BIZ-Generaldirektor warnt vor zu später geldpolitischer Wende
Basel – Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt davor, die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik auf die lange Bank zu schieben. Auch ein zu später und zu langsamer Ausstieg berge grosse Gefahren, sagte BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens der «Börsen-Zeitung» in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
«Wenn die Zentralbanken allzu lange mit der Wende warten, steigt nur die Gefahr, dass sie später umso abrupter und aggressiver gegensteuern müssen.» In moderner Zeit hätten Notenbanken niemals so lange eine derart unkonventionelle Geldpolitik betrieben. «Diese Politik muss zurückgefahren werden.» Die BIZ mit Sitz in Basel ist eine wichtige Denkschmiede für die internationale Geldpolitik. Aus Sicht von Carstens wäre es eine willkommene Entwicklung, wenn die Währungshüter ihre Geldpolitik allmählich normalisierten, um sich vor dem nächsten Abschwung geldpolitischen Spielraum zu verschaffen.
Konjunkturaufschwung moderat
Der Konjunkturaufschwung nach der weltweiten Finanzkrise sei zwar recht moderat gewesen. Deshalb sei es verständlich, dass alle warten wollten, bis er sich verfestigt habe. «Doch wenn es dafür genug Belege gibt, und dies scheint jetzt der Fall zu sein, sollten die Zentralbanken wenn nötig entschlossener an der Inflationsfront agieren.» In den USA hat die Notenbank Fed die Wende bereits eingeleitet. Dort steigen die Zinsen seit Ende 2015 wieder. Davon ist die Europäische Zentralbank (EZB) allerdings noch weit entfernt. (awp/mc/cs)