Lufthansa kann sich bei Preisen nicht hinter Algorithmen verstecken
Frankfurt – Im Streit um möglicherweise überhöhte Ticketpreise hat das Bundeskartellamt der Lufthansa einen Dämpfer verpasst. Die Argumentation der deutschen Fluglinie, sie habe die Preise nicht erhöht, sondern das computerbasierte System habe diese automatisch der gestiegenen Nachfrage angeglichen, wollte der Präsident des Kartellamts in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag) nicht gelten lassen. Unternehmen könnten sich nicht hinter Algorithmen verstecken, sagte Andreas Mundt. Diese würden schliesslich nicht «im Himmel vom lieben Gott geschrieben».
Das Bundeskartellamt hat die Prüfung der Preisgestaltung der Lufthansa nach dem Aus des Konkurrenten Air Berlin aber noch nicht abgeschlossen. «Wir hatten viele Beschwerden von verschiedenen Seiten und nehmen uns deshalb der Sache an. Dazu befragen wir die Lufthansa und viele andere», sagte Mundt. Danach werde entschieden, ob es auch ein Verfahren gebe werde.
Angebot und Nachfrage bestimmen Preise
Der Kartellamtspräsident räumte in dem Interview ein, dass in einer Marktwirtschaft bei einem knapperen Angebot und weiterhin hoher Nachfrage die Preise steigen. Das sei nach dem Ausscheiden der Air Berlin der Fall gewesen. «Die Frage lautet nun: Ist eine Schwelle übertreten worden, ab der Lufthansa ihre neue Macht missbraucht und die Preise unangemessen heraufsetzt?» Das werde jetzt geprüft.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Vorwurf wiederholt zurückgewiesen und die hohen Durchschnittspreise vor allem bei Inlandsflügen mit dem knapperen Angebot begründet. «Von 140 ehemaligen Air-Berlin-Flugzeugen stehen 90 am Boden. Wir haben nicht genug Flugzeuge, um die Folgen dieser Sondersituation abzufedern», sagte er der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Schon im Januar erwarte er wieder sinkende Ticketpreise, auch weil Konkurrenten wie Easyjet neue innerdeutsche Verbindungen auflegen. (awp/mc/ps)