Paul J. Wyser, CEO Wyon AG, im Interview

Paul J. Wyser, CEO Wyon AG, im Interview
Paul J. Wyser, CEO Wyon AG. (Foto: EY)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Wyser, Sie sind Ende Oktober mit dem EY Entrepreneur of the Year-Award in der Kategorie Industrie/Hightech/Life Sciences geehrt worden. Herzliche Gratulation dazu. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie und das Unternehmen?

Paul J. Wyser: Die Auszeichnung ist für Wyon ein guter Türöffner, für unser Team eine gelungene Motivation und für meinen Sohn Philipp und für mich eine Bestätigung unserer jahrelangen Aufbauarbeit.

Wyon ist Weltmarktführer bei der Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus im Klein- und Kleinstformat mit sehr hohem Energiegehalt. Wo gelangen diese hauptsächlich zum Einsatz?

Unser Hauptmarkt sind kundenspezifische Akkus für Hörimplantate.

Wie schaffen Sie es, maximale Energie in minimalen Raum einzubringen?

Einerseits können wir die Aussenform der Akkus dem vorhandenen Gerätevolumen optimal anpassen und erreichen so ein grösseres aktives Volumen. Dank unserer platzsparenden Konstruktion der mechanischen Komponenten wird andererseits mehr Kapazität geschaffen. Ausserdem verwenden wir hochwertige aktive Komponenten.

«Es galt, fünf Jahre Entwicklung ohne Umsatz und ohne staatliche Unterstützung zu finanzieren.»
Paul J. Wyser, CEO Wyon AG

Wie wichtig ist es, dass Wyon seine Produktionsanlagen selber entwickeln kann?

Der patentierte Aufbau unserer Akkus kann mit den marktüblichen Anlagen nicht produziert werden. Mit dem internen Engineering schützen wir die speziellen Herstellverfahren. Wo möglich kaufen wir einzelne Prozessschritte ein.

Ohne grosse Innovationsanstrengungen wäre Ihre Spitzentechnologie nicht möglich. Welche Entwicklungen treibt Wyon derzeit voran?

Wyon arbeitet in der Hochpreisinsel Schweiz und muss deshalb immer die technologische Marktführerschaft anstreben. Neben der Verbesserung der laufenden Produkte werden zwei neue Marktfelder angepeilt, nämlich Akkus für klassische Hörgeräte und andere Anwendungen (vollautomatische Produktion für grosse Stückzahlen) sowie implantierbare Mikro-Batterien.

Sie haben die Wyon AG vor knapp 20 Jahren zusammen mit Ihrer Frau und Ihren Söhnen gegründet und die Familie besitzt auch heute die Aktienmehrheit. Wenn Sie heute zurückblicken – was waren die grössten Herausforderungen?

Es gab zahlreiche. Bei der Gründung war es die Aufgabe einer gesicherten und interessanten Stelle. Dann galt es fünf Jahre Entwicklung ohne Umsatz und ohne staatliche Unterstützung zu finanzieren, ein hochmotiviertes Team aufzubauen und die internationale Zulassung unserer Produkte zu erreichen.

Ein Weltmarktführer aus Steinegg im Kanton Appenzell Innerrhoden: Für die Gegend ist Wyon ein wichtiger Arbeitgeber, heute beschäftigen Sie über 100 Mitarbeitende. Haben Sie keine Probleme, Fachkräfte im Bereich des Batterien-Engineerings zu finden?

In der Schweiz und im angrenzenden Ausland gibt es kaum Fachkräfte im Bereich Batterien. Wir suchen und finden qualifizierte Elektroingenieure, Maschinenbauer und Chemiker und bilden diese intern und extern für die neue Aufgabe aus. Für die Produktion und die Qualitätssicherung gehen wir gleich vor. Ausserdem fördern wir die Weiterbildung stark.

«Wir suchen und finden qualifizierte Elektroingenieure, Maschinenbauer und Chemiker und bilden diese intern und extern für die neue Aufgabe aus.»

Das Unternehmen ist in den letzten knapp zwei Jahrzehnten stark gewachsen, nächstes Jahr bezieht es einen neuen Erweiterungsbau, um die globale Nachfrage befriedigen zu können. Was steht beim weiteren Wachstum der Wyon AG im Zentrum?

Wir müssen mit dem Wachstum auch die Innovationskraft verstärken. Der gute Teamgeist darf nicht gefährdet werden und die Finanzierung des Wachstums wollen wir wenn immer möglich selber stemmen.

Beim grossen Erfolg des Unternehmens und dem einmaligen Knowhow ist Wyon bestimmt ein begehrtes Übernahmeobjekt. Ist das ein Thema für Sie?

Natürlich werden wir immer wieder angefragt. Aber unser Team hat die Wyon mit grossem Engagement aufgebaut und wir sichern mit der Selbständigkeit die Arbeitsplätze in Appenzell. Weitere Produktionsstandorte und deren Finanzierung werden bei Bedarf geprüft.

Ende Jahr übergeben Sie operationelle Leitung des Unternehmens an Ihren Sohn Philipp. In welcher Form bleiben Sie der Wyon AG erhalten?

Ich bin Philipp und den Geschäftsleitungsmitgliedern Peter Wyser und Marcel Inauen für die Übernahme der Verantwortung sehr dankbar. Als VR-Präsident werde ich weiterhin in strategischen Fragen mitreden. Zusätzlich kann ich meine Erfahrung vermehrt in die Entwicklung einbringen. Und nicht zuletzt freue ich mich mit meiner Frau Marie-Therese auf die gewonnene Freizeit.

Herr Wyser, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Paul J. Wyser (Jg. 1946) ist Elektroingenieur. Er ist wohnhaft in Appenzell, seit 1992 verheiratet mit Marie-Therese Ulmann und hat mit ihr drei Söhne. Wenn immer möglich spaziert er am Morgen und am Abend mit seinem Hund und fährt Ski.

Zum Unternehmen:
Wyon AG wurde im Jahre 1999 als Familienunternehmen in Appenzell gegründet. In den ersten Jahren lag die Haupttätigkeit im Engineering-Bereich. Ab 2000 wurden zusätzlich zum Bereich Engineering die Vorarbeiten für Lithium-Ion Akkus kleinster Baugrösse, hohem Energieinhalt und möglichst niedrigem Gewicht entwickelt. Einen neuen konstruktiven Batterieaufbau wurde entwickelte und patentiert. Als Gehäusematerial wurde dabei ein gasdichter Kunststoff gewählt.

In den Jahren 2003 bis 2005 wurden umfassende Testreihen und die für die Produktesicherheit notwendigen Sicherheitstests (UL und UN) durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Ebenfalls wurden die Produktions- und Prüfeinrichtungen erstellt und sämtliche Software geschrieben. Wyon produziert seit Herbst 2005 kundenspezifische Batterien für medizinische Anwendungen. Weitere Produkte werden laufend entwickelt und in die Produktion aufgenommen. Mittlerweile zählt das Unternehmen über 100 Beschäftigte.

Wyon AG
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