SZKB-Kommentar: Zinsen sinken nach Fed-Entscheid
Schwyz – Die US-Notenbank (Fed) hat gestern den Leitzins um 25 Basispunkte (0.25%) auf 0.75% bis 1.00% angehoben, zum dritten Mal nach Dezember 2015 und Dezember 2016. Der Entscheid war erwartet worden, nachdem verschiedene Fed-Vertreter die Märkte im Verlauf der vergangenen zwei Wochen quasi im Eiltem-po darauf vorbereitet hatten.
Vor der konzertierten Fed-Aktion hatte wenig auf einen unmittelbar bevorstehenden Zinsschritt hingedeutet. Die Ausgangslage (Konjunktur, Inflation) hatte sich seit dem letzten Fed-Treffen Anfang Februar kaum verändert.
Warum jetzt?
Warum also die plötzliche Eile? Die Fed sah in der aktuellen Lage wohl eine Gelegenheit, ein «window of opportunity». Zum einen ist eine Zinserhöhung aufgrund der wirt-schaftlichen Entwicklung und der jüngsten Inflationszahlen durchaus vertretbar, ohne auf weitere Evidenz warten zu müssen. Zum anderen – und das war wahrscheinlich entscheidend – lauern bis zu den nächsten Fed-Meetings im Mai und Juni einige Risikofaktoren (z.B. Wahlen Frank-reich, Steuerpläne Trump, Griechenlandkrise), welche für Marktunruhen sorgen können und den Handlungsspielraum der Fed womöglich eingeschränkt hätten. Die zur Zeit vergleichsweise ruhige Phase nutzte die Fed nun. Sie behält damit die Zügel in der Hand und wird nicht zur Getriebenen der Umstände von Märkten, Konjunktur und Politik.
Fed-Ausblick unverändert
Am Ausblick der US-Währungshüter hat sich nichts geän-dert. Sie sehen die Wirtschaft weiterhin «moderat» wachsen, das Beschäftigungswachstum sei immer noch «solid» und die Inflation nähere sich den angestrebten 2% (gemessen am Personal Consumption Expenditure Index). Die Fed rechnet nach wie vor mit zwei weiteren Zinserhöhungen in diesem Jahr.
Marktreaktion anders als im Dezember
Die Märkte reagierten konträr im Vergleich zur letzten Zinserhöhung im vergangenen Dezember, als die Aktien sanken, die Zinsen anstiegen und der US-Dollar zulegte.
Für die Aktienmärkte hat die Fed mit dem Zinsschritt und den dazugehörigen Kommentaren ein «Wohlfühlpaket» geliefert: Intakte Wachstumsaussichten, moderater Preisauftrieb, keine Verschärfung des eingeschlagenen Zins-Pfades zu erwarten. Entsprechend positiv reagierten die Aktienkurse auf den gestrigen Entscheid.
Die Obligationenmärkte hatten in den Ausführungen zum Zinsentscheid hingegen mit restriktiveren (Zwischen-)Tönen gerechnet, was eine Verschärfung des eingeschlagenen geldpolitischen Pfades impliziert hätte. Da diese ausgeblieben sind, gaben die Renditen für Staatsanleihen deutlich nach. Dies schlug auch auf den US-Dollar durch. Der Greenback notiert heute gegenüber den wichtigsten Währungen klar tiefer. Profiteur der tieferen Zinsen und des schwächeren Dollars war der Goldpreis, der gut 2% zulegte.
Fazit: Basisszenario unverändert
Der gestrige Zinsschritt kam zwar früher, als wir zu Jahresbeginn angenommen hatten und die Wahrscheinlichkeit für insgesamt drei Zinserhöhungen in diesem Jahr ist gestiegen (anstatt der von uns erwarteten zwei). Unser Basisszenario (Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs, höhere langfristige Zinsen, kurzfristige Aktien-Korrektur möglich bei mittelfristig intakten Aussichten) hat sich dadurch nicht verändert.
Bei all den Befürchtungen um eine noch restriktivere US-Geldpolitik darf man nicht vergessen, dass die Konjunktur zwar gut läuft, Überhitzungserscheinungen aber noch nicht einmal im Ansatz erkennbar sind. Und immerhin hat sich eines der zehn stimmberechtigten Fed-Mitglieder gestern gegen eine Zinserhöhung ausgesprochen. Der Entscheid im Dezember war noch einstimmig erfolgt.
Nichts Neues von der SNB
Der heutige Entscheid der SNB und die Kommentare ihrer Direktoren enthalten keine Überraschungen. Das Libor-Zielband verbleibt bei -1.25% bis -0.25%. Im Vorfeld hatte es allerdings vereinzelt Befürchtungen gegeben, die SNB werde gezwungen sein, die Negativzinsen noch weiter abzusenken. Wir teilen diese Befürchtung nicht, bzw. sehen sie nur als «ultima ratio» im äussersten Notfall. Devisenmarktinterventionen bleiben das bevorzugte geldpolitische Instrument. Der Schweizer Franken ist in den Augen der SNB nach wie vor deutlich überbewertet und sie ist entsprechend weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.
Die gestrige Zinserhöhung der Fed wertet die SNB grund-sätzlich als positives Signal. Dass die Leitzinsen in der Schweiz bald ansteigen werden, ist allerdings praktisch ausgeschlossen. Vor Ende 2018 rechnen wir nicht mit einem Ende der Negativzinsen. (SZKB/mc/ps)