Toshibas Streit um Verkauf der Chipsparte eskaliert – Rekordverlust

Toshibas Streit um Verkauf der Chipsparte eskaliert – Rekordverlust
Toshiba-CEO Satoshi Tsunakawa.

Tokio – Der Überlebenskampf des japanischen Technologiekonzerns Toshiba spitzt sich weiter zu. Das Management rechnet nach Angaben vom Montag für das bereits am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr nun mit einem Rekordverlust von 950 Milliarden Yen (7,7 Mrd Euro). Damit verschärft sich der Druck auf Toshiba, seine profitable Speicherchipsparte zu verkaufen. Doch der an einem betroffenen Gemeinschaftsunternehmen mit Toshiba beteiligte US-Konzern Western Digital stellt sich quer. Nun legt Toshiba ebenfalls härtere Bandagen an.

Nach einem schweren Bilanzskandal und heftiger Verluste im US-Atomkraftwerksgeschäft braucht Toshiba dringend Geld. Doch Western Digital will bei dem Verkauf der Speicherchipsparte Toshiba Memory Corp mitreden. Die US-Amerikaner leiteten rechtliche Schritte ein, um sich exklusive Verhandlungsrechte zu sichern. Toshiba selbst teilte zu Wochenbeginn mit, von den Schritten der Amerikaner bisher nichts zu wissen.

Western Digital soll Zugang zu Werk verwehrt werden
Die Japaner bereiten Insidern zufolge nun Gegenmassnahmen vor: Wie mit der Sache vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Bloomberg sagten, soll den Mitarbeitern von Western Digital der Zugang zum gemeinsam betriebenen Speicherchipwerk im japanischen Yokkaichi verwehrt werden.

Der Massenspeicher-Hersteller Western Digital war durch die Übernahme von Sandisk im vergangenen Jahr neuer Partner in dem von Toshiba betriebenen Werk in Yokkaichi geworden. Toshiba argumentiert gleichwohl, der US-Konzern verfüge über keine rechtliche Grundlage für eine Einmischung in den Verkaufsprozess für die Speicherchipsparte.

Western Digital macht geltend, dass der Verkauf gegen den Joint-Venture-Vertrag mit Toshiba verstosse. Toshiba-Anwälte hingegen kontern, Western Digital habe es versäumt, einen überarbeiteten Vertrag über die gemeinsame Geschäftsbeziehung zu unterzeichnen. Sie sollen bereits Anfang Mai in einem Brief an Western Digital ein Ultimatum zur Unterzeichnung bis zum 15. Mai gestellt und anderenfalls mit dem Ausschluss der Mitarbeiter des US-Konzerns aus dem gemeinsamen Werk gedroht haben.

Toshiba hat eingeweihten Personen zufolge inzwischen die Liste der möglichen Käufer für die Speicherchipsparte verkleinert. Bloomberg zufolge werden dabei das taiwanesische Unternehmen Hon Hai Precision Industry, die südkoreanische SK Hynix und der Chiphersteller Broadcom genannt – allesamt Konkurrenten von Western Digital.

US-Atomsparte in Insolvenz
Toshiba hat inzwischen seine US-Atomsparte Westinghouse Electric in die Insolvenz geschickt. Nachdem herauskam, dass das Management bei Westinghouse unangemessenen Druck ausgeübt haben soll, um Verluste zu minimieren, hatte die Toshiba die Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres zwei Mal verschoben. Eigentlich wollte Toshiba Mitte Mai die Jahresbilanz vorlegen, aber die Wirtschaftsprüfer haben noch nicht ihre Zustimmung gegeben. (awp/mc/upd/ps)

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