Haufe Agilitätsbarometer 2017: New Work? Fehlanzeige!
St. Gallen / Freiburg – Neue Arbeitsweisen und Strukturen kommen in Unternehmen noch nicht flächendeckend zum Einsatz, auch wenn „New Work“ längst als Begriff für eine neue Arbeitswelt gesetzt ist. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Haufe Agilitätsbarometer, für welches 1’000 Führungskräfte und 1’800 Angestellte aus der Schweiz, Deutschland und Österreich befragt wurden.
Ist New Work im deutschsprachigen Raum mehr Schein als Sein? Die repräsentative Online-Umfrage zeigt: Neun von zehn Mitarbeitende arbeiten nach wie vor sehr klassisch. Agile Methoden werden fast gar nicht genutzt. Etwas besser, wenn auch immer noch verhalten, sieht es bei den Führungskräften aus: Hier gaben drei von zehn Umfrageteilnehmenden an, agile Methoden zu nutzen. Diese Ergebnisse verwundern insofern nicht, als dass der Bekanntheitsgrad agiler Methoden noch ausbaufähig ist: So haben nur 18 Prozent der befragten Mitarbeitenden und 42 Prozent der Führungskräfte bereits von der Methode Scrum gehört. Das gleiche Bild zeigt sich bei den anderen abgefragten Methoden Design Thinking, Swarming, Holacracy und Fluide Struktur.
„In unserer täglichen Arbeit sprechen wir zwar oft mit Unternehmen, die agile Arbeitsmethoden bereits kennen und durchaus auch einsetzen. Dazu benötigt es allerdings eine entsprechende Unternehmenskultur. Hier herrscht bei vielen Firmen offensichtlich noch Aufholbedarf“, ordnet Marc Stoffel, CEO von Haufe-umantis, die Ergebnisse ein.
Widerspruch zwischen Anspruch und Realität
Sowohl die Mehrheit der Mitarbeitenden (59 Prozent) als auch der Führungskräfte (70 Prozent) ist der Meinung, dass ihr Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerb überdurchschnittlich agil sei. Dies überrascht vor dem Hintergrund der geringen Nutzung agiler Methoden sowohl auf Seiten der Mitarbeitenden als auch der Führungskräfte. Jeder zweite Mitarbeitende gab zudem an, dass keine Massnahmen zur Steigerung der Agilität in seinem Unternehmen umgesetzt werden.
Nutzen steht ausser Frage
Die Nutzung agiler Methoden scheitert allerdings nicht an der Einstellung der Mitarbeitenden und Führungskräften zu Agilität. Beide Befragungsgruppen sind von deren Nutzen überzeugt. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden ist der Meinung, dass die Effizienz und Effektivität der Arbeit durch die Nutzung agiler Methoden und Strukturen verbessert wird. Zudem halten 47 Prozent der Mitarbeitenden und 64 Prozent der Führungskräfte die Einführung bzw. Ausweitung von agilen Strukturen oder Methoden in ihrem Unternehmen für sinnvoll. Insbesondere schnellere Reaktionen auf veränderte Marktbedingungen, eine bessere Qualität der Ergebnisse sowie eine höhere Innovationskraft werden als Vorteile von Agilität genannt.
Bewusstsein für Agilität schärfen
Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass es bei vielen Unternehmen noch eine grosse Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit in Hinblick auf agiles Arbeiten gibt. Der Begriff Agilität wird noch recht weit ausgelegt. So ist zum Beispiel die am häufigsten genannte Massnahme zur Steigerung der Agilität nach wie vor die individuelle Gestaltung von Arbeitszeit und -ort. „Agilität ist jedoch mehr als flexible Arbeitsmodelle. Unternehmen müssen das Bewusstsein für agile Methoden noch viel stärker schärfen, wenn sie die Transformation in die neue Arbeitswelt erfolgreich gestalten möchten. Dazu braucht es vor allem einen kulturellen Wandel“, erläutert Stoffel die Dimension der Einführung von agilen Strukturen. (Haufe/mc/ps)
Haufe Agilitätsbarometer
Das Haufe Agilitätsbarometer konzentriert sich auf Fragestellungen rund um agile Methoden, Prozesse und Führungsmodelle als zentrales Element der neuen Arbeitswelt. Haufe führte die Umfrage zusammen mit Promerit und unter wissenschaftlicher Begleitung von Heiko Weckmüller, Professor an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management, in diesem Jahr zum zweiten Mal durch. Die Studienergebnisse stehen unter folgendem Link kostenlos zum Download zur Verfügung: http://www.haufe.de/agilitaetsbarometer-2017.