GAM erwartet für 2018 einen Milliardenverlust

GAM erwartet für 2018 einen Milliardenverlust
GAM-Ceo David Jacob. (Foto: GAM)

Zürich – Der Vermögensverwalter GAM kämpft um das Vertrauen der Aktionäre. Angesichts eines voraussichtlichen Verlusts in Milliardenhöhe ein schwieriges Unterfangen. Jetzt sollen einschneidende Massnahmen umgesetzt werden.

Das Unternehmen rechnet für das zu Ende gehende Jahr mit einem Verlust von fast 1 Milliarde Franken, wie es am Donnerstag bekanntgab. Eine «umfassende» Restrukturierung soll nun Profitabilität und Aktionärswert «kurzfristig unterstützen». Auch das «Kontrollumfeld» solle weiter verbessert werden.

GAM leidet seit der Suspendierung des Investment-Managers Tim Haywood Ende Juli unter hohen Geldabflüssen. Haywood wurde ein nicht korrektes Risikomanagement vorgeworfen, sodass der von ihm verwaltete Fonds geschlossen wurde und derzeit liquidiert wird.

«Wollen Vertrauen zurückgewinnen»
«Wir sind entschlossen, alles Nötige zu tun, um das Vertrauen unserer Stakeholder zurückzugewinnen», sagte Unternehmenschef David Jacob am Donnerstag. Es gelte jetzt, das Geschäft zu stabilisieren. Und: Mit der heutigen Ankündigung wolle man Aktionären und Kunden noch vor den endgültigen Jahresergebnissen ein klares Bild geben, sagte er an einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Sein Vorgänger, Alexander Friedman, hatte nach der Zahlenvorlage zum dritten Quartal im Oktober in der Kritik gestanden, weil er die Anleger für Massnahmen bezüglich Ertragsausfall und Kosten auf später vertröstete. Ein Strategie-Update war erst für die Bilanzmedienkonferenz im Februar 2019 angesetzt.

Anfang November gab Friedman dann den CEO-Posten ab, und Jacob übernahm interimistisch die Führung. Die Suche nach einem neuen Gruppenchef läuft noch.

Hohe Goodwill-Wertberichtigung
Für GAM besteht jedoch schneller Handlungsbedarf. Nachdem der Asset Manager bereits im dritten Quartal massive Abflüsse erlitten hatte, ist es in den vergangenen zwei Monaten zu weiteren Nettoabflüssen in der Höhe von 4,2 Milliarden Franken im Investment Management gekommen. Insgesamt sanken die verwalteten Vermögen der Gruppe auf 139,1 Milliarden Franken per Ende November nach 146,1 Milliarden per Ende September.

Wegen des Einbruchs der verwalteten Vermögen und der geringeren Profitabilität kommt es 2018 zu einem Wertminderungsaufwand bezüglich Goodwill in Höhe von rund 885 Millionen Franken. Dabei handle es sich um «historischen» Goodwill, hiess es vom Management. GAM gehörte in der Vergangenheit zu UBS und dann zu Julius Bär.

Beratungskosten im Zusammenhang mit der Absolute-Return-Bond-Strategie mit uneingeschränktem Anlageansatz (ARBF), dem von Haywood geführten Fonds, sowie Aufwendungen wegen des Restrukturierungsprogramms werden mit 30 Millionen beziffert.

Keine Dividende
Unter dem Strich erwartet der Asset Manager für das Geschäftsjahr 2018 einen Nettoverlust nach IFRS von rund 925 Millionen Franken, nach einem Reingewinn von 123,2 Millionen im Jahr zuvor.

Der sogenannte zugrundeliegende Gewinn vor Steuern, in dem Sonderfaktoren ausgeklammert sind, erreicht den Schätzungen zufolge allerdings etwa 125 Millionen Franken nach 172,5 Millionen im Vorjahr. Für das Jahr 2019 rechnet das Unternehmen noch einmal mit einem «erheblich tieferen» bereinigten Ergebnis.
Auf eine Dividende soll angesichts der prekären Lage für 2018 verzichtet werden. Ab 2019 sei eine Ausschüttung von mindestens 50 Prozent des zugrundeliegenden Reingewinns anvisiert.

Stellenabbau um 10 Prozent
Im Rahmen der Restrukturierung sollen im Laufe des Jahres 2019 konzernweit rund 10 Prozent der Stellen abgebaut werden. Die bereits angekündigten Anpassungen im Portfoliomanagement seien darin enthalten. GAM hatte bereits vor einigen Wochen angekündigt, Teams zusammenzulegen. Ende September waren weltweit mehr als 900 Menschen beim Unternehmen beschäftigt.

An der Börse geben GAM am Donnerstag massiv ab. Bis Börsenschluss verloren die Papiere 22 Prozent auf 3,58 Franken und stehen damit im laufenden Jahr 77 Prozent im Minus. Das Tief wurde am Donnerstag bei 3,15 Franken markiert. Passend zur Weihnachtszeit «die nächste schöne Bescherung», kommentierte die ZKB die neuste Gewinnwarnung etwas ironisch. (awp/mc/pg)

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