Vitamine helfen gegen Frühjahrsmüdigkeit nicht
St. Petersburg – Menschen, die die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit mit Vitaminpräparaten bekämpfen wollen, schaden ihrer Gesundheit. Übermüdung liegt jedoch nicht am Vitaminmangel, sagt Alexander Ishevskiy, Nahrungsmittelexperte an der Technischen Universität St. Petersburg. «Der menschliche Körper ist ein perfekt ausbalanciertes System», so der Experte. «Wenn man gesund ist, kann man nicht unter Vitaminmangel leiden.»
Auf den Rat des Arztes hören
Dem Experten nach ist die unkontrollierte Einnahme von Vitaminen in grösseren Mengen für die Gesundheit gefährlicher als ein Vitaminmangel. Als Beispiel nennt er den Chemie- und Friedensnobelpreisträger Linus Pauling. Dieser nahm, nachdem er 65 Jahre alt geworden war, täglich das 300-Fache der von der US-Gesundheitsbehörde empfohlenen Menge an Vitamin C zu sich. Er glaubte, damit alle Krankheiten in den Griff zu bekommen. Tatsächlich wurde er 93 Jahre alt und blieb geistig fit. Doch er starb an Krebs, den er mit Vitamin C verhindern wollte.
Vitamine sollte man nur zu sich nehmen, wenn ein Arzt einen spezifischen Mangel festgestellt hat. Die Meinung, Mangelerscheinungen träten auf, weil es im Winter an frischem Gemüse, Früchten und Beeren mangele, lässt Ishevskiy nicht gelten. Heute habe jeder zu jeder Jahreszeit Zugriff auf vitaminhaltige Nahrungsmittel. Einen Seitenhieb auf die Hersteller kann er sich nicht verkneifen: «Vitamine werden aus kommerziellen Gründen beworben. Wenn man einen Menschen davon überzeugt, dass er magische Pillen braucht, wird er sie kaufen.»
Verdauungssystem soll arbeiten
Ishevskiy empfiehlt eine ausgewogene Ernährung. Darunter versteht er Nahrungsmittel, die nicht so leicht zu verdauen sind, beispielsweise Kohl und Gurken. «Sie sorgen dafür, dass das Verdauungssystem härter arbeitet», sagt der Experte. Es werde dadurch gewissermassen generalüberholt. Süssigkeiten und stark gesalzene Speisen sollte man vermeiden. (pte/mc/ps)