Ascom ist zurück in den schwarzen Zahlen
Zürich – Nach dem Absturz im Vorjahr in die tiefroten Zahlen hat Ascom im 2017 die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Im laufenden Jahr will der Technologiekonzern das Wachstum etwas beschleunigen. Um wie viel hängt davon ab, wie stark sich Ascom in Nordamerika verbessern kann.
Dort hatte Ascom im vergangenen Jahr einen Rückgang erlitten. Schuld seien Schwächen in der Verkaufsmannschaft, sagte Ascom-Chef Holger Cordes am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Deshalb habe man Gegenmassnahmen ergriffen. Einzelne Führungspersonen seien ausgewechselt worden.
So sei man zu weit weg gewesen von Vertriebsunternehmen, die Ascom-Technologien an nordamerikanische Spitäler liefern würden, sagte Cordes: «Da müssen wir zur Aufholjagd ansetzen.» Überdies sei die Transformation von einem Geräteanbieter zu einem Anbieter von Software und Service zu langsam verlaufen.
Insgesamt müsse Ascom den Abwärtstrend in Nordamerika stoppen. «Das wird uns gelingen», sagte Cordes am Rande der BMK gegenüber AWP. Wie schnell man auf den Wachstumspfad zurückfinde, werde man im Laufe des Jahres sehen. Gleichzeitig werde Ascom in die Verkaufsorganisation investieren und neue Leute einstellen. Dies verursache zunächst Kosten, bevor sich das auszahle. Deshalb bleibe man bei den Zielen für die Betriebsgewinnmarge (EBITDA) zurückhaltend. Für das Gesamtjahr 2018 rechnet das Unternehmen mit einer EBITDA-Marge von 14 bis 15%, womit der operative Gewinn steigen dürfte.
Solider Start ins 2018
Der Start ins laufende Jahr sei solide ausgefallen, sagte Finanzchefin Anette Weber. Resultatziele fürs erste Halbjahr wollte sie auf der Bilanzmedienkonferenz indes nicht formulieren. Im gesamten Geschäftsjahr 2018 strebt der Anbieter von drahtlosen Telekomlösungen für Unternehmen und Spitäler ein Umsatzwachstum von 3 bis 6% an. «Es ist unser Ehrgeiz, über dem unteren Rand der Spanne zu liegen», sagte Cordes.
2017 hatte Ascom den Umsatz lediglich um 3,1% auf 309,7 Mio CHF gesteigert, wenn man den Verkauf der Sparte Netzwerktests für Mobilfunkanbieter herausrechnet. Mit dem Plus von 3,1% war das Unternehmen am unteren Rand der Analystenerwartungen geblieben.
Der Betriebsgewinn (EBITDA) verbesserte sich von 13,9 Mio auf 43,6 Mio CHF. Unter dem Strich fuhr das Unternehmen wieder einen Gewinn von 25,9 Mio CHF ein. Im Vorjahr hatte das Unternehmen wegen eines Goodwillabschreibers aus dem Verkauf der Mobilfunknetz-Testsparte einen Verlust von 145,7 Mio CHF erlitten, was das schlechteste Resultat seit dem Jahr 2002 gewesen war (-281,2 Mio CHF). Die Aktionäre sollen eine Dividende von 45 Rappen pro Titel erhalten.
Neues Smartphone Ende Jahr
Nach dem Transformationsjahr 2017 will Ascom heuer wiederum eine Reihe von Innovationen auf den Markt bringen. Darunter ist das neue Smartphone für Spitäler und Unternehmen Myco 3, das Ende Jahr lanciert werden soll. Dieses biete einen grösseren Bildschirm, was vor allem in Nordamerika gefragt sei, sagte Cordes.
Denn dort seien die elektronischen Patientenakten umfangreicher, weshalb das Pflegepersonal über grössere Bildschirme froh sei. Zudem verfügt Myco 3 über die vierte Mobilfunkgeneration 4G und Wifi-Verbindung, während das Vorgängermodell Myco 2 nur mit 3G und Wifi funktioniere.
Punkten will Ascom auch mit der Softwareplattform für Spitäler. Diese integriere die medizinischen Geräte am Krankenbett mit dem Spitalinformationssystem. Die Daten würden analysiert und gefiltert, damit nur die Zuständigen einen Alarm erhielten. Damit würden unnütze Alarme wegfallen, womit das Spitalpersonal mehr Zeit für die Patienten habe, hiess es weiter. Zudem würden die Antwortzeiten kürzer. Dies spare auch Geld.
Ascom hofft, dass die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitssektor die Nachfrage nach seinen drahtlosen Kommunikationssystemen antreibt. Zwar sind Spitäler und Pflegeheime bereits heute mit Informatiksystemen ausgerüstet. Aber auf den letzten Metern zum Patienten im Spitalbett dominiert nach wie vor das Papier als Kommunikationsmittel. Genau hier will Ascom die Arbeitsprozesse digitalisieren.
«Wir schauen zuversichtlich ins Jahr 2018», sagte Cordes. Bis 2020 strebe Ascom ein Umsatzwachstum von 7 bis 10% und eine EBITDA-Marge von rund 20% an.
Dennoch zeigten sich die Investoren unzufrieden. An der Schweizer Börse sackte der Ascom-Kurs um 4,4% auf 22,95 CHF ab. Der Gesamtmarkt SPI lag derweil um 1,1% im Minus. Analysten stellten sich die Frage, ob die Mittelfristziele überhaupt noch erreichbar seien. (awp/mc/ps)