Google lässt künstliche Intelligenz für Nutzer arbeiten

Google lässt künstliche Intelligenz für Nutzer arbeiten
Google-CEO Sundar Pichai.

Mountain View – Google rüstet seine Dienste in grossem Stil mit künstlicher Intelligenz auf und greift dabei die Rivalen Apple, Amazon und Facebook an. So macht der digitale Assistent des Internet-Konzerns nun Apples sprechender Siri-Software Konkurrenz direkt auf dem iPhone. Und mit dem automatisierten Teilen von Fotos könnte Google Facebooks Bilderplattform Instagram das Wasser abgraben. Zudem gibt es künftig auch von Google eine vollwertige Brille zur Anzeige virtueller Realität, die mit Technik der Facebook-Firma Oculus konkurrieren wird. Und Telefonate über Googles «Home»-Lautsprecher sollen die Geräte attraktiver im Wettbewerb mit Amazons tonangebendem Konkurrenzgerät «Echo» machen.

Es gehe um den Übergang von einer Welt, in der sich alles um das Smartphone dreht, zu einer, die von künstlicher Intelligenz bestimmt werde, sagte Google-Chef Sundar Pichai auf der Entwicklerkonferenz Google I/O am Mittwoch. Das solle auch die Dienste für die Nutzer besser machen. Digitale Assistenten gelten als aussichtsreicher zukünftiger Weg, mit Computer-Technik zu kommunizieren. «Es sollte der einfachste Weg sein, etwas zu erledigen», betonte Forschungschef Scott Huffman.

Google «Home» als Antwort auf Amazons «Alexa»
Apple hat Siri schon seit 2011 in den iPhones, aber der Trend bekam einen neuen Schub als Amazon einen Überraschungserfolg mit der Assistenz-Software Alexa in seinem vernetzten «Echo»-Lautsprecher landete. Google verkauft «Home», seine Antwort darauf, seit Herbst.

Ausserdem bietet Google demnächst zunächst in den USA kostenlose Telefongespräche zwischen den «Home»-Geräten an und lässt auch Anrufe ins herkömmliche Netz machen. Amazon hatte gerade erst vergangenen Woche einen ersten «Echo»-Lautsprecher mit Touchscreen präsentiert – und eine Videotelefonie-Funktion angekündigt. Google stellte zwar keinen Lautsprecher mit Display vor, aber seine «Home»-Geräte sollen die visuellen Informationen an andere vernetzte Technik mit Bildschirm wie Fernseher oder Smartphones schicken.

Dabei erkennt der Google-Lautsprecher den Nutzer an der Stimme und sucht dadurch auch die entsprechenden Informationen heraus. Sagt man etwa, «zeige meinen Kalender» oder «rufe meine Mutter an», reicht das dem Gerät bereits als Angabe. Apple arbeitet laut Medienberichten auch an einem Lautsprecher mit Siri an Bord.

Einbindung in Haustechnik von GE
Google hatte seinen Assistenten auf der Google I/O vor einem Jahr vorgestellt und im Herbst auf den Markt gebracht. «Wir denken, dass der Assistant auf allen Arten von Geräten verfügbar sein sollte, auf denen er nützlich sein kann», sagte Huffman. Jetzt wird die Software unter anderem auch in Haustechnik der Marke GE eingebunden. Amazon verfolgt einen ähnlichen Ansatz und sicherte sich bereits einen Platz in Hausgeräten des GE-Konkurrenten Whirlpool.

Der Google Assistant auf dem iPhone arbeitet mit verschiedenen Apps des Internet-Konzerns zusammen. So kann man über ihn zum Beispiel ein bestimmtes YouTube-Video starten oder Google Mail nutzen können. Die Assistant-App ist zunächst in den USA verfügbar. Weitere Länder und Sprachversionen sollen folgen.

Verbesserung des Fotoservices
Künstliche Intelligenz soll auch Googles Fotodienst aufbessern. Der Service könne künftig auf Wunsch des Nutzers zum Beispiel automatisch mit Familienmitgliedern alle Bilder teilen, auf denen sie zu sehen sind. Dabei erkennt die Software selbst, wer auf den Fotos drauf ist. Man könne sich auch darauf beschränken, dass Google Photos nur Adressaten zum Teilen vorschlägt und man die Bilder danach manuell verschickt, hiess es.

In den Fotoservice wird auch der neue Dienst zum Erkennen von Bildinhalten «Google Lens» eingebunden. Damit kann die App zum Beispiel Informationen zu einem Gebäude oder einem Gemälde auf dem Foto liefern – oder auch eine Pflanze an den Blättern erkennen. Ausserdem steigt Google ins Geschäft mit Fotobüchern ein. Sie werden für knapp zehn Dollar pro Buch zunächst in den USA verfügbar sein und später in weitere Länder kommen.

Headset mit eigenem Bildschirm
Bei virtueller Realität setzte Google seit der Vorstellung der VR-Plattform «Daydream» vor einem Jahr ausschliesslich auf die einfachere Lösung mit Brillen-Gehäusen, in die ein Smartphone als Display eingesteckt wird. Jetzt soll unter anderem mit dem PC-Primus Lenovo und dem Smartphone-Anbieter HTC, der ein VR-Vorreiter mit seiner Brille «Vive» ist, ein Headset mit eigenem Bildschirm entwickelt werden, sagte der zuständige Manager Clay Bavor.

Das Google-Betriebssystem Android knackte unterdessen die Marke von zwei Milliarden aktiven Geräten. Damit hat Android ungefähr doppelt so viele Geräte im Markt wie Apple mit seinem iOS-System für iPhones und iPads. Android dominiert vor allem beim Smartphone-Absatz mit einem Marktanteil von über 80 Prozent. Google stellt die Software verschiedenen Herstellern zur Verfügung.

Auch bei anderen Diensten meldete Google hohe Zahlen. So kommt Google Photos demnach auf 500 Millionen aktive Nutzer, die täglich 1,2 Milliarden Bilder hochladen. Und bei YouTube werde jeden Tag eine Milliarde Stunden Video angesehen. (awp/mc/upd/pg)

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