Comet gibt erneut eine Gewinnwarnung heraus
Flamatt – Nach dem steilen Aufstieg im Rekordjahr 2017 kommt der Fall: Wegen schlechterer Geschäfte mit der Halbleiterindustrie stutzt der Freiburger Röntgenspezialist Comet seine Finanzziele für 2018 zurück. Der Umsatz dürfte stagnieren, der Betriebsgewinn gar einbrechen. Der Umsatz werde voraussichtlich nur noch 430 bis 440 Millionen Franken erreichen, teilte der Hersteller von Röntgengeräten, Vakuumkondensatoren und Oberflächenbehandlungssystemen mit. Bislang hatte Comet einen Umsatz von 440 bis 460 Millionen Franken angepeilt.
Zudem werde sich die Betriebsgewinnmarge vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sich nur noch auf 7 bis 9 Prozent belaufen, hiess es weiter. Noch im August hatte Comet von 10 bis 12 Prozent EBITDA-Marge gesprochen. Das ist bereits die zweite Gewinnwarnung in diesem Jahr. Schon im Juli hatte Comet die Erwartungen nach unten geschraubt.
So steht ein Gewinneinbruch bevor. Neu wird der EBITDA im 2018 maximal knapp 40 Millionen Franken erreichen. Im Rekordjahr 2017 war der EBITDA um ein Drittel auf 63,4 Millionen Franken hochgeschossen. Damit würde der operative Gewinn heuer wieder auf das Niveau von 2014 fallen. Zum Vergleich: 2017 hatte das Unternehmen aus Flamatt einen Umsatz von 438,4 Millionen Franken und eine EBITDA-Marge von 14,5 Prozent erreicht. Unter dem Strich hatten 35,5 Millionen Franken Reingewinn in der Kasse geklingelt – so viel wie noch nie.
Abschwächung stärker als erwartet
Als Grund für die neuerliche Gewinnwarnung nannte Firmenchef René Lenggenhager einen stärkeren Rückgang von Bestellungen aus dem Halbleitermarkt als noch im August 2018 erwartet. Gleichzeitig würden leichte Abschwächungen in verschiedenen anderen Märkten wie der Autoindustrie und Sicherheitsinspektion den Geschäftsgang belasten.
«Das Geschäftsklima hat sich stärker eingetrübt, als wir das im August erwartet hatten», sagte Lenggenhager in einer Telefonkonferenz: «Comet führt dies auch auf die gestiegenen Unsicherheiten im wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld zurück.»
Alle Divisionen müssen sparen
Um Gegensteuer zu geben, hat Comet weitere Schritte zur Kostenreduktion eingeleitet. So würden in Flamatt weniger Temporärmitarbeiter beschäftigt. Kurzarbeit oder ein Stellenabbau sei indes nicht vorgesehen, sagte Lenggenhager. Zusätzlich zu den bereits kommunizierten Ergebnisverbesserungsmassnahmen in der Division Röntgensysteme (X-Ray Systems) in Hamburg und im verlustreichen Oberflächenbehandlungsgeschäft Ebeam würden alle Bereiche ihre Kosten anpassen,
Bei Ebeam hatte Comet bereits im Sommer die Notbremse gezogen und die Schliessung des Werks im amerikanischen Davenport angekündigt. Dieses hatte alleine im vergangenen Jahr einen Verlust von 8 Millionen Franken produziert.
Die dadurch entstehenden einmaligen Kosten führen im laufenden Jahr zusammen mit einem deutlich schrumpfenden Umsatz zu einem happigen EBITDA-Verlust von rund 20 Millionen Franken bei Ebeam. Die Technik kommt etwa bei der Trocknung von Druckfarben, der Inaktivierung von Trockennahrung oder der Sterilisierung von Getränkekartons zum Einsatz.
Betriebsverlust bei Röntgensystemen
Im Geschäft mit Röntgensystemen für die Materialprüfung haben vor allem Kunden aus der Autobranche Bestellungen verschoben. Davon ist insbesondere die Prüfung von Rädern und Pneus betroffen. Die Sparte dürfte nun einen Betriebsverlust im mittleren einstelligen Bereich erleiden.
Bei der Division Plasma Control Technologies (PCT) werde der Umsatz leicht unter denjenigen des starken Vorjahres fallen, hiess es weiter. Die EBITDA-Marge werde deutlich sinken.
Ab 2019 geht es wieder aufwärts
Ab nächstem Jahr solle es wieder aufwärts gehen, sagte Lenggenhager: So würden die diesjährigen Einmalkosten für die Restrukturierung von 17 Millionen Franken wegfallen. Er rechnet im Ebeam-Geschäft nur noch mit einem mittleren einstelligen EBITDA-Verlust. Die Röntgensysteme sollen nach den diesjähren roten Zahlen wieder eine Betriebsgewinnmarge von 6 Prozent erreichen. Und bei Plasma Control düfte sich der Halbleitermarkt ab Mitte 2019 wieder erholen.
In der Finanzgemeinde stiess die erneute Gewinnwarnung auf heftige Kritik: Sie sei ein weiterer Rückschlag für die Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Die Ziele für 2019/20 seien bei weitem nicht mehr erreichbar, kommentierte ein Analyst. Noch im März hatte Comet geglaubt, das für 2020 gesteckte Ziel von 500 Millionen Franken Umsatz und einer EBITDA-Marge von 16 bis 18 Prozent bereits im nächsten Jahr erreichen zu können.
Die Aktie von Comet stürzte am Freitag bis zum Mittag um 10,1 Prozent auf 93,05 Franken ab, erholte sich dann leicht und notierte zu Börsenschluss 7,7% tiefer bei 95,50. (awp/mc/upd/pg)