Adidas wird Golfmarken nach langer Suche los
Herzogenaurach – Europas grösster Sportwarenhersteller Adidas kann endlich einen Schlussstrich unter das Kapitel Golfausrüstungen ziehen. Wie der Konzern am Mittwochabend mitteilte, hat er nach einjähriger Suche einen Abnehmer für die drei Golfmarken TaylorMade, Adams Golf und Ashworth gefunden. Der Finanzinvestor KPS Capital Partners übernimmt das Geschäft für 425 Millionen US-Dollar (390 Millionen Euro). Etwa die Hälfte der Summe erhält Adidas in bar, der Rest erfolgt über eine Schuldverschreibung sowie in Form von erfolgsabhängigen Zahlungen.
In der Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns wird sich der Verkauf dennoch negativ auswirken, da der Verkaufspreis geringer ist als der Wert, der in den Büchern steht. Adidas rechnet mit einer Belastung im hohen zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. An der Gewinnprognose des Konzerns ändert sich dadurch nichts, weil die sich nur auf das fortgeführte Geschäft bezieht. Weiterhin rechnet Adidas 2017 mit einem Gewinn in diesem Bereich von bis zu 1,225 Milliarden Euro.
An der Börse ging es für die Adidas-Aktie am Donnerstag leicht bergab. Zuletzt lag sie mit 0,69 Prozent im Minus, allerdings war sie zuvor auch sehr gut gelaufen und hatte erst vergangene Woche ein Rekordhoch erzielt. Marktteilnehmer zeigten sich auf der einen Seite erleichtert, dass der sich lange hinziehende Verkaufsprozess nun eine Ende gefunden hat. Der Preis dürfte aber nicht der gewesen sein, den sich Adidas mal erhofft hatte, sagte ein Händler.
Golf nicht mehr so angesagt
Das Golfausrüstergeschäft wurde noch unter dem inzwischen ausgeschiedenen Vorstandschef Herbert Hainer zum Verkauf ausgerufen. Dass es so lange gedauert hat einen Käufer zu finden, lag zum einen am Zustand der Marken, zum anderen an der Marktlage insgesamt. Golf ist längst nicht mehr so angesagt wie früher. Dem zeitintensiven Sport, dem ein elitäres Image anhaftet, fehlt es an Nachwuchs, was wiederum schlecht fürs Geschäft ist.
Hainer hatte Adidas seinerzeit zur Nummer Eins im Golf gepusht und in den Boomjahren des Sports gut damit verdient. Als der Markt dann einbrach, bekam der Konzern das schmerzlich zu spüren. Auch Nike hat inzwischen die Produktion von Golfequipment eingestellt.
Künftig wollen sich die Franken auf die Herstellung von Kleidung und Schuhen für den Golfsport beschränken. Die Investitionen hierfür sind deutlich geringer als die für die Entwicklung neuer Schläger.
Rorsteds Verkaufsliste noch nicht ganz abgehakt
Ganz abgehakt hat der seit vergangenen Herbst amtierende Adidas-Chef Kasper Rorsted seine Verkaufsliste noch nicht. Die Trennung von der Eishockey-Marke CCM Hockey steht noch aus, die ebenfalls unter Umsatzschwund leidet. Hier steht Adidas aber noch am Anfang.
Durch die Verkäufe will sich der Konzern besser auf seine Hauptmarke Adidas und die Fitnessmarke Reebok konzentrieren. Letztere wird gerade erneut umgebaut. Bis 2020 sollen sich Umsatz und Profitabilität deutlich verbessern, insbesondere in den USA. Falls nicht, könnte es auch für Reebok eng werden. «Nur wer nachhaltig einen positiven Beitrag zum Wert des Unternehmens leistet, kann auch Teil des Unternehmens sein», stellte Rorsted am Donnerstag auf der Hauptversammlung erneut klar. Das gelte für alle Marken, alle Sportkategorien und alle Märkte.
Veränderungen bei Adidas gibt es nicht nur im Markenportfolio, sondern auch im Vorstand. Glenn Bennett (54) scheidet in diesem Jahr bei Adidas aus. Er war 20 Jahre bei den Franken im Vorstand. Mit Wirkung zum 12. Mai soll der gleichaltrige Franzose Gil Steyaert seine Verantwortlichkeit für die Warenbeschaffung übernehmen. Neu in den Vorstand berufen wird auch Karen Parkin (52), die seit 2014 Personalchefin des Konzerns ist. (awp/mc/ps)