Roche baut in Kaiseraugst über 230 Stellen ab
Basel – Der Pharmakonzern Roche will in Kaiseraugst 235 Stellen streichen. Teile der Verpackungseinheit sollen an andere Standorte verlegt werden. Die meisten Stellen werden ab 2019 betroffen sein.
An andere Standorte verlagern will Roche die Verpackungseinheit für etablierte, chemisch hergestellte Medikamente mit grossen Produktionsvolumen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Diese Produkte sollen in Zukunft an jenen Standorten verpackt werden, an denen sie produziert werden.
In Kaiseraugst will sich Roche künftig auf die Produktion und Markteinführung von neuen, hochwirksamen Medikamenten in kleineren Mengen fokussieren. Von der Änderung betroffen sind gemäss Mitteilung voraussichtlich 235 Stellen. Auf wie viele Mitarbeitende sich diese verteilen, war auf Anfrage von Roche nicht zu erfahren.
Die Anpassung soll über die «kommenden Jahre» erfolgen. Beginnen soll sie gemäss einer Roche-Sprecherin im nächsten Jahr. Zunächst finde ein Konsultationsverfahren mit den Personalvertretungen statt. Die meisten Stellen sollen ab 2019 wegfallen. Betroffene Mitarbeitende sollen Unterstützung bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen erhalten.
Folge von Produktionsstandort-Verkäufen
Hintergrund für die organisatorischen Anpassungen sind gemäss der Sprecherin Verkäufe von zwei Roche-Produktionsstandorten im italienischen Segrate sowie im spanischen Leganés. In Kaiseraugst abgebaut werden sollen die dazugehörigen Verpackungsabteilungen.
Durch die Zusammenlegung von Produktion und Verpackung am selben Ort erhofft sich Roche eine flexiblere Gestaltung der Lieferprozesse sowie schnellere Lieferzeiten. Ob durch die Verlagerung im Ausland neue Stellen geschaffen werden, konnte die Roche-Sprecherin nicht sagen. Dies liege in der Verantwortung der neuen Besitzer.
Die Fabrik in Italien ging per 1. September an die neuen Besitzer über. Der Besitzerwechsel beim Standort in Spanien ist per 1. Dezember vorgesehen. Die Trennung von diesen beiden sowie zwei weiteren Produktionsstandorten hatte Roche im November 2015 angekündigt. Als Grund wurde die tiefe Auslastung der Fabriken genannt, die kleine Moleküle für Medikamente produzieren.
In Kaiseraugst sind gemäss Roche derzeit rund 2300 der weltweit 94’000 Mitarbeitenden beschäftigt. Trotz des Abbaus blieben Kaiseraugst und Basel zwei der bedeutendsten Standorte, heisst es weiter. Im vergangenen Jahr hatte Roche wegen einer Zusammenlegung zweier Produktionsorganisationen in Basel bereits einen Abbau von 168 Stellen angekündigt.
Unia fordert Schutz für ältere Mitarbeitende
Es sei nicht vertretbar, dass durch die Umbaupläne von Roche erneut hunderte Beschäftigte in ihrer Existenz bedroht seien, nachdem erst kürzlich ein Restrukturierungsprozess abgeschlossen worden sei, teilte die Gewerkschaft Unia mit. Roche stehe wirtschaftlich solide da und fahre weiterhin hohe Gewinn ein.
Der Konzern wäre daher ohne Weiteres in der Lage, denn Stellenabbau sozialverträglich durchzuführen. Konkret fordert die Unia, auf Kündigungen bei langjährigen Arbeitnehmenden und Angestellten über 55 Jahren zu verzichten. Für die weiteren Mitarbeitenden müssten Anschlusslösungen gefunden werden.
Weiter solle Roche der Arbeiterkommission die notwendigen Unterlagen für das Konsultationsverfahren aushändigen. Die Arbeiterkommission ist die erste Anlaufstelle für die Mitarbeitenden. Die Unia will sie und die betroffenen Arbeitnehmern unterstützen. Es müsse Transparenz über die Abbaupläne geschaffen werden, sowohl über die wirtschaftliche Situation von Roche als auch über den Zeitplan, schreibt die Gewerkschaft. (awp/mc/pg)