US-Schluss: Dow rückt 0,1% auf 25’219 Punkte vor
New York – Die Wall Street hat sich am Freitag nach zuletzt fünf starken Handelstagen stabil ins Wochenende verabschiedet. Allerdings war es ein holpriger Weg für den Dow Jones Industrial , der zeitweise mit fast 1 Prozent im Plus lag, dann aber mit der Gewinnschwelle ringen musste. Letztlich schloss er um knappe 0,08 Prozent höher bei 25’219,38 Punkten. Er fuhr damit einen satten Wochengewinn von mehr als 4 Prozent ein – der grösste seit dem Wahlsieg von Donald Trump im November 2016.
Einen beachtlichen Teil des Kursrutsches seit seinem Rekordhoch von 26 616 Punkten hat der Dow nun in seiner jüngsten Gewinnstrecke wieder aufgeholt. Binnen zwei Wochen war es aus Angst vor schneller steigenden Zinsen im Tief bis auf 23 360 Punkte abgerutscht. Ein stolzer Verlust von 3250 Punkten, von dem er nun mehr als die Hälfte wieder zurückgewonnen hat. Experten werten dies zunehmend als Signal einer Stabilisierung.
Dass der Dow am Freitag seine Gewinne etwas reduzieren musste, wurde mit neuen Nachrichten zur Russland-Affäre begründet. Sonderermittler Robert Mueller hat nun 13 Russen wegen versuchter Wahlbeeinflussung angeklagt. Am Markt hiess es, dass entsprechende Nachrichten am Aktienmarkt zuletzt schon häufiger für Unsicherheit gesorgt hätten – so auch im Dezember, als es Aufruhr um Trumps früheren Sicherheitsberater Michael Flynn gab.
Unter den weiteren wichtigen New Yorker Indizes konnte der marktbreite S&P 500 am Freitag letztlich auch nur ein knappes Plus von 0,04 Prozent auf 2732,22 Punkte verteidigen. Der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 dagegen schloss 0,36 Prozent tiefer bei 6770,66 Punkten.
Bei guten Konjunkturdaten mussten Anleger zu Wochenschluss abwägen zwischen konjunkturellem Optimismus und der Sorge, dass sie möglicherweise zu schnelleren Zinserhöhungen beitragen könnten. Die Bauwirtschaft der USA hatte sich im Januar stark entwickelt und auch die Preise von Einfuhrgütern waren zum Jahresbeginn stärker als erwartet gestiegen. Ausserdem hatte sich die Konsumentenstimmung im Februar überraschend verbessert.
Auf Unternehmensseite ritten Aktien aus dem Stahlsektor am Freitag weiter auf einer Euphoriewelle. Die Anteilscheine von US Steel und AK Steel schossen um fast 15 beziehungsweise 14 Prozent hoch, nachdem US-Handelsminister Wilbur Ross seinen Plan hoher Strafzölle für Metallimporte veröffentlicht hatte. In den vergangenen Tagen hatten beide Aktien schon von ähnlichen Meldungen profitiert.
Die jüngsten Unternehmensberichte wurden am Markt eher gemischt aufgenommen: Der Getränkeriese Coca-Cola hatte zwar im Schlussquartal wegen hoher Abschreibungen aufgrund der US-Steuerreform einen Milliardenverlust verzeichnet. Am Markt gab es aber positive Reaktionen auf den Ausblick. In Abwägung von allem ging es für die Papiere um fast ein halbes Prozent hoch.
Auch beim Landmaschinen-Hersteller Deere konnte der Ausblick die Anleger überzeugen. Am Ende legten die Papiere um 1,58 Prozent zu, nachdem der Produzent von Traktoren und Mähdreschern seine Umsatzerwartungen an das laufende Jahr hochgeschraubt hatte.
Der Ketchup-Konzern Kraft Heinz hatte hingegen schlechtere Geschäfte gemacht als erwartet und stellte ein neues Strategiepaket vor. Laut dem Analysten Jason English von Goldman Sachs hat dieses den Anlegern den steigenden Gegenwind in der Branche vor Augen geführt. Die Aktie konnte ihr Minus aber von mehr als 6 auf nur noch 2,6 Prozent reduzieren.
Der Eurokurs legt nach einem früh erreichten Dreijahreshoch den Rückwärtsgang ein. Belastet von den Nachrichten zur Russland-Affäre, wurden nach einem ersten Anstieg bis auf 1,2555 Dollar zuletzt nur noch 1,2406 US-Dollar gezahlt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2464 (Donnerstag: 1,2493) Dollar festgesetzt. Staatsanleihen der USA haben derweil am Freitag überwiegend Kursgewinne erzielt. Richtungweisende zehnjährige Papiere legten um 11/32 Punkte auf 98 31/32 Punkte zu. Ihre Rendite fiel dadurch auf 2,87 Prozent. (awp/mc/ps)