittwer, was zaubert Ihnen ein Lachen ins Gesicht?

Ertan Wittwer: Zufriedene Kunden 🙂

Mit Best Smile produzieren Sie seit vergangenem Herbst unsichtbare Zahnspangen mit dem Namen «Clear Aligner» für Erwachsene. Was kann man sich darunter genau vorstellen?

Unsere Clear Aligner sind praktisch unsichtbare Korrekturschienen, welche in drei bis zwölf Monaten Zahnfehlstellungen korrigieren. Diese Art von Zahnkorrekturen ist zwar nicht neu, jedoch profitieren unsere Kunden von kostengünstigen Preisen, einer relativ kurzen Behandlung und Schweizer Qualität.

Angenommen, ich entschliesse mich zu einer Zahnkorrektur und nehme mit Best Smile Kontakt auf. Was passiert dann?

Nach der elektronischen oder telefonischen Vereinbarung des ersten Gratistermins begrüssen wir unsere Kunden in einer unseren Praxen. Dort erfolgt ein kurzer und schmerzloser 3D-Scan und der Kunde wird von unseren geschulten Zahnärzten bezüglich einer Behandlung bei uns beraten. Möchte er von uns einen individuellen Behandlungsplan erstellen lassen, kostet dies einmalig 99 Franken. Dieser Betrag wird vom Gesamtbetrag wieder abgezogen, falls sich der Kunde für die Behandlung entscheidet. Beim zweiten Gratistermin wird der Behandlungsplan besprochen und anhand einer Vorher-Nachher-Simulation aufgezeigt, wie sich die Zahnstellung ändern wird. Sobald der Kunde zustimmt, beginnt das Labor mit der Produktion der Schienen. Diese werden dem Kunden innerhalb von 14 Tagen nach Hause geliefert. Ab dann steht der Behandlung nichts mehr im Wege.

Alle zwei Wochen erhalte ich dann eine neue Zahnspange – ohne Kontrolle über die Fortschritte bei der Behandlung?

Bei einem Teil der Kunden findet während der Behandlung das sogenannte «Slicing» statt. Dabei werden die Zähne leicht geschliffen, um Platz zu schaffen. Dadurch können wir regelmässig die Behandlungsfortschritte kontrollieren. Mit jenen Kunden, bei welchen kein Slicing nötig ist, haben wir je einen Zwischen- und Abschlusstermin.

«Wir behandeln im Gegensatz zu der Invisalign Therapie nur leichte und mittlere Fälle, also nur die Front.»
 Ertan Wittwer, Gründer Best Smile

Das US-Unternehmen Align Technology, das bis 2017 das Patent für unsichtbare Zahnspangen besass, liess Zahnärzte und Kieferorthopäden für ihr Invisalign-Angebot extra ausbilden. Ausserdem wurden alle sechs Wochen Kontrollen durchgeführt. Wie weit hat Best Smile den Behandlungsplan angepasst?

Wir behandeln im Gegensatz zu der Invisalign Therapie nur leichte und mittlere Fälle, also nur die Front. Darum sind auch weniger Kontrollen nötig.

Wo sind den Alignern Grenzen gesetzt?

Aktuell korrigieren wir die Frontzähne des Ober- und Unterkiefers. Aus diesem Grund sind leichte bis mittlere Fehlstellungen von unseren Schienen korrigierbar. Wir bieten keine «Attachements» an, was Verankerungen auf den Zähnen sind. Mit denen kann man auch Backenzähne verändern, da diese mehr Druck von den Schienen benötigen.

Nun ist es ja nicht so, dass unsichtbare Zahnspangen bisher in der Schweiz erhältlich gewesen wären. Zahnärzte und Zahnkliniken setzen sie schon lange ein. Wo liegt denn der grosse Unterschied zu Best Smile? Bei den Kosten?

Ja, bei uns kostet die Behandlung bis zu dreimal weniger, zudem ist unser gesamtes Konzept völlig neu in der Schweiz. Die Praxen sind an Passantenlage im Erdgeschoss mit Schaufenster gelegen und erinnern mehr an eine Boutique als eine Zahnarztpraxis. Zudem übernimmt die Best Smile AG die gesamte Wertschöpfungskette von A bis Z. Dadurch haben wir stets Kontrolle über den gesamten Prozess und unsere Kunden profitieren von der Schweizer Qualität der Schienen.

«Bei uns kostet die Behandlung bis zu dreimal weniger, zudem ist unser gesamtes Konzept völlig neu in der Schweiz.»

Gibt es eine Möglichkeit, die «Clean Aligner» über die Krankenkasse abzurechnen?

Grundsätzlich ja, obwohl das stark von der Krankenkasse abhängig ist. Es gibt einige Zahnzusatzversicherungen, welche die Kosten für die Behandlung übernehmen. Am besten klärt dies der Kunde jeweils direkt mit seiner eigenen Versicherung ab.

Sie waren viele Jahre in der Internetbranche tätig. Nun der Dentalmarkt – wie kam es dazu?

Unser Business ist sehr digital, sei es das Scannen der Zähne oder die Herstellung der Schienen im 3D-Druckverfahren. Ich finde es spannend, wie die Digitalisierung auch diesen Bereich einnimmt. Ohne Digitalisierung gäbe es unsere Firma gar nicht.

Das Patent von Align Technology lief 2017 aus. Ab welchem Zeitpunkt haben Sie sich damit beschäftigt?

Anfang 2018 entschied ich mich, Swisscom Directories AG zu verlassen. Damals waren Team sowie Produkt optimal implementiert. Ab diesem Moment verspürte ich wieder den Drang, eine neue Firma zu gründen. Ich las von dem Patentverlust von Invisalign und hörte von einem Freund, dass in Berlin das Thema gerade sehr heiss sei. Auf meiner USA-Reise besuchte ich die Anbieter in New York und in San Francisco. Da wusste ich, das ist es!

Der erste Shop wurde im Herbst 2018 in Zürich eröffnet, im Januar 2019 folgte nun das zweite Geschäft in St. Gallen. Wie sehen Ihre Expansionspläne aus?

Im März eröffnen wir in Basel. Zur Zeit sind wir mit weiteren Standorten in Verhandlung und bis Ende Jahr wollen wir an acht Standorten präsent sein in der Schweiz.

Zur Person:
Ertan Wittwer (33) wuchs im Kanton Thurgau auf und ist aktuell in Winterthur wohnhaft. Er ist bereits seit über zehn Jahren in der Internetbranche tätig. Seine Anfänge machte er beim Schweizer Internetportal suche.ch. Danach arbeitete er für dem amerikanischen Group-buying Anbieter Groupon in Zürich und Berlin. Wittwer kam danach sehr früh zum deutschen Unternehmen Shore. Heute ist Shore ein führender Anbieter von cloud-basierter Software für lokale Unternehmen.
Wittwer baute zunächst das Schweizer-Geschäft für Shore auf, woraufhin weitere Länder in Europa folgten, die er als SVP Sales leitete. Im Februar 2017 konnte Shore einen lukrativen Deal mit der Swisscom Directories AG (localsearch) abschliessen, welche das Schweizer Team übernahmen. Wittwer wechselte deshalb zu Swisscom Direcories, wo er die Rolle des Leiter der SaaS-Produkte übernahm. Er verliess die Firma Anfang 2017, um wieder unter die Gründer zu gehen.

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