Schokoladenproduzent Barry Callebaut verliert an Schwung

Schokoladenproduzent Barry Callebaut verliert an Schwung
Antoine de Saint-Affrique, CEO Barry Callebaut. (Foto: BC)

Zürich – Nach dem vergangenen Rekordjahr hat Barry Callebaut einen verhaltenen Start ins neue Geschäftsjahr 2018/19 hingelegt. Der grösste Schokoladenkonzern der Welt konnte die Verkaufsmenge im ersten Quartal (September bis November) um 1,7 Prozent auf 541’109 Tonnen steigern.

Das ist das schwächste Quartalswachstum seit zwei Jahren. Dennoch übertraf der Konzern mit Sitz in Zürich den globalen Schokoladenmarkt, der im selben Zeitraum gemäss den Zahlen des Branchendienstes Nielsen lediglich um 1,4 Prozent zulegte.

Und dabei war die Vergleichsbasis hoch. Vor einem Jahr hatte Barry Callebaut ein starkes Volumenwachstum von 8 Prozent erzielt, im gesamten letzten Geschäftsjahr waren es über 6 Prozent. Angesichts der sehr starken Vorjahresbasis sei der Start in das neue Geschäftsjahr solide, erklärte Konzernchef Antoine de Saint-Affrique in der Mitteilung.

Erwartungen verfehlt
Insgesamt nahm der Konzernumsatz leicht um ein halbes Prozent auf 1,881 Milliarden Franken zu. Hier spielen Wechselkurseffekte eine Rolle. In Lokalwährungen wäre der Umsatz um 3,7 Prozent gestiegen und damit mehr als die Verkaufsmenge. Barry Callebaut konnte mehr höherpreisige Produkte absetzen. Gewinnzahlen werden an den ungeraden Quartalen nicht bekannt gegeben.

Mit den Zahlen hat Barry Callebaut die Erwartungen der Finanzgemeinde klar verfehlt. Analysten hatten zwar mit einem verhaltenen Start ins neue Geschäftsjahr gerechnet, aber im Schnitt ein grösseres Verkaufsvolumen und mehr Umsatz prognostiziert.

An der Schweizer Börse knickte die Aktie zum Handelsstart um gut 2 Prozent ein. Danach erholte sich der Kurs aber und lag zu Börsenschluss 0,9 Prozent über dem Vortagesniveau.

Stagnation in Europa
In Europa, Afrika und dem Mittleren Osten stagnierten die Verkäufe, wobei auch hier die Vergleichsbasis hoch war. Man habe sich verstärkt auf profitablere Volumen bei den Industriekunden konzentriert. Zudem wurde die Produktesparte Getränke zugunsten profitablerer Aktivitäten verkleinert. Damit blieb Barry Callebaut unter dem Schokoladenmarkt in Europa, der laut Nielsen um 0,4 Prozent wuchs.

Der Umsatz in Europa gab um 3,7 Prozent auf 803,7 Millionen Franken nach. In Lokalwährungen wäre der Umsatz stagniert, genauso wie das Verkaufsvolumen.

Im verhältnismässig kleinen Asien-Geschäft nahm die verkaufte Menge um 3,8 Prozent zu. Auch im Raum Asien-Pazifik blieb Barry Callebaut deutlich schwächer als der dortige Schokoladenmarkt (+8,7 Prozent). Dagegen gelang in Nord- und Südamerika ein starker Start ins Jahr mit einem Wachstum der Verkaufsmenge um 8 Prozent, womit sich Barry Callebaut markant besser entwickelte das der Gesamtmarkt (+1,2 Prozent). Wachstumstreiber war das Geschäft in Südamerika.

Beschleunigung erwartet
Allerdings wird der Schwung in den nächsten Monaten zunehmen. «Wir gehen davon aus, dass sich die Entwicklung der Verkaufsmenge in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahrs beschleunigen wird», erklärte Saint-Affrique. Denn es kämen zusätzliche Volumen durch neue Auslagerungsverträge in allen Regionen und kürzlich lancierte Innovationen hinzu.

So hat Barry Callebaut Anfang Dezember einen Liefervertrag mit der britischen Burton’s über mehr als 12’000 Tonnen Schokolade und Compound-Schokolade pro Jahr abgeschlossen. Zudem übernahm Barry Produktionskapazitäten in Grossbritannien. Ein weiterer Auslagerungsvertrag wurde in Indonesien abgeschlossen, wo der Konzern 7’000 Tonnen an das Unternehmen Garudafood liefert. Und in Russland übernahm Barry Callebaut die Firma Inforum, die Schokolade, Glasuren und Füllungen herstellt.

Man sei zuversichtlich, die Mittelfristziele zu erreichen, die ein jährliches Verkaufsmengenwachstum von 4 bis 6 Prozent sowie eine über diesem Wachstum liegende Betriebsgewinnsteigerung (EBIT) in Lokalwährungen vorsehen, erklärte der Konzernchef. Diese Ziele, die Ende Geschäftsjahr ausgelaufen wären, hat Barry Callebaut ausserdem bis 2021/22 verlängert. Analysten hatten dies erwartet. (awp/mc/pg)

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