Finanzsektor bleibt wichtige volkswirtschaftliche Stütze

Finanzsektor bleibt wichtige volkswirtschaftliche Stütze
(Foto: Fotolia/Rawpixel.com)

Zürich – Der Finanzsektor bleibt aufgrund seiner direkten und indirekten Wirkung auch in einem herausfordernden Umfeld einer der wichtigsten Sektoren der Schweizer Volkswirtschaft. Dies zeigt eine von Polynomics durchgeführte Studie zu den Banken und Versicherungen in der Schweiz im Auftrag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) sowie des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV).

Auch bei rückläufiger Wertschöpfung trägt der Finanzsektor rund 9.4 Prozent zur gesamtschweizerischen Bruttowertschöpfung bei, was im Ländervergleich überdurchschnittlich viel ist. Die von Polynomics im Rahmen einer Konsensusumfrage befragten Finanzexperten beurteilen die Wachstumsaussichten für den Finanzsektor verhalten optimistisch.

Wertschöpfung von rund 60 Mrd Franken
Mit einer erarbeiteten Wertschöpfung von rund CHF 60 Mrd. trägt der Finanzsektor rund 9.4 Prozent zur gesamtschweizerischen Bruttowertschöpfung bei, was im Vergleich mit Nachbarländern oder Grossbritannien überdurchschnittlich viel ist. Der Finanzsektor ist damit einer der wichtigsten Wirtschaftszweige für die Schweiz. Darüber hinaus verdienen über 213’000 Beschäftigte (Vollzeitäquivalente) ihr Auskommen im Finanzsektor. Berücksichtigt man zudem, dass Banken und Versicherungen durch den Bezug von Vorleistungen auch Wertschöpfung und Arbeitsplätze bei ihren Zulieferern auslösen, erhöht sich ihre volkswirtschaftliche Bedeutung weiter. Aufgrund dieser Verflechtungen mit den Vorleistungssektoren löste der Finanzsektor im Jahr 2016 eine zusätzliche Wertschöpfung von CHF 21.7 Mia aus und ermöglichte 235’000 zusätzliche Arbeitsplätze. Schliesslich leistet der Finanzsektor auch einen wichtigen Beitrag zu den Fiskalerträgen der öffentlichen Hand. Bei einem Fiskalvolumen des Finanzsektors von insgesamt CHF 14.5 Mia. trägt er rund 10.7 Prozent zu den Steuereinnahmen von Bund, Kantonen und Gemeinden bei.

Aussichten verhalten optimistisch
Im vergangenen Jahr wies sowohl der Bankensektor als auch der Versicherungssektor einen Rückgang der realen Bruttowertschöpfung im Vergleich zum Vorjahr auf. Neben den Herausforderungen aufgrund der Negativzinsen, der Digitalisierung oder der Erhöhung der Wettbewerbsintensität zeichnete auch der zunehmende Bezug von Vorleistungen für diese Entwicklung verantwortlich. Auch die Zahl der Arbeitsplätze lag 2016 im gesamten Finanzsektor unter dem Vorjahresniveau. Im Versicherungssektor stellt das Jahr 2016 insofern einen Sonderfall in der langfristigen Entwicklung dar, als erstmals wieder seit 2002 ein (allerdings geringer) Rückgang der realen Bruttowertschöpfung verkraftet werden musste.

In Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung der nächsten 12 Monate besteht Anlass zu verhaltenem Optimismus. So konnte gemäss SECO-Zahlen in der ersten Jahreshälfte 2017 sowohl im Banken- als auch im Versicherungssektor die Wertschöpfung gesteigert werden. Auch die Einschätzung der von Polynomics befragten Experten aus dem Finanzsektor deutet auf eine Erholung hin. So erwarten sie im Durchschnitt ein Wachstum der realen Bruttowertschöpfung von 1.2 Prozent. In Bezug auf die Beschäftigungsentwicklung in den nächsten 12 Monaten gehen die Experten hingegen von einem Rückgang von 0.7 Prozent aus. Digitalisierung hat Auswirkungen auf Regulierungsthemen, Branchenstruktur und Standortfaktoren

Dynamische Entwicklung
Auch in Zukunft dürften sich die Entwicklungen im Finanzmarkt dynamisch gestalten. Die Digitalisierung bietet im Bereich von FinTech oder InsurTech Möglichkeiten für Banken und Versicherungen, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und neue Dienstleistungen anzubieten. Neue Entwicklungen wie Robo-Advice, künstliche Intelligenz, Sensorik oder Data-Analytics werden gemäss der Umfrage zwar die Schnittstelle zwischen Banken und Versicherungen und deren Kunden verändern, doch dürften diese Schnittstellen in Zukunft vor allem von den etablierten Finanzunternehmen bewirtschaftet werden.

Die befragten Experten erwarten schliesslich tendenziell eine Branchenkonzentration. Gründe dafür sind Übernahmen und vermehrte Partnerschaften zwischen FinTech-Firmen und etablierten Firmen, die mit dem Aufbrechen der Wertschöpfungskette einhergehende Spezialisierung und Skaleneffekte aufgrund hoher IT-Investitionen.

Regulierungsthemen in den Bereichen Cyber-Kriminalität und Datenschutz werden an Bedeutung gewinnen. Infolge der neuen Möglichkeiten im Zusammenhang mit Big Data sind beispielsweise Anpassungen am bisherigen Schutz der Kundendaten nötig. Je nachdem wie diese Regulierungen in der Schweiz und international ausgestaltet werden, wird dies die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzsektors positiv oder negativ beeinflussen. Bezüglich der zukünftigen Standortfaktoren werden die Verfügbarkeit von hochqualifizierten Mitarbeitenden sowie politische Stabilität als zentral eingeschätzt. Vor allem die Nähe zu innovativen IT-Unternehmen dürfte deutlich an Bedeutung gewinnen. (mc/pg)

Studie

 

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