Marco Syfrig, CEO Burkhalter Gruppe, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Syfrig, hauptsächlich wegen dem Auslaufen des Gotthardprojektes hat die Burkhalter Gruppe das Geschäftsjahr 2017 mit einem tieferen Ergebnis abgeschlossen. Wie werten sie das Resultat abgesehen von diesem Faktor?
Marco Syfrig: Das übrige Resultat können wir als zufriedenstellend bewerten, da sich das schwierige Umfeld bereits 2017 abgezeichnet hat.
Mit dem schwierigen Umfeld meinen Sie sicher den «unverständlichen Preiskampf», den ihre Mitbewerber angefacht hätten, wie Burkhalter in einer Medienmitteilung schreibt. Trotz dem Unverständnis haben Sie sicher eine Erklärung, was dahinter steckt…
Der Preiskampf ist in der Tat unverständlich. Obwohl die Branche wegen der fehlenden Fachkräfte an Angebotsknappheit leidet, geht die Angst um, mittelfristig keine Aufträge generieren zu können und keine Arbeit zu haben.
Die Konjunktur läuft gut, die Bautätigkeit ist hoch, trotzdem der Preisdruck. Wie verhält sich Burkhalter in dieser Situation?
Die Konjunktur läuft sogar sehr gut und die Bautätigkeit ist sehr hoch. Die Burkhalter Gruppe hält sich in dieser Situation bei der Annahme von Aufträgen zurück und konzentriert sich auf eine kurzfristige Auslastung.
Wie äussert sich der Preiskampf und ab welcher Grössenordnung sind Projekte besonders betroffen?
In der Offertphase werden bis zu 15 Unternehmen eingeladen und obwohl die meisten bereits Kapazitätsengpässe haben, bieten sie mit und drücken dadurch den Preis. Die Projekte, die vom Preisdruck betroffen sind, waren bis vor Kurzem vor allem Grossprojekte. Mittlerweile gilt das aber auch für mittlere und kleine Projekte.
«Obwohl die Branche wegen der fehlenden Fachkräfte an Angebotsknappheit leidet, geht die Angst um, mittelfristig keine Aufträge generieren zu können und keine Arbeit zu haben.»
Marco Syfrig, CEO Burkhalter Gruppe
Wird sich der Preisdruck auch im laufenden Jahr auf das Resultat auswirken?
Ja, wir haben bereits kommuniziert, dass wir im laufenden Jahr eine Reduktion der Marge auf 6% (2017 ohne Berücksichtigung des Gotthardprojekts: 7%) prognostizieren.
Bei den Stromversorgern wirft das angestammte Geschäft immer weniger Geld ab, und verschiedene von ihnen dringen ins Installationsgeschäft vor. Wie beurteilen Sie die Situation, auch unter dem Aspekt, dass diese Konzerne zum Teil staatlich beherrscht werden?
Es ist nicht unsere Aufgabe zu beurteilen, ob unsere Konkurrenten staatliche Aktionäre haben oder nicht. Das ist eine politische Frage, die von den entsprechenden Gremien beantwortet werden muss. Ob staatlich beherrscht oder nicht, für uns sind alle Konkurrenten ein Teil des Marktes. Ausserdem sind es keineswegs nur die staatlich beherrschten Konkurrenten, die den Preisdruck auslösen.
Burkhalter hat in den letzten Jahren stark zugekauft, im vergangenen Jahr kam nur noch ein akquiriertes Unternehmen dazu. An der Strategie des Wachstums durch Akquisitionen hat sich aber nichts geändert?
Nein, da hat sich nichts geändert. Wir halten nach wie vor an dieser Strategie fest. In einem Umfeld, in dem verschiedene Marktteilnehmer eine Akquisitionsstrategie verfolgen, sind Zurückhaltung und Geduld angebracht. Alles andere führt unweigerlich zu Geldvernichtung.
«In einem Umfeld, in dem verschiedene Marktteilnehmer eine Akquisitionsstrategie verfolgen, sind Zurückhaltung und Geduld angebracht.»
Die Elektroindustrie gilt als Leitbranche der Digitalisierung. Wie fliesst die Herausforderung in die Aus- und Weiterbildung bei Burkhalter ein? Von den über 3000 Mitarbeitenden sind ja fast 700 Lernende.
Als führendes Unternehmen ist es uns ein grosses Anliegen, alles, was mit Elektrotechnik zu tun hat, auch abzudecken. Deshalb bieten wir unseren Mitarbeitenden verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an und bilden unsere Lernenden nach dem neuesten Wissensstand aus.
Bei unserem letzten Interview vor zwei Jahren haben Sie den Fachkräftemangel beklagt. Wie hat sich die Situation in diesem Bereich seither entwickelt?
Wie vorausgesagt hat sich dieses Thema zugespitzt und es wird sich noch verstärken. Unsere Geschäftseinheiten sehen sich vor allem in Stadtgebieten immer grösseren Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Lernenden ausgesetzt. Als Burkhalter Gruppe können wir das politische Umfeld, das das Dualsystem trotz gegenteiliger Äusserungen der Politiker immer stärker schwächt, nicht für die ganze Gesellschaft lösen. Wir müssen uns als fortschrittlicher Arbeitgeber positionieren und unsere Mitarbeitenden entsprechend unterstützen und wertschätzen.
Letzte Frage: Burkhalter ist seit vielen Jahren ein Hauptsponsor des HC Davos. Das frühe Aus in den Playoffs war sicher auch für Sie enttäuschend. Wie haben sich die kommunikativen Ziele in der Zusammenarbeit mit dem HCD in den Jahren der Zusammenarbeit weiterentwickelt?
Die Zusammenarbeit mit dem HCD ist sehr gut für uns. Da wir mit über 40 Unternehmen im ganzen Land vertreten sind, ist es wichtig, dass wir die Marke Burkhalter Group schweizweit kommunizieren und pflegen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Image stimmen, auch wenn es diesmal nicht für den Meisterschaftstitel gereicht hat.
Herr Syfrig, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Marco Syfrig ist seit dem Jahr 2008 als CEO der Burkhalter Gruppe tätig. Anlässlich der ordentlichen Generalversammlung 2008 wurde er in den Verwaltungsrat der Gesellschaft gewählt und von diesem als Delegierter ernannt.
Syfrig ist als Delegierter des Verwaltungsrates und CEO für die operative Führung der Gesellschaft verantwortlich. Er hat sein Studium der Rechtswissenschaften 1984 in Bern abgeschlossen und 1986 in Luzern das Anwaltspatent erworben. In der Folge war er bis 1997 bei Ernst & Young, Zürich, tätig und wurde 1993 Partner. 1997 gründete er gemeinsam mit anderen Partnern von Ernst & Young die Taxpartner AG in Zürich. 1998 beteiligte sich Marco Syfrig an der Highlight Communications AG, Pratteln, in der er als CFO und CEO tätig war. Zwischen 2004 und 2006 war er CFO der Fumapharm AG, Luzern, die 2006 an die Biogen Idec, USA, verkauft wurde. Marco Syfrig ist ausserdem Präsident des Verwaltungsrates der seit 2017 ebenfalls an der SIX Swiss Exchange kotierten Poenina Holding AG.