Roche sieht sich dank Innovationskraft gut gewappnet
Basel – Beim Pharmakonzern Roche haben einige Marktakteure am Mittwoch bei der Zahlenvorlage sicher zweimal auf die Präsentation geschaut. Während das Management um CEO Severin Schwan in der Vergangenheit immer wieder betont hatte, Biosimilars seien zwar ein Dauer-Thema, aber kein Grund zur Sorge, stehen sie dieses Mal explizit im Ausblick als einer der möglichen Einflussfaktoren auf Umsatz und Gewinn 2017. Gleich dahinter steht Aphinity, also die viel beachtete Studie, deren Daten in den kommenden Wochen erwartet werden.
So direkt ist Roche in jüngster Vergangenheit nicht mit diesen beiden Themen umgegangen. Auf konkrete Zahlen über den Einfluss dieser beiden Faktoren wollen sich Schwan und der Pharma-Chef Daniel O’Day aber nicht festlegen. «Wir verfolgen bei unserem Ausblick einen ganzheitlichen Ansatz», betont Schwan denn auch vor Journalisten immer wieder.
Aphinity nur eine von zahlreichen Studien – wenn auch eine wichtige
Gegenüber AWP schränkt er ein, man habe Aphinity in den Ausblick eingeschlossen, weil der Markt dieser Studie eine so grosse Aufmerksamkeit schenke. «Dennoch bleibe ich dabei, dass Aphinity nur eine von zahlreichen wichtigen Studien ist, von der in diesem Jahr Resultate zu erwarten sind», betont er mit Nachdruck. «Aber wichtig ist sie ohne Frage.»
Was den Einfluss von Biosimilars betrifft, kündigt O’Day an, dass ihr Umsatzeinfluss ab der zweiten Jahreshälfte einsetzen dürfte. In diesem Jahr kommen in Europa Biosimilars für die Blockbuster Herceptin und Mabthera auf den Markt. «Den vollen Einfluss werden wir dann erst ab 2018 zu spüren bekommen», kündigt der Manager an.
Konkurrenz zwingt zu Innovation
Trotz dieser Risiken geben sich die Manager aber auch weiterhin betont entspannt. Schwan bleibt denn auch bei seinem Standpunkt, dass Biosimilars eine wichtige Antriebsfeder für die Branche seien. «Sie zwingen uns innovativ zu sein und ständig zu versuchen, bestehende Behandlungsmethoden noch weiter zu verbessern, wenn nicht gar umzukrempeln».
Wie dies etwa durch die Immun-Onkologie geschehen ist, die die bisherigen Krebs-Therapien auf ein ganz neues Niveau gehoben haben, ergänzt hier der Pharma-Chef. Wie stark der Einfluss von Immun-Onkologie auf die bisherigen Standard-Behandlungen sei, spüre Roche im eigenen Portfolio.
Damit zielt der Manager auf das Krebsmittel Avastin ab, das in mehreren Indikationen schon seit vielen Jahren auf dem Markt ist. In der Indikation Lungenkrebs hat Avastin vor allem auf dem US-Markt im Schlussquartal Umsatzeinbussen verzeichnet. Diese wurden allerdings mehr oder weniger komplett durch das frisch zugelassene Immun-Therapeutikum Tecentriq ausgeglichen, das seit 2016 in den USA zur Behandlung von zunächst Blasen- und später noch Lungenkrebs zugelassen wurde.
Breites Portfolio
Auf die Frage, ob sich Roche nicht immer mehr in ein reines Krebsforschungs-Unternehmen verwandele, gibt es von O’Day ein schlichtes «Nein». Sicher sei es so, dass Onkologie 2016 eine dominante Rolle gespielt habe, aber bereits 2017 würde in wenigen Wochen der Fokus vor allem auf der Indikation Multipler Sklerose liegen. Ende März wird die US-Gesundheitsbehörde FDA über die Zulassung des Mittels Ocrevus entscheiden. Fällt der Entschluss positiv aus – wovon das Management ausgeht – könnte das Mittel gleich im April lanciert werden.
In Richtung Jahresende könnte dann noch die Markteinführung von Emicizumab zur Behandlung von Hämophilie auf der Agenda stehen.
Gehen diese Pläne so auf, hätte Roche seit Ende 2015 damit sechs Medikamente auf den Markt gebracht. Dies zusammen mit den zahlreichen zulassungsrelevanten Studien hinterlässt denn auch seine Spuren in der Geschäftsentwicklung. Denn während Roche bei der Umsatzerwartung in etwa wie immer klingt: Steigerung im niedrigen einstelligen Prozentbereich, ist der Gewinnausblick noch konservativer als sonst. Das Wachstum hier soll 2017 in etwa wie beim Umsatz ausfallen und nicht wie sonst höher. «Mit diesem Ausblick tragen wir der Transformation in unserem Portfolio Rechnung», kommentiert Schwan diesen Punkt. Gemeint ist damit der Fluss zwischen neuen und alten Medikamenten.
CEO: In den USA dürfte Innovation auch weiter wichtig sein
Ein weiteres Thema, das an der Medienkonferenz immer wieder aufkam, sind die Aussichten für den US-Markt. US-Präsident Donald Trump hatte mit einigen seiner Äusserungen zuletzt für eine erhöhte Unsicherheit gesorgt. Nach einem Treffen mit Pharma-Vertretern am Dienstag in den USA herrscht kaum mehr Klarheit.
Für den Roche-CEO stellt der US-Markt ein Umfeld dar, in dem Innovation bislang entsprechend honoriert worden sei. «Ich denke nicht, dass sich daran grundlegend etwas ändern wird». Aber sicher sei es wichtig, sich durch eine nach vorne gerichtete Forschung von der breiten Masse zu differenzieren. Vielmehr bereiteten ihm die weltweit zunehmenden protektionistischen Tendenzen Sorgen. Das sei ein Trend, der hoffentlich nachliesse. (awp/mc/pg)