Euro auf Sechs-Wochen-Tief – neuer Wirbel um Italien
Frankfurt – Der Euro ist am Dienstag wegen eurokritischer Äusserungen aus Italien unter Druck geraten. Am Vormittag verlor die Gemeinschaftswährung deutlich an Wert und rutschte um mehr als einen halben Cent auf 1,1505 US-Dollar. Das war der tiefste Stand seit gut sechs Wochen. Am Nachmittag erholte sich der Euro wieder etwas und notierte zuletzt bei 1,1537 Dollar.
Auch zum Franken verlor der Euro in den letzten 24 Stunden deutlich an Terrain mit einer leichten Erholung am Nachmittag. Das Währungspaar EUR/CHF notierte zuletzt bei 1,1363 nach 1,1413 ein Tag davor. Zum US-Dollar notierte der Franken relativ stabil, zuletzt bei 0,9835.
Grund für die Kursverluste waren Bemerkungen von Claudio Borghi, Wirtschaftsexperte der rechtspopulistischen Regierungspartei Lega. Borghi hatte im italienischen Radio gesagt, dass Italien mit einer eigenen Währung in der Lage wäre, die gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Der Euro sei hingegen «nicht ausreichend», um die fiskalischen Probleme Italiens zu bewältigen.
Borghi gilt als eurokritisch und hat derzeit den Vorsitz im Haushaltsausschuss in der Abgeordnetenkammer inne. Zwar versuchte der Finanzpolitiker nach den Aussagen umgehend, Ängsten vor einem Austritt des Landes aus dem Euro entgegenzutreten. Allerdings konnten die Versicherungen des Politikers und ähnlich lautende Beteuerungen des Regierungschefs Giuseppe Conte sowie des stellvertretenden Ministerpräsidenten Luigi Di Maio dem Euro keinen grösseren Auftrieb geben.
Auch Pfund gibt deutlich nach
Deutliche Bewegung am Devisenmarkt gab es auch beim britischen Pfund, das im Verhältnis zum Dollar um gut ein halbes Prozent nachgab. Der britische Ex-Aussenminister Boris Johnson hatte auf dem Tory-Parteitag in Birmingham Kritik von Parteifreunden für seine Angriffe auf Premierministerin Theresa May einstecken müssen. Johnson selbst rief zwar zur Unterstützung Mays auf – allerdings nicht für ihren aktuellen Brexit-Plan.
Unter Druck standen am Dienstag auch Währungen grosser Schwellenländer. Deutlich verlor die indonesische Rupiah, die zur US-Währung auf den tiefsten Stand seit der Asienkrise 1998 fiel. Verluste musste auch der koreanische Won hinnehmen. Die Währungen der aufstrebenden Länder leiden vor allem unter steigenden Zinsen in den USA und dem Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,89043 (0,89078) britische Pfund, 131,46 (132,25) japanische Yen und 1,1354 (1,1414) Schweizer Franken fest. Der Preis für eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London auf 1204,70 (1189,35) Dollar festgesetzt. (awp/mc/ps)