Deutsche Wirtschaft zum Jahresende wieder gewachsen
Berlin / Frankfurt – Die deutsche Wirtschaft ist nach der Delle im Sommer zum Jahresende wieder auf Wachstumskurs zurückgekehrt. In einer ersten Schätzung geht das Statistische Bundesamt von einem «leichten Plus» für das vierte Quartal im Vergleich zum Vorquartal aus, wie die Behörde am Dienstag in Berlin auf Nachfrage mitteilte. Im dritten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent geschrumpft.
Im Gesamtjahr 2018 wuchs die deutsche Wirtschaft nach einer ersten Schätzung der Statistiker um 1,5 Prozent, nach jeweils 2,2 Prozent in den beiden Vorjahren. 2018 war das neunte Wachstumsjahr in Folge seit 2010.
Gestützt wurde die Konjunktur im vergangenen Jahr dem Bundesamt zufolge abermals von der Kauflust der Verbraucher. Allerdings sei der Zuwachs der privaten Konsumausgaben (plus 1,0 Prozent) deutlich geringer ausgefallen als in den letzten drei Jahren. Hinzu kamen gestiegene Investitionen vieler Unternehmen in Ausrüstungen, Bauten und sonstige Anlagen sowie der Bauboom. Auch die Konsumausgaben des Staates, zu denen unter anderem soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten den Angaben zufolge zu.
Aussenhandel fällt als Wachstumstreiber aus
Der Aussenhandel fiel als Wachstumstreiber hingegen aus. Nach den vorläufigen Berechnungen stieg der Export von Waren und Dienstleistungen (plus 2,4 Prozent) auch 2018, aber nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Die Importe legten kräftiger zu (plus 3,4 Prozent).
Die von den USA angeheizten Handelskonflikte belasten das Exportgeschäft. Hinzu kamen Probleme der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie bei der Einführung des neuen Abgas- und Verbrauchsstandards WLTP. Die Hersteller mussten deswegen zeitweise ihre Produktion drosseln. Das hatte die Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal belastet.
Von der seit Jahren positiven Konjunktur und den anhaltend niedrigen Zinsen profitiert weiterhin auch der Fiskus. Der deutsche Staat konnte nach Berechnungen der Statistiker 2018 zum fünften Mal in Folge mehr Geld einnehmen als ausgeben. Der Überschuss von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialkassen machte unter dem Strich 1,7 Prozent des BIP aus, nach 1,0 Prozent im Vorjahr. Er stieg auf den Rekordwert von rund 59,2 Milliarden Euro. Ein wenn auch minimales Defizit hatte Deutschland zuletzt 2013 verbucht.
Wirtschaftsforschungsinstitute und Bankökonomen hatten zuletzt zwar ihre Konjunkturprognosen für Deutschland gesenkt. Sie gehen aber davon aus, dass der Aufschwung auch in diesem Jahr weitergeht. Das Bundeswirtschaftsministerium zeigte sich zuversichtlich: «Für eine positive Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Monaten spricht … der weitere Anstieg der verfügbaren Einkommen, der zum Jahreswechsel durch die Entlastungen bei Steuern und Abgaben zusätzlichen Schub erhielt.» Der Privatkonsum macht gut die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung aus. (awp/mc/ps)