Arbeitsmarkt profitiert von Meldepflicht: Mehr offene Stellen als erwartet
Bern – Die wegen der Masseneinwanderungsinitiative eingeführte Stellenmeldepflicht zeigt Wirkung. Den Vermittlungszentren für Arbeitslose wurden auch im August wieder gut 6’000 mehr offene Stellen gemeldet. Das sind viel mehr als vom Seco vor der Einführung vor zwei Monaten erwartet.
Während die Konjunktur das ihre tut, wirkt auch die neu eingeführte Meldepflicht für offene Stellen in Branchen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit. Seit dem 1. Juli 2018 gibt es die Stellenmeldepflicht für Berufsarten mit einer Arbeitslosenquote von mindestens 8 Prozent. Derzeit sind 19 Berufsarten von der Stellenmeldepflicht betroffen, unter anderem Hilfskräfte in der Landwirtschaft, Servicepersonal und Schauspieler. Besonders hoch ist die Arbeitslosigkeit unter Betonbauern, die im Berechnungszeitraum vom 1. April 2017 bis 30. März 2018 auf eine Arbeitslosenquote von 17 Prozent kamen.
Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldeten offenen Stellen legte im August konkret um 6’406 auf 36’410 Stellen zu. Davon unterlagen rund 21’500 Stellen der Meldepflicht. Im Juli hatte sich bereits die Zahl der offenen Stellen auf rund 30’000 fast verdoppelt, davon war knapp die Hälfte meldepflichtig.
Mit der Meldepflicht wird der sogenannte «Inländervorrang light» umgesetzt, den das Parlament Ende 2016 zur Umsetzung der SVP-Masseneinwanderungsinitiative beschlossen hatte.
Firmen halten sich an Meldepflicht
Das seien viel mehr als erwartet, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Freitag gegenüber AWP. Es könne also davon ausgegangen werden, dass die Arbeitgeber der Meldepflicht nachkommen. Das Seco hatte vor der Einführung beim Schwellenwert von acht Prozent mit jährlich 55’000 zusätzlichen Stellen gerechnet.
Es ist aber noch nicht gesagt, ob und falls ja die Meldepflicht zu mehr Vermittlung geführt oder Vorteile für Stellensuchende gebracht hat. Dies soll später extern analysiert werden. Dafür sei jedoch ein Datensatz von einem Jahr vorgesehen, sagte Zürcher.
Die bei den RAV gemeldeten Stellen stehen fünf Tage lang ausschliesslich den registrierten Stellensuchenden zur Verfügung – dies können sowohl Inländer als auch Ausländer sein. Stellensuchende erhalten so einen zeitlichen Vorsprung bei der Bewerbung.
Arbeitslosigkeit bleibt im August tief
Die Schweizer Arbeitslosigkeit bleibt derweil wegen der starken Wirtschaft auf tiefem Niveau. Saisonal bedingt stieg die absolute Zahl der Arbeitslosen im August im Vergleich zum Vormonat allerdings wieder etwas an.
Die Arbeitslosenquote lag im August bei 2,4 Prozent und verharrte damit den vierten Monat in Folge auf einem Zehnjahrestief, wie aus den am Freitag veröffentlichten Daten des Seco hervorgeht. Zuvor hatte die Arbeitslosigkeit diesen Wert letztmals im September 2008 erreicht, bevor die Finanzkrise durchschlug. Saisonbereinigt blieb die Arbeitslosenquote mit 2,6 Prozent ebenfalls unverändert. Die Zahlen sind keine Überraschung, Ökonomen hatten im Vorfeld damit gerechnet.
Absolut betrachtet waren gemäss den Erhebungen knapp 107’900 Menschen bei den Arbeitsvermittlungszentren eingeschrieben. Das sind rund 1800 mehr als im Vormonat. Im Juli hatte es noch einen Rückgang von gut 500 Leuten gegeben. Ohne saisonale Effekte wären es auch im August rund 1’100 Personen weniger Arbeitslose gewesen, erläuterte Zürcher.
Weniger Jugendliche arbeitslos als im Vorjahr
Dass es um den Arbeitsmarkt nach wie vor sehr gut steht, zeigt zudem der Vergleich zum Vorjahresmonat: Knapp 27’700 Personen weniger waren arbeitslos und damit ein Fünftel weniger als vor einem Jahr. Im August 2017 hatte die Arbeitslosenquote zudem noch bei 3,0 Prozent gelegen. Der deutliche Rückgang sei sehr erfreulich, kommentierte Zürcher.
Besonders bei den Jugendlichen schlägt der konjunkturelle Aufschwung voll durch. Saisonal bedingt erhöhte sich die Zahl der jungen Arbeitslosen im August im Vergleich zum Vormonat zwar um knapp ein Viertel auf 14’500. Die Quote stieg damit weiter an auf 2,6 Prozent.
Der Grund ist jedes Jahr derselbe: Viele Jugendliche, die ihre Ausbildung beendet haben, melden sich üblicherweise im Juli und August präventiv beim RAV, sagte Zürcher. Das baue sich aber immer schnell wieder ab. Und: Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat ging die Arbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen um ebenfalls knapp ein Viertel zurück. (awp/mc/pg)