Dufry erhält mit Paul Singer neuen Grossaktionär
Basel – Der Reisedetailhändler Dufry hat einen neuen Grossaktionär. So hat der US-Milliardär Paul E. Singer einen Anteil von 5,57% der Dufry-Aktien erworben, wie aus einer Pflichtmitteilung der Schweizer Börse SIX vom Mittwoch hervorgeht. Die Aktien reagieren positiv auf die Neuigkeiten.
Da das meldepflichtige Überschreiten der 3%-Schwelle zuvor nicht gemeldet worden war, liegt der Schluss nahe, dass Singer die Aktien über seine Hegdefonds Elliot und Liverpool Limited in einem grossen Paket gekauft hat. Angaben zum Verkäufer werden in der Pflichtmitteilung nicht gemacht.
Als Grossaktionäre von Dufry bekannt sind die chinesische HNA-Group (20,9%), eine Aktionärsgruppe um den Dufry-Verwaltungsrat (20,7%), der Staatsfond aus Katar (6,9%) sowie der Luxusgüterkonzern Richemont (5,0%). Ausserdem hielt die US-Bank Morgan Stanley per 16. November Erwerbspositionen von 7,9% und Veräusserungspositionen von 2,9%. Veränderungen in diesen Positionen wurden heute keine gemeldet.
Übernahme-Versuch von Actelion im Jahr 2011
Der US-Investor Paul E. Singer ist auch hierzulande kein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2011 scheiterte er mit dem Versuch der Übernahme des Biopharma-Unternehmens Actelion, das in diesem Jahr von Johnson&Johnson aufgekauft wurde. Ausserdem hielt er zwischenzeitlich einen Anteil an der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech.
Aktie gesucht
Die Dufry-Aktien reagierten mit deutlichen Kursaufschlägen auf den Einstieg des US-Investors. Zum Handelsschluss stand bei 140,80 CHF ein Plus von 2,6% zu Buche. Im frühen Handel war der Titel gar bis auf 144,80 CHF hochgeschossen. Das gehandelte Volumen war klar überdurchschnittlich.
Auf dem aktuellen Niveau liegt die Dufry-Aktie noch immer deutlich unter dem im Mai dieses Jahres markierten Allzeithochs von 171,40 CHF. In der Folge waren die Titel aufgrund von Unsicherheiten zur Finanzstruktur der HNA-Gruppe allerdings klar unter Druck geraten.
In diesem Zusammenhang wurde heute auch gemeldet, dass HNA die Equity-Collar-Struktur ihrer Beteiligung an Dufry auf die gesamten 20,9% ausgedehnt hat. Dabei handelt es sich um eine Transaktion, die den Kauf einer Put-Option sowie den Verkauf (Schreiben) einer Call-Option beinhaltet, mit der Aktien gegen grössere Abwärtsbewegungen abgesichert werden. Die Gegenpositionen werden von der US-Bank JPMorgan gehalten, die ihrerseits heute eine Erwerbsposition von 21,483% gemeldet hat.
Wie die gewöhnlich gut informierte britische «Financial Times» am Mittwoch schreibt (online), stammen die Aktien, die nun bei Singer sind, tatsächlich von HNA. Der chinesische Mischkonzern habe die Aktien im Rahmen der Equity-Collar-Transaktion an eine Bank gegen Finanzmittel ausgeliehen. Diese habe die der Transaktion zugrundeliegenden Dufry-Aktien aber als Absicherung an Fonds, darunter Elliott von Singer, verkauft. Entscheidend dabei sei, dass HNA die Aktien nicht zurückfordern könne.
Dass Elliott als Aktionär auftauche, so das Blatt weiter, lasse die Vermutung aufkommen, dass die immer noch unter dem Namen von HNA eingetragenen Dufry-Aktien alle in der Hand von diversen Drittparteien liegen. HNA könne somit also auch keine Stimmrechte bei Dufry ausüben. (awp/mc/pg)