Roche: Trotz gutem Auftaktquartal bleiben Sorgen
Basel – Dem Pharmakonzern Roche gelingt es trotz erfolgreichem Auftaktquartal und erhöhtem Ausblick nicht, die Investoren wirklich zu überzeugen. Auch wenn der Konzern in den ersten drei Monaten beim Umsatz etwas besser als erwartet abgeschnitten hat und nun für das Gesamtjahr von einem leichten Wachstum ausgeht, überschattet die Nervosität wegen der bevorstehenden Umsatzerosion durch Biosimilars diese Tatsachen.
Abzulesen ist dies am Aktienkurs. In einem insgesamt sehr freundlichen Umfeld legten die Bons lediglich um 0,2 Prozent zu. Einer der Gründe dürfte das Umsatzminus von 44 Prozent beim Blockbuster Rituxan in Europa sein. Das ist ein deutlich stärkerer Einbruch als erwartet, und in den USA kommen die ersten Biosimilars erst noch auf den Markt.
Dies zusammen mit den ersten Biosimilars für den zweiten Blockbuster Herceptin scheint den Marktteilnehmern eine zu grosse Unbekannte zu sein. Dabei geben sich der Roche-CEO Severin Schwan und sein Pharma-Chef Daniel O’Day vor Journalisten zuversichtlich – auch was die weitere Umsatzerosion betrifft. Wie O’Day sagt, dürfte sich das Tempo bei Rituxan in der zweiten Jahreshälfte wohl etwas abschwächen, während es aber bei Herceptin zunehmen könnte.
Roche-Management zeigt sich zuversichtlich
Insgesamt gehen aber beide Manager davon aus, dass die neu eingeführten Produkte wie das Krebsmittel Perjeta und Ocrevus zur Behandlung der Multiplen Sklerose ausreichen werden, um diese Einbussen mehr als auszugleichen, wie es ihnen bereits in den ersten drei Monaten gelungen ist. «Die Entwicklung im ersten Quartal hat uns zu der neuen Prognose veranlasst», betont Schwan in der Konferenz. Roche stellt nun ein Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Zuvor lautete die Vorgabe stabil bis niedriges einstelliges Wachstum.
5 Prozent mehr Umsatz
Mit dieser Umsatzprognose erhöht Roche auch seine Vorhersagen für den Kerngewinn je Aktie. Denn ohne den erwarteten positiven Einfluss durch die US-Steuerreform hatte Roche hier ein Wachstum entsprechend dem Umsatz prognostiziert. Für das abgelaufene erste Quartal hatte der Konzern am Morgen einen Umsatz in Höhe von 13,58 Milliarden Franken gemeldet, ein Plus von 5 Prozent. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) betrug die Zunahme 6 Prozent.
Hierzu steuerte die grössere Geschäftssparte Pharma 10,67 Milliarden bei (+5 Prozent/+7 Prozent zu kWk). Besonders deutlich steigerte die Pharmasparte ihre Umsätze in den USA, wo sie um 9 Prozent (+15% zu kWk) auf 5,52 Milliarden US-Dollar zunahmen. Wichtigste Wachstumsträger waren hier Ocrevus, Herceptin und Perjeta gewesen. Die Diagnostics-Sparte steigerte ihren Umsatz im Berichtszeitraum um 5 Prozent (+5 Prozent zu kWk) auf 2,91 Milliarden US-Dollar.
Neue Produkte schieben Wachstum an
Mit Blick auf die neu eingeführten Produkte heben die beiden Manager Schwan und O’Day vor allem das MS-Mittel Ocrevus positiv hervor. Es sei sowohl in den USA als auch Europa und den übrigen Märkten stark gewachsen. «Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird», kündigt O’Day an. Auch das neu zugelassene Mittel Hemlibra zur Behandlung der Bluterkrankheit habe einen vielversprechenden Start verzeichnet, betonen die Manager.
Nicht ganz klar ist dagegen der weitere Weg vom Immun-Therapeutikum Tecentriq. Gefragt, wie entscheidend es für die Onkologie-Umsätze von Roche sei, bleiben die Antworten von Schwan und O’Day etwas vage. Tecentriq komme in der Immunonkologie bei Roche eine Schlüsselrolle zu. Mit Blick auf die Umsatzentwicklung verweist der Pharma-Chef auch auf die in den kommenden Wochen anstehenden Daten aus zahlreichen Studien. Sie dürften mittelfristig zu einem Umsatzschub bei Tecentriq beitragen. (awp/mc/pg)