T. Rowe Price: USA – Langsameres Wachstum voraus
Nach einem spektakulären Jahr, in dem die US-Wirtschaft die meisten anderen entwickelten Staaten übertraf, deutet 2019 vieles auf eine langsamere Gangart hin. Diese wird vermutlich das Wachstum der grössten Volkswirtschaft der Welt in Richtung ihres langfristigen Durchschnittspotenzials zurückführen. Während unserer letzten Policy-Meetings diskutierte das Investmentteam, wie sich das Ende der wirtschaftlichen Vorreiterrolle in den USA auf die Märkte auswirken könnte.
Da die Wirkung der fiskalischen Impulse nachlässt und die Unsicherheit über die Handelszölle weiterhin besteht, dürfte sich das Wachstum in den USA 2019 verlangsamen. Arif Husain, Portfoliomanager und Leiter von International Fixed Income, ist der Ansicht, dass sich die Wachstumslücke zwischen den USA und anderen entwickelten Märkten 2019 verringert – was erhebliche Auswirkungen auf die globalen Märkte haben würde. Eine Folge des schwächeren US-Wachstums dürfte eine behutsamere geldpolitische Straffung der Federal Reserve sein. Dies wird bereits von den Märkten erwartet, die 2019 nur einen einzigen Zinsschritt einpreisen. Die im Dezember veröffentlichten «Dot-Plots» der Federal Reserve, mit denen die US-Notenbank ihren Ausblick für den Verlauf der Zinssätze signalisiert, deuteten noch auf zwei Anhebungen hin. Aus Sicht von Husain war die Fed, bei der Normalisierung der Geldpolitik im Vergleich zu den anderen Industrieländern, bisher am Weitesten vorangeschritten.
Die Aussicht auf weniger Zinsschritte seitens der Fed, dürfte sich in einer Einengung der US-Renditeaufschläge gegenüber anderen Ländern widerspiegeln, deren Zentralbanken ihre Akkommodationspolitik nur langsam abbauen – wie beispielsweise die Europäische Zentralbank. US-Bonds zu kaufen und auf Kursrückgänge bei deutschen Anleihen zu setzen, ist aus der Sicht von Husain seit einiger Zeit beliebt, aber erfolglos. Doch nun könnte endlich die Zeit gekommen sein, da sich US-Treasuries besser entwickeln, so Husain. Mit Blick auf andere Märkte wies das Investmentteam darauf hin, dass das Ende der wirtschaftlichen Vorherrschaft der USA grosse Auswirkungen auf die Währungen nach sich ziehen könnte.
Der US-Dollar könnte dem langsameren US-Wachstum Tribut zollen, prognostiziert Arif Husain – und weist gleichzeitig darauf hin, dass die US-Leitwährung 2018 eine ungewöhnliche Rolle spiele: sowohl als Safe-Hafen-Währung in Zeiten von Marktstress, als auch – dank ihrer attraktiven Carry Trade-Eigenschaften – als Proxy-Risikowährung in Phasen geringer Volatilität. Diese Doppelrolle führe zu einer Aufwertung gegenüber den Währungen fast aller Haupt- und Schwellenländer. Nach Meinung von Husain scheinen viele gute Nachrichten im Kurs des US-Dollar eingepreist zu sein, doch das mache ihn anfällig.
In den Währungen der entwickelten Märkte sind die Bewertungen nun günstiger für das Eingehen von Long-Positionen gegenüber dem US-Dollar – was jedoch nicht unbedingt ausreichen dürfte, um die Anleger zu einem entsprechenden Handeln zu bewegen. In Husains Augen ist der Euro technisch gesehen ein wichtiger Kandidat für eine Aufwertung. Allerdings seien die jüngste Abschwächung in Deutschland sowie die politische Unsicherheit in Italien und Frankreich Warnzeichen für einige internationale Investoren. Allerdings dürfte nur eine stetige Verbesserung der europäischen Wirtschaft zu einer deutlichen Euro-Aufwertung führen, bemerkt Husain.
Das Anlageteam wies darauf hin, dass sich die Währungen der Schwellenländer im Jahr 2019 als die wahren Gewinner erweisen könnten, unterstützt durch einen weicheren geldpolitischen Kurs der Federal Reserve. Insbesondere die Währungen von Ländern, mit grossen externen Ungleichgewichten und/oder hohen Finanzierungskosten, sollten davon profitieren – etwa der südafrikanische Rand, die türkische Lira und die indonesische Rupiah. Eine weniger falkenhafte Fed könnte auch einige osteuropäische Währungen unterstützen, die attraktive Bewertungen und positive Wachstumsaussichten aufweisen, darunter den polnischen Zloty und die tschechische Krone. Portfoliomanager Husain verweist jedoch darauf, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in etwa auf dem Niveau ihres langfristigen Potenzials wachsen müssten. Jedes Anzeichen einer stärkeren Verlangsamung des US-Wachstums, könne die Währungen der Schwellenländer in den freien Fall versetzen.
Vor diesem Hintergrund ist es für das Investmentteam der potenziell bessere Weg, über den Kauf von lokalen Anleihen aus Schwellenländern in das aktuelle Umfeld zu investieren. Eine akkommodierendere Fed und eine Stabilisierung des US-Dollar würden den Zentralbanken der Schwellenländer mit Blick auf ihr derzeit hohes Zinsniveau eine Atempause verschaffen und möglicherweise einen gewissen Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik bieten. In dieser Hinsicht sticht insbesondere China hervor. Die Wirtschaft im Reich der Mitte verlangsamt sich in einer Phase nachlassenden Inflationsdrucks, während sich die Zentralbank aufgrund des Drucks auf die Währung durch den US-Dollar bisher sehr zurückhaltend gegenüber Zinssenkungen zeigt. Husain merkt an, dass ein stabilerer chinesischer Renminbi die Zentralbank zum Handeln bringen könne. Nach Meinung des Portfoliomanagers würde eine weniger restriktive Geldpolitik, kombiniert mit der Aufnahme Chinas in die globalen Rentenindizes, Investitionen in lokale chinesische Anleihen attraktiv machen.
2019 entwickelt sich zu einem weiteren Jahr, in dem Fundamentaldaten und Bewertungen die wichtigsten Treiber für die globalen Anleihenmärkte sind. Darüber dürften die Risikobereitschaft und der Schutz der Anleger eine Schlüsselrolle in den Märkten spielen. Wie sich das alles entwickelt, wird stark vom Wachstumspfad der USA abhängen. (TRP/mc)