Chinas Wirtschaft zeigt Anzeichen von Schwäche
Peking – In Chinas Wirtschaft mehren sich die Zeichen für ein langsameres Wachstum im zweiten Halbjahr. Im August gingen die Wachstumsraten von gleich drei wichtigen Konjunkturindikatoren zurück, wie am Donnerstag veröffentlichte Regierungsdaten zeigen. Der Umsatz der Einzelhändler und die Produktion der Industrieunternehmen wuchsen mit den schwächsten Raten in diesem Jahr. Die Sachinvestitionen etwa in Maschinen stiegen gar so schwach wie seit 18 Jahren nicht mehr. Auf einen wirtschaftlichen Einbruch deuten die Daten jedoch nicht hin, weil sich die konjunkturelle Dynamik in China seit langem stetig abschwächt. Allerdings könnte das Tempo geringer als in der ersten Jahreshälfte ausfallen.
Die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,0 Prozent. Der Zuwachs lag unter den Markterwartungen von 6,6 Prozent und unter dem Anstieg im Vormonat von 6,4 Prozent. Die chinesische Industrie befindet sich seit längerem in einem Umbauprozess, der mit Produktionseinbussen einhergeht. So will die politische Führung Chinas höherwertige Produkte herstellen lassen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes weiter zu erhöhen. Dies geht einher mit dem Abbau von Überkapazitäten etwa in der Schwerindustrie.
Einzelhandelsumsätze steigen um 10,1 Prozent
Die Umsätze des Einzelhandels stiegen zum Vorjahresmonat um 10,1 Prozent. Das war ebenfalls schwächer als der erwartet Anstieg von 10,5 Prozent und der Zuwachs im Juli von 10,4 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze liefern einen Hinweis auf den Zustand der Binnennachfrage. Fallende Einzelhandelsumsätze können auf eine geringere Konsumdynamik hinweisen und damit auf eine schwächere Binnenkonjunktur hindeuten.
Die Sachanlagen erhöhten sich in den ersten acht Monaten des Jahres (bis August) um 7,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Auch dies lag unter den Markterwartungen. Zudem war es der schwächste Zuwachs seit dem Jahr 1999. Für den Rückgang des Investitionswachstums gilt ähnliches wie für die Industrieproduktion: Die Entwicklung ist zum Teil Folge der schwächeren konjunkturellen Entwicklung, zum Teil ist sie aber politisch gewollt. Die Regierung Chinas will vorherige Übertreibungen, etwa am Immobilienmarkt, abbauen, um wirtschaftliche Risiken wie platzende Vermögenspreisblasen zu vermindern. Zudem bremst sie die Kreditvergabe, um die hohe Verschuldung der Staatsunternehmen zurückzuführen.
Der jüngste Reigen an schwächeren Konjunkturdaten ist aber beachtlich, weil der politischen Führung Chinas vor ihrem grossen Parteitag im Oktober daran gelegen sein dürfte, ein möglichst solides Bild von der heimischen Wirtschaft zu zeichnen. Deutlich wird dies etwa an der Kursentwicklung der Landeswährung Yuan: Nach einer langen Schwächephase hat der Yuan gegenüber dem US-Dollar zuletzt deutlich zugelegt. Dies geht zwar auch auf eine Schwäche des Dollar zurück. Allerdings hat die chinesische Notenbank grossen Einfluss auf den Yuan-Kurs, weil sie ihn in Grenzen kontrolliert. Fachleute vermuten, dass die Yuan-Stärke vor dem Parteikongress auch ein Zeichen wirtschaftlicher Solidität aussenden soll. (awp/mc/pg)