SZKB: Marktkorrektur – Versuch einer Einordnung
Schwyz – Die Märkte sind die letzten Tage stark unter Druck gekommen. Es ist im Grunde kein neuer Aspekt aufgetaucht, der die Marktturbulenzen ausgelöst hätte. Allerdings hat sich bei einigen «alt-bekannten» Faktoren die Lage zugespitzt.
Auslöser für den Kursrutsch
- Dass die US-Notenbank Fed die geldpolitischen Zügel strafft (Zinserhöhungen, weniger Reinvestitionen auslaufender Anleihen) ist bekannt. Fed-Chef Powell hat mit seinen restriktiven Aussagen letzte Woche («sind noch weit vom neutralen Zinssatz entfernt») die Märkte jedoch überrascht. Die Zinsen sind in der Folge deutlich gestiegen und es hat zusätzliche Zinsängste ausgelöst.
- Die Fed erreicht nun im Oktober, wie seit langem vorgesehen, das Maximum an nicht reinvestierten Wertschriften (USD 50 Mrd.). Gleichzeitig reduziert die EZB ihre Käufe von EUR 30 Mrd. auf noch EUR 15 Mrd. (und wird Ende Jahr die Zukäufe ganz einstellen). Aus QE (Quantitative Easing) wird also QT (Quantitative Tightening). Durch Powells restriktive Töne ist womöglich das Bewusstsein an den Märkten gestiegen, dass mit der strafferen Geldpolitik eine wichtige Stütze für die Märkte wegfällt.
- Jüngst haben zahlreiche Unternehmen ihren Ausblick gesenkt und die Kurse unter Druck gebracht.
- Derzeit mehren sich die Anzeichen, dass der Konjunkturzyklus sich seinem Höhepunkt nähert oder ihn womöglich bereits überschritten hat. In den USA deuten die Frühindikatoren zwar weiter auf ein starkes Wachstum hin, in Europa und in China signalisieren sie jedoch eine anhaltende Verlangsamung. Das ist auch nicht wirklich neu. Nun hat der IWF Anfang Woche mit der Senkung seiner Wachstumsprognosen für das nächste Jahr dieser an sich bekannten Entwicklung eine Art «amtlichen Stempel» aufgedrückt.
- Der Handelskonflikt zwischen China und den USA läuft schon einige Zeit. Zuletzt war eine Verschärfung des Tons zwischen den beiden Grossmächten zu beobachten. Eine baldige Deeskalation scheint nicht Sicht.
Wie geht es weiter?
Es ist einiges zusammengekommen in den letzten Tagen. Dadurch ist auch schon vieles eingepreist. Eine Stabilisierung scheint deshalb möglich. Die Risiken sind allerdings nicht vom Tisch. Die grössten Gefahren gehen von einer weiteren Verschärfung des Handelskonflikts (nicht nur USA/China, sondern auch vom zurzeit ruhenden Konflikt USA/EU) und einer stärkeren Abkühlung der Konjunktur aus. Von der Geldpolitik ist kurzfristig hingegen mit keinen neuen/zusätzlichen Störfeuern zu rechnen, das meiste dürfte in den Kursen drin sein.
Mit der angelaufenen Berichtssaison kommt ein weiterer Unsicherheitsfaktor auf die Märkte zu. Enttäuschen die Unternehmen mit ihren Quartalsergebnissen, sind weitere Kurskorrekturen nicht auszuschliessen. Durch die erwähnte Senkung der Unternehmensprognosen ist das Enttäuschungspotenzial allerdings etwas reduziert. Und die Bewertungen sind – gerade nach der jüngsten Korrektur – nicht derart angespannt wie etwa Anfang Jahr, so dass von dieser Seite kein zusätzlicher Druck besteht (vgl. 2. Abb.).
Fazit / Positionierung
Für eine starke Erholung spricht derzeit nicht viel. Allerdings rechnen wir – sofern keine neuen Störfaktoren auftauchen – nicht mit einer anhaltenden Fortsetzung des Abwärtstrends. Eine Stabilisierung auf den aktuellen Niveaus scheint am wahrscheinlichsten. Mit unserer derzeit neutralen Aktiengewichtung in den Portfolios fühlen wir uns fürs vorerst weiter-hin gut aufgestellt. (SZKB/mc/ps)