US-Schluss: Dow über 25’800 Punkten
New York – Der Rekordlauf an der Wall Street hat sich am Freitag fortgesetzt. Die leichte Verunsicherung nach einem vorübergehend deutlicheren Anstieg der Renditen am Markt für US-Staatsanleihen scheint bereits verflogen.
Der Dow Jones Industrial übersprang nicht nur erstmals die Marke von 25’600 Punkten sondern auch gleich die von 25’800 Punkten. Zum anlaufenden Beginn der Berichtssaison verzeichneten alle vier wichtigen Indizes Bestmarken. Zwar lieferten die Konjunkturdaten an diesem Tag ein gemischtes Bild, doch die ersten gewichtigen Quartalsberichte – insbesondere von JPMorgan und Blackrock – überzeugten.
Aktuellen Inflationsdaten zum Trotz stieg das Wall-Street-Barometer letztlich um 0,89 Prozent auf 25’803,19 Punkte. Erst vor einer Woche war die 25’000-Zähler-Marke erstmals gefallen. Nach einem Plus von 25 Prozent im abgelaufenen Jahr ging es 2018 nun schon um 4,4 Prozent nach oben.
Der marktbreite S&P 500 rückte am Freitag um 0,67 Prozent auf 2786,24 Zähler vor. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,75 Prozent auf 6758,54 Punkte zu und der breite Nasdaq Composite stieg um 0,68 Prozent auf 7261,06 Punkte.
Die kurz vor Weihnachten beschlossene US-Steuerreform hatte den Kursen zuletzt wieder frischen Schwung verliehen, denn Investoren setzen nun auf höhere Unternehmensgewinne. Mögliche Risiken, etwa durch die aktuellen Inflationsdaten, die Analysten zufolge ein «gutes Inflationsjahr» erwarten lassen und die US-Notenbank zu mehr Zinsschritten verleiten könnten, finden derzeit wenig Beachtung.
Im Dezember wurde zwar nur ein leichter Anstieg der Verbraucherpreise gemessen, doch die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) wies erstmals seit elf Monaten ein spürbares Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat aus. Im Jahresvergleich stieg die Inflationsrate 2017 auf 2,1 Prozent, nach 1,3 Prozent im Jahr 2016.
Unter den weiteren Wirtschaftsdaten standen auch die Umsätze des US-Einzelhandels im Dezember im Blick. Ohne die schwankungsanfälligen Autoverkäufe waren sie im Monatsvergleich etwas stärker als geschätzt ausgefallen. Zugleich wurde das Plus im November nach oben revidiert.
Spannender aber waren die ersten Quartalsberichte. Während viele Unternehmen schon im alten Jahr von der US-Steuerreform profitierten, werden Banken zunächst zum Teil belastet. Viele haben Verlustvorträge in ihren Büchern stehen, mit denen sie künftige Steuern senken könnten. Angesichts der niedrigeren Steuerquote sind diese nun weniger wert, so dass Abschreibungen fällig werden. Für das Tagesgeschäft hat das aber keine Bedeutung.
Die grösste US-Bank JPMorgan hatte letztlich trotz einer massiven Belastung durch die Steuerreform erneut Milliardenbeträge verdient. Unter dem Strich waren es im Schlussquartal 4,2 Milliarden Dollar gewesen. Die Papiere kletterten auf ein Rekordhoch von 112,85 Dollar und gingen letztlich nur etwas tiefer mit einem Plus von 1,65 Prozent aus dem Handel. Spitzenreiter im Dow waren allerdings die Aktien von Boeing, die um 2,47 Prozent zulegten und ebenfalls ein Rekordhoch erreichten.
Die Anteile von Blackrock zogen um 3,27 Prozent an und erreichten zeitweise ebenfalls einen Höchststand. Anders als JPMorgan hatte die Fondsgesellschaft im vierten Quartal von der Steuerreform profitiert. Hinzu war ein Boom bei Indexfonds (ETFs) gekommen. Die Bank Wells Fargo, die ebenfalls von der Steuerreform profitiert hatte, meldete dagegen etwas geringer als erwartete Erträge. Die Aktie, die am Donnerstag noch auf ein Rekordhoch geklettert war, gab nun um 0,73 Prozent nach.
Um 4,47 Prozent ging es für die Facebook-Aktien abwärts. Die Nutzer des Online-Netzwerks werden künftig mehr Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Ob der Schritt negative Folgen für das Geschäft haben wird, bleibt aber abzuwarten.
Der Eurokurs stieg im US-Handel weiter in Richtung 1,22 Dollar und lag zur Schlussglocke an der Wall Street bei 1,2187 Dollar. Das war der höchste Stand seit Ende 2014. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2137 (Donnerstag: 1,2017) Dollar festgesetzt. Auslöser des kräftigen Kursanstiegs war die Einigung der Spitzen von CDU, CSU und SPD, ihren Parteien die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen zu empfehlen.
Am US-Rentenmarkt verloren wegweisende zehnjährige Staatsanleihen 3/32 Punkte auf 97 13/32 Punkte und rentierten mit 2,548 Prozent. Auch zweijährige Bonds fielen, wodurch zeitweise ihre Renditen wieder erstmals seit der Finanzkrise 2008 über 2 Prozent stiegen. (awp/mc/ps)