BIP steigt im ersten Quartal um 0,3% – Privatkonsum legt nur leicht zu
Bern – Die Schweizer Wirtschaft ist zum Jahresanfang 2017 nur leicht gewachsen. Der Konsum wirkte für einmal nicht als Konjunkturstütze. Unter anderem schwächte er sich ab, weil unter dem Strich weniger Personen in die Schweiz einwanderten. In ersten Kommentaren wurde das BIP-Wachstum als leise Enttäuschung bezeichnet.
Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3%, wie das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal betrug das Wachstum 1,1%.
Die Werte liegen damit am unteren Rand der Ökonomen-Schätzungen. Von AWP befragte Experten hatten das Wachstum zum Vorquartal auf +0,3% bis +0,6% und im Vorjahresvergleich auf +1,1% bis +1,3% geschätzt.
Privatkonsum unter langjährigem Mittel
Der private Konsum habe nach einem sehr starken Vorquartal deutlich schwächer als im langjährigen Mittel expandiert, schrieb das Seco. Er legte nur noch um 0,1% zu, nachdem es im Vorquartal 0,9% gewesen waren.
Dabei galt der private Konsum, der rund 60% zum BIP beiträgt, lange als zuverlässige Konjunkturstütze. «Ein Faktor, der den Konsum bremste, ist der tendenzielle Rückgang der Netto-Migration», erklärte Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, die Entwicklung gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Einen weiteren Grund für das schwache Konsumwachstum sieht er im Bereich Energie: «Wegen des warmen Winters hatten wir eine Sondersituation.» Die im privaten Konsum erfassten Ausgaben für Heizungen seien deshalb tiefer ausgefallen als in den Vorjahren.
Dazu komme die zurückhaltende Konsumentenstimmung. Gemäss der Seco-Erhebung von letztem Monat sei die generelle Stimmung zwar gut, die persönliche Sicht aber noch etwas eingetrübt. «Die Konsumenten glauben, es sei weder eine gute Zeit zum Sparen, noch für grössere Ausgaben für langlebige Gütern», sagte Scheidegger. Das wirke sich negativ auf die Konsumausgaben aus.
Investitionen als positive Impulse
Auch der Staat trug nicht mehr im gleichen Ausmass zum Wachstum bei wie zum Jahresende 2016. Auf der anderen Seite legten die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen (0,4% rsp. 1,7%) nach einem Rückgang im Vorquartal wieder zu.
Auch die Handelsbilanz habe positiv zum Wachstum beigetragen, hiess es weiter. So hätten die Warenexporte mit 3,9% «überdurchschnittlich stark» zugelegt, und auch die Dienstleistungsexporte (3,2%) seien nach zwei negativen Quartalen in Folge wieder angestiegen.
Auf der Produktionsseite wurde das Wachstum massgeblich vom verarbeitenden Gewerbe getragen, wie es weiter hiess. Die Dienstleistungssektoren hätten sich hingegen unterschiedlich entwickelt: Im Gesundheits- und Sozialwesen wuchs demnach die Wertschöpfung, im Handel sowie im Finanzsektor ging sie zurück.
«Details überzeugen»
Für die Experten der VP Bank sind die neusten Zahlen «gemessen an den Erwartungen» eine leise Enttäuschung. «Doch die Details können durchaus überzeugen», betonten sie. So sei das Exportwachstum breit abgestützt gewesen. Und der Zuwachs der Ausrüstungsinvestitionen zeige, dass die Firmen nach wie vor mit dem heimischen Standort zufrieden seien und entsprechend investierten.
BAKBasel erklärt sich die überraschend schwache BIP-Dynamik vor allem damit, «dass ein substantieller Teil der Nachfrage bisher aus den Lagern bedient wurde». Gleichwohl bleiben auch die Experten dieses Instituts grundsätzlich positiv gestimmt: Wie erwartet habe sich die Dynamik in der Industrie deutlich beschleunigt, schrieben sie. Getrübt werde der Gesamteindruck durch die bislang ausbleibende Erholung in wichtigen Dienstleistungsbranchen.
Das Seco revidierte ausserdem die BIP-Zahlen für das vierte Quartal 2016 leicht nach oben. Unverändert sind hingegen die Angaben zur Entwicklung des BIP im Gesamtjahr 2016: Das reale Wachstum hat demnach unverändert 1,3% betragen, womit die erste Schätzung vom März bestätigt wurde. (awp/mc/upd/ps)