SBB stellt Elvetino-Geschäftsleiter frei
Bern – Der bisherige Geschäftsführer der SBB-Tochter Elvetino, Wolfgang Winter, ist freigestellt worden. Es bestünden massive Vorwürfe gegen ihn. Es handle sich um einen Compliance-Fall, teilte die SBB am Montag mit. Das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben, weshalb er freigestellt worden sei.
Die SBB toleriere grundsätzlich keinerlei Verstösse gegen gesetzliche Bestimmungen, den Verhaltenskodex oder andere Regelungen. Das betreffe sowohl deliktisches Verhalten sowie die Nichteinhaltung von Kontrollaufgaben wie beispielsweise bei Rechnungsfreigaben.
Zu einem möglichen Strafverfahren machte SBB-Mediensprecher Christian Ginsig auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda keine Angaben. Derzeit liefen Untersuchungen. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Strategie weiterführen
Winter war seit 2012 CEO der Elvetino AG. Interimistisch werde die Elvetino AG von Paul Blumenthal geleitet, heisst es in der Medienmitteilung der SBB.
Blumenthal kenne das Unternehmen als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrats und als ehemaliger Leiter von SBB Personenverkehr gut. Die vom Elvetino-Verwaltungsrat und der bisherigen Geschäftsleitung definierte Strategie werde weitergeführt.
Die Elvetino ist zu 100% eine Tochtergesellschaft der SBB und betreibt in der Schweiz, in Deutschland, in Frankreich und in Italien Cateringdienstleistungen in der Bahngastronomie. Sie ist unter anderem für den Betrieb der Minibars zuständig.
Gewerkschaft besorgt
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) zeigte sich überrascht über die Freistellung. Derzeit rolle das neue Gastro-Konzept für die Bahn aus – eine Freistellung in diesem Moment erfülle sie mit Sorge, sagte Regula Pauli, Gewerkschaftssekretärin der SEV gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Der SEV sei besorgt über die aktuellen Entwicklungen, auch bezüglich bereits erfolgter und anstehender Kündigungen von Minibar- und Speisewagenpersonal. Erst letzte Woche habe sie Winter einen Brief deswegen geschrieben. Statt einer Antwort habe sie nun von der Freistellung des Geschäftsleiters gehört.
Die SBB kündigte im vergangenen Jahr die Abschaffung der Minibars ab. Die Wägelchen, von denen Getränke und Snacks verkauft werden, sollen ab Ende 2017 nach und nach aus den Zügen verschwinden.
Die SBB begründete die Änderung namentlich mit dem schnell wachsenden Verpflegungsangebot in Bahnhöfen. Weil immer mehr Getränke und Esswaren vor der Fahrt gekauft werden können, gehen die Umsätze im Bahncatering zurück. Besonders betroffen sei die Minibar. (awp/mc/upd/ps)