US-Schluss: Dow büsst 1,5% auf 23’327 Punkte ein
New York – Auch die Aussicht auf einen weniger steilen Zinspfad in den USA war den Anlegern an der Wall Street am Mittwoch nicht genug. Im Gegenteil, die Kurse rutschten nach den geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed deutlich ab. Investoren hatten offensichtlich angesichts der zuletzt schwächeren Konjunktur auf eine noch vorsichtigere Fed gesetzt – und wurden damit auf dem falschen Fuss erwischt.
Der Dow Jones Industrial büsste 1,49 Prozent auf 23’323,66 Punkte ein. Zwischenzeitlich war der Index sogar auf den niedrigsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres abgerutscht. Damit entpuppt sich das Jahresende 2018 immer mehr als Enttäuschung für die Investoren. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,54 Prozent auf 2506,96 Punkte.
Mit Blick voraus signalisierte die Fed einen etwas moderateren Straffungskurs. Für kommendes Jahr rechnet sie nur noch mit zwei Zinsanhebungen. Im September waren es noch drei gewesen. «Am Markt hatten die meisten im Vorfeld mit nur einem weiteren Zinsschritt im nächsten Jahr gerechnet. Das erklärt die Kursverluste am Aktienmarkt», sagte Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Den Leitzins erhöhte die Notenbank wie erwartet um einen Viertelpunkt auf 2,25 bis 2,50 Prozent.
Der technologielastige Nasdaq 100 geriet am Mittwoch mit minus 2,29 Prozent auf 6342,96 Zähler noch stärker unter die Räder als der Dow. Technologiewerte gelten als zinssensitiv, weil sie stark von den Investitionen der Unternehmen abhängen. Müssen die mehr Geld für Kreditzinsen zahlen, bleibt weniger für Investitionen übrig.
Bei den Einzelwerten gerieten Aktien von Facebook unter Druck, sie büssten rund 7,3 Prozent ein. Dem Online-Riesen droht wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica rechtlicher Ärger. Der Regierungsbezirk Washington DC reichte Klage gegen den Konzern von Tech-Milliardär Mark Zuckerberg ein.
Papiere des Logistikriesen Fedex brachen sogar um mehr als 12 Prozent ein. Sie fielen auf den niedrigsten Kurs seit September 2016. Die internationalen Handelskonflikte haben hier Spuren hinterlassen: Mit den Ergebnissen für das zweite Geschäftsquartals kappte Fedex wegen eines schwachen internationalen Geschäfts das Ziel für den Jahresgewinn. Im Sog von Fedex verloren auch UPS 3 Prozent.
Im ersten Geschäftsquartal verfehlte der Chiphersteller Micron beim Umsatz die Markterwartungen und auch der Ausblick enttäuschte. Der Kurs verlor fast 8 Prozent. Wegen des Handelsstreits und einer schwächelnden Nachfrage hatte das Unternehmen die Jahresziele gekappt.
Der zu den grössten Lebensmittelherstellern der Welt gehörende Konzern General Mills übertraf mit dem Gewinn im zweiten Geschäftsquartal 2018/19 die Erwartungen des Marktes. Der Kurs des Herstellers von Knack & Back und Speiseeis der Marke Häagen-Dazs stieg um 5 Prozent.
Pfizer gaben mit dem schwachen Gesamtmarkt um 1 Prozent nach. Der Pharmakonzern und der britische Wettbewerber GlaxoSmithKline bündeln ihre Geschäfte mit rezeptfreien Medikamenten. Glaxo soll die Mehrheit an dem neuen Unternehmen halten und Pfizer knapp ein Drittel.
Aktien von Allergan fielen um 7 Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Das Unternehmen nimmt einige seiner Brustimplantate in Europa aus dem Verkauf.
Der Eurokurs gab nach der Fed-Sitzung die Gewinne zum US-Dollar wieder ab und notierte zuletzt mit 1,1370 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1405 (Dienstag: 1,1377) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8768 (0,8790) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gewannen 15/32 Punkte auf 103 3/32 Punkte und rentierten mit 2,764 Prozent. (awp/mc/ps)