Varoufakis für «kreative Interpretation» der Euroregeln

Varoufakis für «kreative Interpretation» der Euroregeln
Griechenlands ehemaliger Finanzminister Gianis Varoufakis.

München – Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hält die europäische Währungsunion für eine Fehlkonstruktion und hat eine «Neuinterpretation der Regeln» gefordert. Sie könnten von hochverschuldeten Eurostaaten gar nicht befolgt werden und stärkten nur Europakritiker und Populisten wie jetzt in Italien, sagte Varoufakis am Montagabend in München. Deutschland könne auch nicht die gesamte Eurozone retten. Sein Vorschlag: Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte eigene Anleihen auf den Finanzmarkt bringen. Hierfür sei allerdings «eine kreative Interpretation» der Maastricht-Regeln notwendig.

Ausserdem sollte die EZB Lebensmittelgutscheine für arme Familien bezahlen. Diese Menschen würden sich dann stärker als Europäer fühlen, sagte Varoufakis bei einer Veranstaltung des Ifo-Instituts und der «Süddeutschen Zeitung». Die Europäische Investmentbank sollte einen Energiewende-Fonds schaffen. Investoren bekämen so eine Anlagemöglichkeit für ihre Gelder, und die EU würde unabhängiger vom russischen Energiekonzern Gazprom und Präsident Wladimir Putin.

Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte: «Wenn man Kreativität und die EZB in einem Atemzug erwähnt, werden die Menschen in Deutschland nervös.» Varoufakis sagte, er verstehe, dass die Deutschen nicht die Rechnung zahlen wollen «für Zombie-Banken im Rest der Eurozone». Die Krise der Währungsunion mache eine politische Union unmöglich, Populisten erhielten Zulauf. (awp/mc/ps)

Ifo-Institut

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