Deutsche Industrie erhält mehr Aufträge – aber nur aus dem Ausland
Wiesbaden / Berlin – Die deutsche Industrie hat im August deutlich mehr Aufträge erhalten als in den Vormonaten, allerdings nur aus dem Ausland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Freitag gingen insgesamt 2,0 Prozent mehr Aufträge ein als im Vormonat. Analysten hatten im Mittel zwar einen Zuwachs erwartet, allerdings nur in Höhe von 0,8 Prozent. Es ist der erste Anstieg nach zwei Rückgängen in Folge. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fielen die Aufträge im August zwar um 2,1 Prozent. Der Rückgang war aber schwächer als erwartet.
Nach Herkunft zeigte sich im August ein gespaltenes Bild: Während aus Deutschland 2,9 Prozent weniger Aufträge als im Vormonat kamen, erhöhten sich die Bestellungen aus dem Ausland deutlich um 5,8 Prozent. Allerdings waren diese in den Monaten zuvor auch deutlich gefallen. Die Aufträge aus der Eurozone gingen erneut zurück, aus der restlichen Welt kamen aber 11,1 Prozent mehr Bestellungen. Nachgefragt wurden vor allem Investitions- und Konsumgüter, während Vorleistungsgüter etwas weniger bestellt wurden.
Deutsche Produkte bleiben gefragt
Das Bundeswirtschaftsministerium hob die positiven Seiten der Entwicklung hervor: «Der starke Anstieg der Bestellungen aus dem nicht-europäischen Ausland belegt, dass deutsche Industrieprodukte weiter weltweit gefragt sind, ungeachtet der Handelskonflikte.» Zudem seien der Auftragsbestand der Unternehmen hoch und das Geschäftsklima gut.
Analysten nahmen die Zahlen gemischt auf. Carsten Brzeski, Chefökonom der Direktbank Ing-Diba, sprach von einem fortgesetzten Zickzackkurs. Unter dem Strich gab er sich jedoch zuversichtlich und verwies auf ähnliche Faktoren wie das Wirtschaftsministerium, also etwa auf gut gefüllte Auftragsbücher. Analysten von der BayernLB und der VP Bank gaben sich bedingt zuversichtlich. VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel zeigte sich erleichtert, dass sich der negative Trend der Vormonate nicht fortgesetzt habe. «Bislang war das Jahr bei den Neubestellungen eine grosse Enttäuschung.» Stefan Kipar von der BayernLB lenkte den Blick auf die schwache Bestelltätigkeit im Inland. «Es bleibt daher dabei, dass die zweite Jahreshälfte konjunkturell wohl etwas schwächer ausfallen dürfte als die erste.» (awp/mc/cs)