Ölpreise stoppen Höhenflug (vorerst)
New York – Die Ölpreise haben ihren Höhenflug am Freitag vorerst nicht weiter fortgesetzt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am späten Nachmittag 79,26 US-Dollar. Das waren vier Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni fiel um sechs Cent auf 71,43 Dollar.
Seit Monaten geht es mit den Ölpreisen tendenziell aufwärts. Preistreiber sind Produktionskürzungen der Opec und die Sorge vor neuen Sanktionen der USA gegen das wichtige Förderland Iran. Am Donnerstag war der Preis für Brent-Rohöl erstmals seit November 2014 über die Marke von 80 Dollar geklettert, während US-Rohöl bei 72,30 Dollar den höchsten Stand seit November 2014 erreicht hatte. Seit Beginn des Jahres sind beide Ölpreise jeweils um knapp 20 Prozent gestiegen.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank stehen die Chancen gut, dass sich die Ölpreise aufgrund der anhaltenden Angebotssorgen auf dem hohen Niveau halten können. Sie verwiesen auf die Präsidentschaftswahlen in Venezuela, die am kommenden Sonntag auf dem Programm stehen. Der Rückgang der venezolanischen Ölproduktion könnte sich noch verstärken, falls es nach der erwarteten Wiederwahl von Präsident Nicolas Maduro zu Unruhen kommen sollte.
Venezuela ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und verfügt nach Einschätzung von Experten über die grössten Ölreserven der Welt. Zuletzt hatte die schwere Wirtschaftskrise in Venezuela die Fördermenge spürbar belastet. Hinzu kommt, dass US-Präsident Donald Trump weitere Sanktionen gegen den südamerikanischen Staat angedroht hatte. Dies würde die Ölindustrie des Landes zusätzlich unter Druck setzen. (awp/mc/pg)