Stadler Rail-Chef Peter Spuhler gibt Chefposten ab
Bussnang – Peter Spuhler übergibt die operative Leitung beim Schienenfahrzeughersteller Stadler an Thomas Ahlburg. Als Verwaltungsratspräsident konzentriert sich der 58-Jährige Ex-SVP-Nationalrat künftig auf Strategie und Kundenpflege.
Mit der Stabsübergabe per 1. Januar 2018 zieht sich Spuhler nach 30 Jahren aus der operativen Verantwortung zurück. Die Anpassung der Führungsstruktur sei von langer Hand vorbereitet, sagte Spuhler am Mittwochmittag an einem spontanen Medienanlass am Hauptsitz in Bussnang TG: «Die Wachablösung zu organisieren, war für mich einer der schwierigsten Momente», sagte der 58-jährige Unternehmer.
Dank der Übergabe der Tagesgeschäfte an seinen Stellvertreter Thomas Ahlburg könne er sich auf die Kundenpflege und die Unternehmensstrategie konzentrieren, zum Beispiel bei Übernahmeprojekten und Joint Ventures. Eine weitere Aufgabe sieht Spuhler in der strategische Produktentwicklung.
Noch keine Rückkehr in die Politik
Dass seine Rücktrittsankündigung zeitgleich mit der Bundesratswahl erfolgte, sei reiner Zufall, sagte Spuhler. «Ich schliesse eine Rückkehr in die Politik nicht völlig aus. Bundesrat werde ich aber ganz sicher nie.» Auch eine Rückkehr in den Nationalrat schliesst er aus. Einzig eine Ständeratskandidatur käme für Spuhler in Frage. Da aber die SVP Thurgau durch Roland Eberle bestens vertreten werde, sei dies zur Zeit kein Thema.
Der SVP-Politiker war 2012 als Nationalrat zurückgetreten, weil er sich wegen dem damals schwierigen wirtschaftlichen Umfeld um seine Firma kümmern wollte. Zwar habe ihn dieser Schritt geschmerzt, aber er habe sich gelohnt: «Wir sind gestärkt aus der Krise herausgekommen».
Familieninterne Nachfolgeregelung nicht ausgeschlossen
Wie das Familien-Unternehmen in 20 Jahren aussehen werde, wisse er nicht, sagte Spuhler gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Wenn er so fit bleibe, wie er sich momentan fühle, werde er sicher bis zum 70. Geburtstag Verwaltungsratspräsident bleiben. Ob einmal eines seiner drei Kinder die Unternehmensleitung übernehmen werde, sei momentan noch völlig offen. Der 25-jährige Sohn studiert Betriebswirtschaft und arbeitet zur Zeit bei Stadler USA. «Eine familieninterne Nachfolge wäre natürlich schön. Bis dahin dauert es aber noch mindestens 15 Jahre», sagte Spuhler.
Vorläufig kein Börsengang
Ein Börsengang sei vorläufig nicht nötig, da das Wachstum und die Übernahmen aus eigenen Mitteln finanziert werden könnten, sagte Spuhler weiter. Er besitzt 80 Prozent der Aktien, 10 Prozent gehören rund 160 Kadermitarbeitern und weitere 10 Prozent sind im Besitz einer Stiftung.
Spuhler hatte die Thurgauer Firma vor 30 Jahren für ungefähr 4,5 Mio CHF gekauft. Damals zählte das Unternehmen 18 Mitarbeiter – heute sind es rund 7’000. Dieses Jahr feiert das Unternehmen sein 75-jähriges Bestehen.
Übernahmen und Auslandsexpansion
Spuhler orchestrierte ab Mitte der 1990er Jahre mehrere Übernahmen, wovon eine es dem Ostschweizer Fahrzeugbauer ermöglichte, in die Produktion von Strassenbahnen und U-Bahnen einzusteigen. Die Mitarbeiterzahl stieg bis im Jahr 2002 auf 700 Personen und der Umsatz auf 300 Millionen Franken.
2004 startete das Unternehmen dank den neuen Regionalzügen FLIRT auf der Schnellspur durch: Der Umsatz stieg auf 556 Millionen Franken und die Zahl der Mitarbeitenden auf 1100. Zudem expandierte das Unternehmen ins Ausland. 2007 knackte Stadler Rail beim Umsatz erstmals die Milliardengrenze. Ein Jahr später kam der doppelstöckige Intercity-Zug KISS zur Produktepalette dazu. Einen Rückschlag erlitt das Unternehmen 2010, als die SBB einen Grossauftrag nicht an Stadler Rail, sondern an den kanadischen Zughersteller Bombardier vergab.
Mit den Hochgeschwindigkeitszügen Giruno, von welchen im Mai das erste Exemplar aus einem Stadler-Werk rollte, ist die Firma in ein neues Kapitel in ihrer Firmengeschichte eingestiegen. Davon erhofft sich das Unternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,76 Milliarden Franken erwirtschaftete, einen weiteren Wachstumsschub.
Schweres Erbe für Ahlburg
Nun obliegt es Thomas Ahlburg, die operativen Geschicke von Stadler weiterzuführen. Ahlburg führt seit 2012 das grösste Werk der Stadler-Gruppe in Bussnang und ist stellvertretender Gruppenchef. Der 47-jährige ETH-Ingenieur hatte vor seinem Wechsel zu Stadler die Leitung des Bombardier-Werks im deutschen Görlitz inne.
«Mit Thomas Ahlburg übernimmt ein Wegbegleiter meine Nachfolge, der mich in den letzten Jahren aus unternehmerischer, führungstechnischer, fachkundiger und vor allem auch aus menschlicher Sicht restlos überzeugt hat», sagte Spuhler.
Die Nachfolge von Ahlburg als Leiter des Werks in Bussnang übernimmt Georg Kapeller. Der 42-Jährige ist seit 2012 Produktionsleiter in Bussnang und war zuvor über zehn Jahre in verschiedenen Führungsfunktionen im Engineering bei der Firma GDELS-Mowag in Kreuzlingen tätig. (awp/mc/pg)