EY: Kehrtwende in der Schweizer Industrie
Zürich – Ein Aufwärtstrend zeichnet sich ab, Schweizer Industrie-KMU sind deutlich zufriedener als noch vor einem Jahr. 60 Prozent und damit mehr als in jeder bisherigen Befragung seit 2011 sind mit ihrer Geschäftslage rundum zufrieden. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die ihre Situation als (eher) schlecht bewerten, stark gesunken. Noch vor einem Jahr waren Industrieunternehmen das Schlusslicht, wenn es um die Zufriedenheit mit der eigenen Geschäftslage ging. 2018 sind branchenübergreifend nur Dienstleister (65 Prozent) noch zufriedener.
«Mittelständische Industrieunternehmen in der Schweiz haben schwierige Zeiten hinter sich. Dass die Unternehmen trotzdem optimistisch sind, ist ein Zeichen dafür, dass Industrieunternehmen gelernt haben, „gute Miene zum bösen Spiel“ zu machen. Viele Firmen haben sich mit der schwierigen Situation abgefunden und gelernt, damit umzugehen. Dies zeigt auch die anhaltende und überdurchschnittliche Investitionsbereitschaft», so Christian Schibler, Partner und Sektorleiter Industrie bei EY in der Schweiz.
Neuer Optimismus trotz geringer Erwartungen
Der positive Trend spiegelt sich auch im Betriebsklima der KMU wider. Erstmals seit 2014 liegen Schweizer Industrieunternehmen über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft und deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Bemerkenswert ist, dass dieser Anstieg im Industriesektor deutlich stärker ausfällt als beispielsweise in der Life-Sciences- oder Dienstleistungsbranche. Konkret beschreiben ganze 94 Prozent der Industrieunternehmen in der Schweiz ihren aktuellen Zustand als stabil. Das sind deutlich mehr als noch im Vorjahr (88 Prozent).
Andererseits rechnet nicht einmal jedes zweite Industrieunternehmen mit Umsatzwachstum. 46 Prozent der Industrieunternehmen in der Schweiz erwarten für 2018 höhere Umsätze als im vergangenen Jahr. Im Durchschnitt rechnen die Unternehmen mit einem Umsatzplus von 1,6 Prozent, was immerhin knapp über dem Durchschnitt in der Gesamtwirtschaft liegt (1,5 Prozent).
Rohstoffpreise und Währungsstärke drücken die Gemüter
Nebst dem starken Schweizer Franken trüben vor allem die Rohstoffpreise die Gemüter der Schweizer Industrie-KMU zunehmend. Über die Hälfte der befragten Industriebetriebe mit 30 bis 2‘000 Mitarbeitenden sieht in den hohen beziehungsweise schwankenden Rohstoffpreisen neuerdings die grösste Gefahr für die Entwicklung ihres Unternehmens. Nach wie vor kämpft ausserdem mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Unternehmen mit dem starken Schweizer Franken. «Wir sehen bei unseren Kunden, dass der starke Schweizer Franken besonders exportorientierten Industrieunternehmen seit geraumer Zeit zu schaffen macht», kommentiert Schibler. Ein Drittel der von EY befragten Unternehmen verkauft über die Hälfte ihrer Produkte im Ausland. «Auch sieht sich die Industrie aufgrund der anhaltenden Währungsstärke dazu gezwungen, Prozesse zu optimieren und regelmässig neuartige Produkte auf den Markt zu bringen, was bei vielen unserer Kunden mit hoher Investitionsbereitschaft verbunden ist», so Schibler weiter.
Industrie fordert weniger Steuern und Bürokratie
Nach wie vor sind Steuerentlastung und Bürokratieabbau mit Abstand die wichtigsten Forderungen von Schweizer Industrieunternehmen an die Politik. «Wir sehen einen steigenden Optimismus von Schweizer Industrieunternehmen. Daher ist es gerade heute wichtig, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die anhaltende Forderung nach Steuerentlastung ist ein klares Signal für neue mehrheitsfähige Vorlagen zur Unternehmensbesteuerung», kommentiert Schibler.
Viele digitale Möglichkeiten – aber Fachkräfte fehlen
«In der Industriebranche tut sich durch Einzug der Digitalisierung aktuell viel, gleichzeitig geht es jedoch immer noch um die alten Themen Kosteneffizienz und Innovation. Im Zuge der Automatisierung haben aber Unternehmen heute völlig neue Möglichkeiten, diese Herausforderungen anzusprechen – wie beispielsweise die Automatisierung der Wertschöpfungskette durch Roboter und künstliche Intelligenz», sagt Schibler. Diese Entwicklung zeigt sich besonders deutlich darin, dass inzwischen bei jedem vierten Industrieunternehmen digitale Technologien ein integraler Teil des Geschäftsmodells sind – Tendenz steigend.
«Im Zuge der Digitalisierung ist es mit Automatisierungen und Robotern alleine natürlich nicht getan», kommentiert Schibler. Das Profil der Mitarbeitenden in Industrieunternehmen verändert sich. Klassische Industrieberufe verschwinden und werden durch Roboter ersetzt. Gleichzeitig entstehen neue Berufsprofile, welche digitale Kenntnisse voraussetzen. Die Rekrutierung dieser Fachkräfte ist aber anspruchsvoll und führt dazu, dass mehr als jedes zweite Industrieunternehmen aufgrund des Fachkräftemangels über Vakanzen in der Produktion klagt. Gut drei von fünf Industrieunternehmen in der Schweiz (62 Prozent) berichten derzeit von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung geeigneter Fachkräfte – 15 Prozent der Betriebe fällt es nach eigenen Angaben sogar „sehr schwer“, Fachpersonal zu finden. Damit hat sich die Situation aus Sicht der Unternehmen nochmals verschärft – wenn auch nur geringfügig. (EY/mc/ps)
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