Hennes & Mauritz verzeichnet Gewinneinbruch
Stockholm – Beim schwedischen Textilkonzern Hennes & Mauritz (H&M) schmelzen die Gewinne. Nach wie vor kommt der Konzern gegen eine starke Online-Konkurrenz nur mühsam voran. Hinzu gesellten sich zuletzt Lieferschwierigkeiten. Im zweiten Quartal (Ende Mai) rutschte der Gewinn um mehr als ein Fünftel auf 4,6 Milliarden schwedische Kronen (512 Mio Fr.) ab, wie der Zara-Konkurrent am Donnerstag in Stockholm mitteilte. Für H&M ist es nun das vierte Quartal mit einem Gewinnrückgang in Folge.
Die Aktie gab an der Börse in Stockholm im frühen Handel zunächst um fast 4 Prozent nach, drehte dann aber wieder ins Plus. Die meisten Analysten hatten mit einem besseren Abschneiden des Konzerns gerechnet. Hoffnung machte die Aussicht auf eine bessere zweite Jahreshälfte. Analyst Michael Pohn von der DZ Bank zeigte sich dennoch nicht überzeugt: «Eine baldige Besserung sehen wir im Gegensatz zur Gesellschaft nicht», schrieb er. Auch die Investmentbank Morgan Stanley geht davon aus, dass H&M noch mehrere Quartale mit hohen Rabatten zu kämpfen haben wird, denn die Lager sind voll.
Viel zu hohe Lagerbestände
Dass es zumindest im dritten Quartal zu verstärkten Rabatten kommen wird, räumte auch Konzernchef Karl-Johan Persson ein. «Wir haben noch immer viel zu hohe Lagerbestände», sagte er. Diese sollen nun über den Sommer durch Schlussverkäufe weiter abgebaut werden.
Probleme bereitete der Konzernmutter von Marken wie H&M, Cheap Monday, Cos oder & Other Stories die Umstellung auf neue Logistiksysteme. Das Verfahren sei sehr komplex und habe in einigen wichtigen Märkten vorübergehend zu Lieferverzögerungen geführt, so Persson. Beim Umsatz kam H&M im zweiten Quartal nur langsam vom Fleck – und das auch nur wegen der Eröffnung neuer Läden. Mit 60,5 Milliarden Kronen lagen die Erlöse um 1,6 Prozent über dem Niveau ein Jahr zuvor.
Umsatzrückgang in Schweiz
In der Schweiz tauchte der Umsatz um 8 Prozent auf umgerechnet 154 Millionen Franken, wie aus dem Quartalsbericht hervorgeht. Hierzulande haben die Schweden zwei Läden geschlossen. Insgesamt hat H&M 97 Geschäfte in der Schweiz. Den Schweizer Kleiderhändlern geht es generell nicht gut. OVS ist pleite. Alle knapp 1’200 Mitarbeitenden der ehemaligen Charles Vögele werden bis Ende Juni entlassen.
Schwaches 1. Halbjahr
Persson hatte bereits vor einem schwachen ersten Halbjahr gewarnt und erwartet nun eine bessere zweite Jahreshälfte. DZ Bank-Experte Pohn hegt daran aber Zweifel. «Vor wenigen Wochen wurde im Heimatland Schweden die neue Marke («Afound») eingeführt, die im niedrigen Preissegment angesiedelt ist, um gegen die Discount-Konkurrenz anzutreten. Wir sind nicht davon überzeugt, dass dies die richtige Strategie ist und befürchten zudem Margendruck durch Anlaufkosten», schreibt er in einer aktuellen Studie. Sinnvoller sei aus seiner Sicht eine stärkere Ausrichtung auf höherpreisige Marktsegmente mit besseren operativen Margen.
Der Konzern kämpft gleich an mehreren Fronten. Was günstige modische Kleidung angeht, ist H&M längst nicht mehr das Mass aller Dinge. Anbieter wie beispielsweise Primark sind günstiger. Auch bei der Umsetzung aktueller Trends sind die Schweden nicht so flott unterwegs wie beispielsweise der spanische Textilriese Inditex , zu dessen Reich die Marken Zara, Massimo Dutti, Bershka oder Pull & Bear gehören. Erschwerend hinzu kommt, dass H&M recht spät im Internet gestartet ist und nun aufholen muss.
Vor allem in den reifen Märkten wird H&M nun Läden dicht machen. Gleichzeitig sollen neue in Schwellenländern entstehen. Die Gesamtzahl der Filialen soll so bis Ende des Jahres um 240 steigen. Ende Mai betrieben die Schweden 4800 Läden, die meisten davon in den USA, China und Deutschland. (awp/mc/pg)