M&A: Performance dürfte sich 2019 wieder erholen
Zürich – Nach wie vor bringt der globale M&A-Markt kaum Mehrwert hervor, während die Performance der Käufer seit dem Höhepunkt im Jahr 2015 stetig zurückgeht. Das belegen langfristige, von Willis Towers Watson und der Cass Business School zusammengestellte Daten. Nachdem die Dealmaker 2018 in puncto Shareholder Value erstmals seit fünf Quartalen in Folge unterdurchschnittlich abschnitten und ihre schlechteste Jahresbilanz seit zehn Jahren verbuchten, stellt sich die Frage, was potenzielle Erwerber 2019 erwarten können.
Willis Towers Watson geht davon aus, dass die Dealmaker infolge der anhaltenden Ungewissheit langfristig denken, zumal Vertrauen und Fundamentaldaten der Märkte robust bleiben. John Carter, Director Global Services & Solutions bei Willis Towers Watson, Schweiz, erklärte hierzu: «Dem Käufer mit Blick auf den Shareholder Value ein Leistungsversprechen zu geben, ist so schwierig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Hinzu kommt, dass die 2018 aufgetretenen Marktturbulenzen anhalten werden. Durch die steigende regulatorische Unsicherheit sowie die anhaltenden Handels- und Zollverhandlungen, darunter auch die Brexit-Gespräche und der Handelszwist zwischen den USA und China, wird es immer schwieriger, Transaktionen erfolgreich abzuwickeln.
Die globale M&A-Performance erreichte 2015 den Höhepunkt und ist seitdem rückläufig. Da solche Transaktionen jedoch weiterhin eine hohe strategische Bedeutung besitzen, halten wir es für realistisch, dass sich die Dealmaker dieses Jahr besser behaupten werden, solange die Erwerber ihre Ziele sorgfältig nach Wachstum aussuchen.»
Globale M&A-Transaktionen: Durchschnittliche jährliche Performance (Prozentpunkte)
M&A-Prognosen für 2019
Gestützt auf die aus den Daten ersichtlichen kurz- und langfristigen Trends sowie auf Gespräche mit Kunden und Kollegen legt Gabe Langerak, Western Europe Head of M&A bei Willis Towers Watson, nachfolgend seine fünf M&A-Prognosen für 2019 dar:
1. 2019 kann alles nur besser werden
Für die Dealmaker, die ihre schlechteste Jahresbilanz seit dem Finanzcrash von 2008 verzeichneten, war 2018 ein schwieriges Jahr. Auch wenn komplexe Belastungsfaktoren bestehen bleiben, sind wir zuversichtlich, dass der Markt 2019 seine Talsohle durchschreitet. Und wenn sich im Anschluss ein deutlicher Kurs der US-Regierung und mehr Klarheit zum Brexit abzeichnen, werden auch die Käufer besser positioniert sein, um mit ihren Transaktionen Mehrwert zu generieren.
2. Globaler Rückgang ausländischer Deals, jedoch zunehmende grenzüberschreitende M&A in Europa
Bedingt durch regulatorische Beschränkungen, die auf den zunehmenden Trend zu Protektionismus zurückzuführen sind, erwarten wir, dass die Zahl grenzüberschreitender Deals weltweit zurückgeht. In der Folge wird es zu einer defensiveren Strategie mit binnenwirtschaftlicher Konsolidierung kommen. Hierfür sind bestimmte Länder besser positioniert. Beispielsweise gilt der inländische US-Markt für M&A seit jeher als äusserst robust. Entsprechend erwarten wir weiterhin stabile Volumen, da die Erwerber ihre Anstrengungen auf inländische Ziele konzentrieren. Dessen ungeachtet dürfte der grenzüberschreitende M&A-Markt in Europa rege bleiben und könnte – bedingt durch die starke innereuropäische Verzahnung und die Aufweichung der regulatorischen Beschränkungen in der Region – sogar wachsen.
3. Voraussichtlich kein Aufschwung in APAC
Neben einem beträchtlichen Rückgang des Transaktionsvolumens verbuchten Erwerber im Asien-Pazifik-Raum 2018 die schlechteste jährliche Performance aller Regionen. So lag die Entwicklung um 17,1 Prozentpunkte unter dem regionalen MSCI Index. Wir erwarten, dass die M&A-Aktivität seitens chinesischer Unternehmen 2019 verhalten ausfällt und sich dies in den Volumen des gesamten Asien-Pazifik-Raums niederschlagen wird.
4. Ausländisches Interesse an Grossbritannien bleibt hoch
Die anhaltende Ungewissheit in Bezug auf den Brexit dürfte die M&A-Aktivitäten britischer Unternehmen 2019 dämpfen. Dennoch werden die positiven Ergebnisse, die nicht britische Erwerber beim Kauf britischer Unternehmen erzielt haben, dazu führen, dass Grossbritannien eines der beliebtesten Länder für M&A-Ziele bleibt.
5. Megatransaktionen haben weiter zu leiden
2018 kam es zu 17 Grossübernahmen (d.h. mit einem Wert von über USD 10 Milliarden), die um 14,5 Prozentpunkte schlechter abschnitten als der Markt. Damit war diese Transaktionskategorie Schlusslicht. Die globale politische Unsicherheit – mit Handelskriegen und wachsendem Protektionismus bis hin zum Brexit – wird 2019 anhalten und insbesondere Megadeals belasten, zumal die Käufer Transaktionen, die einer langwierigen Abwicklung in einem volatilen Umfeld bedürfen, zurückhaltend beurteilen werden.
John Carter fügt hinzu: «Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit hat weiter Bestand. Das wird sich auf grosse grenzüberschreitende Deals auswirken und unweigerlich zu gewissen Volumenschwankungen führen. Doch die Transaktionsaktivitäten werden erhalten bleiben. Die technologische Disruption, ein sich änderndes Konsumentenverhalten, der Wachstumseinbruch in den Schwellenländern und rekordhohe Barreserven werden Unternehmen dazu bringen, sich am M&A-Markt zu beteiligen. Da viele Ziele inzwischen teurer erscheinen als bei vorigen M&A-Spitzen – wie 1999 im Zuge des Dotcom-Booms und 2008 vor dem globalen Finanzcrash –, müssen sich Entscheidungsträger vor jeglichen Transaktionen mehr denn je auf die Auswahl des Übernahmeziels, Due Diligence und die Umsetzung konzentrieren, wenn sie sich selbst optimale Erfolgschancen ausrechnen wollen.» (WTW/mc)