US-Schluss: Dow Jones gibt 0,2% auf 21’136 Punkte nach
New York – Die Wall Street hat am Dienstag mit moderaten Verlusten an ihre Vortagsentwicklung angeknüpft. Damit zolle sie der jüngsten Rekordrally Tribut, sagte ein Börsianer. Die Anleger tendierten dazu, einen Teil der Gewinne einzustreichen. Für Zurückhaltung sorgte offenbar auch der diplomatische Konflikt zwischen Katar und anderen arabischen Staaten. Zudem werfe schon der «Super-Donnerstag» seine Schatten voraus, sagte ein Währungsstratege.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,23 Prozent tiefer bei 21’136,23 Punkten. Erst am Freitag hatte der New Yorker Leitindex bei 21 225 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte erreicht. Auch der marktbreite S&P-500-Index fiel am Dienstag von seiner vor dem Wochenende markierten Bestmarke weiter zurück: Er sank um 0,28 Prozent auf 2429,33 Zähler. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es nach der neuen Bestmarke von knapp 5891 Punkten letztlich um 0,36 Prozent auf 5856,77 Punkte bergab.
In zwei Tagen stehen die öffentliche Anhörung des entlassenen FBI-Chefs James Comey vor dem Geheimdienst-Ausschuss des US-Senats, die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Parlamentswahlen in Grossbritannien auf der Agenda. Zumindest eines dieser Ereignisse könnte für heftige Kursbewegungen sorgen, so der Experte.
Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain hatten am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Die von Sunniten regierten Staaten werfen dem Golf-Emirat die Unterstützung von Terrororganisationen sowie eine zu grosse Nähe zum schiitischen Iran vor. Katar ist für mehr 30 Prozent der weltweiten Exporte von Flüssigerdgas verantwortlich, spielt aber bei der Ölproduktion kaum eine Rolle. Die Ölpreise legten zuletzt wieder zu: Während der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) unter 50 US-Dollar blieb, schaffte es die Nordseesorte Brent knapp über diese Marke.
Am Donnerstag dürften Beobachter gespannt sein, ob Ex-FBI-Chef Comey die in Medien diskutierte Darstellung wiederholt, US-Präsident Donald Trump habe versucht, ihn bei den Ermittlungen über Verbindungen seines Wahlkampfteams zu Russland unter Druck zu setzen. Dazu kommen die Wahlen in Grossbritannien. Schon vor dem jüngsten Terroranschlag in London war der Vorsprung der konservativen Regierungschefin Theresa May in den Umfragen zusammengeschrumpft.
Im S&P 500 gehörten die Aktien des Pharmaherstellers Valeant mit plus 1,78 Prozent zu den Gewinnern. Laut Kreisen ist der deutsche Medizintechnik-Hersteller Carl Zeiss Meditec am Augenchirurgie-Geschäft von Valeant interessiert. Das Volumen der Transaktion könnte bei rund zwei Milliarden US-Dollar liegen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Materie vertraute Personen. Noch gebe es aber keine Entscheidung. Zudem könnte es weitere Bieter für die Sparte geben.
Dagegen sanken die Titel des Arzneimittelherstellers Perrigo um 2,01 Prozent. Mit Konzernchef John Hendrickson verliess nun der zweite hochrangige Manager nach Finanzchefin Judy Brown das Unternehmen, seit der Investor Starboard Value gegen Ende 2016 eingestiegen war.
Die Anteilscheine von Macy’s sackten um 8,21 Prozent ab, nachdem der Warenhausbetreiber auf einer Kapitalmarktveranstaltung gewarnt hatte, dass die Bruttomargen sich schwächer entwickelten als vor einem Jahr. Das setzte auch die Aktienkurse der Branchenkollegen unter Druck: Für Wal-Mart ging es am Dow-Ende um 1,66 Prozent bergab. Kohl’s verloren 5,78 Prozent.
Derweil setzten die Aktien mehrerer Technologie-Grössen ihre Rekordjagd fort. Die Titel des Elektroautobauers Tesla gehörten zu den Favoriten der Anleger im Nasdaq 100: Nach einem Anstieg bis auf 359,49 Dollar gewannen sie am Ende 1,59 Prozent auf 352,85 Dollar. Das Analysehaus Pacific Crest bleibt weiter positiv gestimmt und hob das Kursziel auf 439 Dollar an. Damit sehen die Experten immer noch ein Kurspotenzial von 22 Prozent gegenüber der aktuellen Bestmarke.
Beim Streamingdienst Netflix stand nach einer Bestmarke bei 166,82 Dollar ein Kursplus von 0,07 Prozent auf 165,17 Dollar zu Buche. Die amerikanische Investmentbank Cantor Fitzgerald hatte ihr Kursziel von 165 auf 190 US-Dollar angehoben und blieb bei der Einstufung «Overweight».
Dagegen zollten die beiden Schwergewichte Amazon und Alphabet ihrem Höhenflug Tribut, der ihre Börsenkurse jüngst erstmals in den vierstelligen Bereich geschoben hatte. Nach Rekordhochs bei 1016,50 beziehungsweise 1008,61 Dollar gaben die Aktien des Online-Händlers und des Google-Mutterkonzerns nach.
Der Eurokurs stieg im US-Handel weiter bis auf 1,1284 US-Dollar – zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1276 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1258 (Montag: 1,1249) Dollar festgesetzt. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit legten um 11/32 Punkte auf 102 2/32 Punkte zu, was die Rendite auf 2,14 Prozent drückte. Bei 2,12 Prozent hatte sie zuvor den niedrigsten Stand im laufenden Jahr erreicht. (awp/mc/pg)