SIX 2016 mit Gewinneinbruch nach Rekordjahr
Zürich – Die SIX Group hat 2016 einen massiven Gewinneinbruch erlitten, nachdem sich das Ergebnis im Vorjahr mit dem Verkauf des globalen Indexgeschäfts fast verdreifacht hatte. Aber auch bereinigt ist das Resultat operativ tiefer ausgefallen. Die Gruppe muss sich angesichts rückläufiger Margen und hohem Kostendruck laufend weiterentwickeln.
Der Reingewinn ging 2016 um 69% auf 221,1 CHF zurück. Im Vorjahr hatte der Verkauf der STOXX- und Indexium-Anteile an die Deutsche Börse nämlich einen Ergebnisbeitrag von 476,8 Mio beschert. Zudem waren die Handelsaktivitäten 2015 historisch hoch. 2016 hat dann die rückläufige Volatilität an den Finanzmärkten insbesondere im Ergebnis der Börse Spuren hinterlassen. Bereinigt um Sondereffekte lag der Rückgang des Reingewinns bei 6,7%, wie die Gruppe am Donnerstag mitteilte.
Während die anderen Geschäftsbereiche gewachsen sind, ging der Umsatz der SIX Swiss Exchange um 9,1% auf 188,5 Mio CHF zurück. Denn der Handelsumsatz war um 6,8% zurückgegangen und die Anzahl Handelsabschlüsse um 7,7%. Der EBIT sank gar um 19% auf 69,3 Mio CHF – auch wegen dem weggefallenen Beitrag von Stoxx.
Bezahlgeschäft wächst
Insgesamt erreichte der Betriebsertrag der Gruppe 1,84 Mrd CHF (+1,5%), wobei die Division Payment Services mit 885,0 Mio (+0,3%) erneut den grössten Anteil ausmachte. Die Bezahldienste sind erneut auch der profitabelste Bereich mit einem EBIT von 91,8 Mio (+4,2%). Es die Rede von einer «dynamischen Entwicklung» im bargeldlosen Zahlungsverkehr. Die Transaktionszahlen stiegen um 11%.
Financial Information war hingegen von der laufenden Restrukturierung geprägt: Der Ertrag stieg auf 402,6 Mio (+3,5%), während der EBIT um 51% auf 26,7 Mio fiel. Ein Sondereffekt von -34,4 Mio machte eine Umorganisation in Frankreich aus, wo Financial Information France in die Gruppe integriert wurde.
Securities Services (Nachhandel und Clearing) erzielte einen Umsatz von 377,4 Mio (+6,6%) und einen EBIT von 70,6 Mio (+50%), was auf einen Liegenschaftsverkauf zurückzuführen ist.
«Mini-Schocks» bleiben aus
Im laufenden Jahr rechnet der CEO der Schweizer Börse, Chris Landis, mit Handelsumsätzen auf dem Niveau von 2016. Dabei könne es mitunter monatlich zu starken Schwankungen kommen. «Das hängt davon ab, was auf der Welt passiert», so Landis.
Mit Blick auf die Volatilität brauche es «Mini-Schocks», die 2016 ausgeblieben seien, führte Gruppenchef Urs Rüegsegger das Thema weiter aus. Anders als 2015 mit Grossereignissen wie dem SNB-Entscheid oder die Griechenland-Krise und Marktverwerfungen in China, die ebenfalls zu hoher Handelsaktivität geführt hatten, habe der Brexit-Entscheid 2016 indes nicht den «gewünschten» Effekt erzielt.
Insgesamt bleibt das Umfeld für Börsen auch künftig anspruchsvoll mit Margen- und Kostendruck. Zudem befinde sich die Finanzbranche in einem tiefgreifenden Wandel, so die Aussage. Die SIX Group will all dem Rechnung tragen und sich weiterentwickeln: Man sei prädestiniert, «zukunftsfähige Lösungen» für den gesamten Schweizer Finanzplatz anzubieten.
Bereits heute wird den Banken Outsourcing angeboten, was immer mehr werden soll. Die eine Schiene sei es, neue Dienstleistungen auf Projektbasis zu entwickeln. Auf der anderen Seite prüfe die SIX, gemeinsam mit ihren Eigentümern und Partnern ein zentrales Backoffice in der Schweiz aufzubauen.
Kommt die «Superbank»?
Die Pläne für so eine «Superbank» seien nicht so schnell vorwärts gekommen wie vorgehabt, gestand Rüegsegger am Donnerstag ein. Die angestrebte Bereitstellung eines «Shared Backoffice» sei schwieriger als gedacht und sehr komplex. Zum Beispiel würde sich sofort die Frage stellen, welche technologische Plattform verwendet wird. Denn jede Bank wolle an ihrer eigenen festhalten.
Zweiter Knackpunkt sei zudem das Timing, so der Group-CEO. Einen Zeitpunkt zu wählen, scheitere auch daran, dass es immer Akteure gebe, die noch andere Initiativen oder Vorhaben am Laufen hätten.
Gespräche führe die SIX in diesem Zusammenhang mit allen Aktionären, besonders aber mit mittelgrossen und grossen Banken. Diese hätten das grössere Einsparungspotential, sagte Rüegsegger. Die Gruppe befindet sich im Besitz von rund 130 Banken, die auch Nutzer der Infrastruktur sind. (awp/mc/upd/ps)