US-Schluss: Wenig Bewegung am «Black Monday»-Jahrestag
New York – Wenig Veränderung am Jahrestag des «Schwarzen Montag»: Die Anleger an der Wall Street haben nach einer langen Rekordjagd am Donnerstag erst einmal durchgeatmet. Als Bremsklotz erwiesen sich insbesondere in der Technologiebranche negativ aufgenommene Unternehmenszahlen, während die Standardwerte-Indizes ihre anfänglichen Verluste letztlich wettmachen konnten.
Der Dow Jones Industrial stand zum Handelsende 0,02 Prozent im Plus bei 23 163,04 Punkten. Damit blieb der US-Leitindex klar über der Marke von 23 000 Punkten, die er am Dienstag erstmals in seiner langen Geschichte überwunden hatte, und nur etwa 10 Punkte unter seiner Bestmarke vom Vortag. Seit Monatsbeginn hatte er an 12 von bislang 13 Handelstagen Rekorde verbucht.
Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich am Donnerstag 0,03 Prozent höher bei 2562,10 Punkten. Dagegen stand beim technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 zum Schluss ein Kursrückgang von 0,36 Prozent auf 6092,62 Zähler zu Buche.
Am 19. Oktober 1987 war der Dow Jones um mehr als 500 Punkte eingebrochen – fast ein Viertel des Börsenkapitals war damals auf einen Schlag verpufft. Es dauerte danach über ein Jahr, bis der Index diesen Verlust wieder wettmachte.
30 Jahre später standen an der Wall Street mehrere Quartalsbilanzen im Fokus. Nachdem zur Wochenmitte insbesondere der IT-Riese IBM die Anleger in Feierlaune versetzt hatte, stiessen die jüngsten Unternehmensmeldungen eher auf ein negatives Echo.
Bei der Online-Handelsplattform Ebay überwog der enttäuschende Ausblick die guten Zahlen – entsprechend büssten die vergangene Woche noch rekordhohen Aktien 1,79 Prozent ein. Ebay hatte zwar im dritten Quartal einen Gewinnsprung geschafft und konnte die Analystenerwartungen insgesamt leicht übertreffen. Doch das Gewinnziel für das Weihnachtsquartal fiel etwas niedriger aus als angenommen.
Für die Apple-Titel ging es am Dow-Ende um 2,37 Prozent bergab. Hier belastete ein Medienbericht, wonach der iPhone-Hersteller wegen schwacher Absatzzahlen mit neuen Modellen seine Aufträge an Zulieferer um gut die Hälfte gekürzt hat.
Noch schlechter erging es den Anteilseignern der Fluggesellschaft United Continental , die einen Kurseinbruch von gut 12 Prozent verkraften mussten. Das Unternehmen hatte zwar den Umsatz im Hurrikan-Quartal stabil gehalten und wurde insgesamt den Erwartungen gerecht. Händler monierten aber enttäuschende Aussagen zur weiteren Entwicklung der Flugticketpreise.
Die zwischenzeitlich schwächelnden Aktien von Travelers stiegen indes auf ein Rekordhoch und waren am Ende mit plus 2,42 Prozent der Favorit der Anleger im Leitindex. Der Versicherungskonzern hatte im dritten Quartal einen Gewinneinbruch erlitten, der aber wesentlich kleiner ausgefallen war als von Experten befürchtet.
Für Verizon ging es um 1,15 Prozent hoch. Der Telekomanbieter hatte seinen Quartalsumsatz überraschend deutlich gesteigert, wenn auch vor allem dank Zukäufen. Die Aktien des Mischkonzerns General Electric (GE) gewannen am Tag vor der Zahlenvorlage 1,99 Prozent. Sie haben seit Jahresbeginn gut ein Viertel an Wert eingebüsst und sind damit für diesen Zeitraum abgeschlagenes Schlusslicht im Leitindex.
Beim Kreditkartenanbieter American Express stand dem Gewinnsprung im dritten Quartal die Unsicherheit wegen des angekündigten Chefwechsels gegenüber – die Papiere schwankten heftig und verloren letztlich 0,20 Prozent.
Der Euro trotzte dem innerspanischen Konflikt wegen der katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen und setzte seine vortags begonnene Erholung fort: Zuletzt kostete er 1,1849 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1834 (Mittwoch: 1,1749) Dollar festgesetzt. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen profitierten von der schwächelnden Wall Street und legten um 9/32 Punkte auf 99 14/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 2,31 Prozent. (awp/mc/pg)