Ausblick 2017: Trump und Fed geben Wall Street die Richtung vor
New York – Die Anleger an der Wall Street müssen sich nach der jüngsten Trump-Party auf ein turbulentes Börsenjahr 2017 einstellen. Fest steht: Der designierte US-Präsident Donald Trump muss nach seinen vollmundigen Versprechen in Sachen Wirtschaft liefern. Die USA seien mit Blick auf die Aktienmarktbewertung jedenfalls bereits «great again», hiess es in einer Studie des Vermögensverwalters Deutsche Asset Management in Anspielung an Trumps Losung aus dem Wahlkampf «Make America Great Again!». Er will die USA mit seiner Wirtschaftspolitik «wieder gross machen» – und darauf setzen die Investoren schon jetzt.
Nach seinem Sieg schwang sich die Wall Street auf immer neue Rekordhochs. Der wohl bekannteste Aktienindex der Welt, der Dow Jones Industrial, sowie der breiter gefasste S&P 500 stiegen im Jahr 2016 jeweils um etwa ein Zehntel.
Für 2017 trauen die von den Finanznachrichtenagenturen dpa-AFX und Bloomberg befragten Analysten dem S&P 500 einen weiteren Anstieg zu, wenngleich weniger stark: Sie sehen ihn zum Jahresende im Schnitt bei rund 2349 Punkten.
Der Ritt dahin könnte aber holprig werden. Experte Uwe Eilers von der Geneon Vermögensmanagement spricht von hohen Vorschusslorbeeren. Ohnehin drohe dem Markt nach der jüngsten Rally ein vorübergehender Rückschlag.
«Details der Wirtschaftspolitik Trumps entscheidend»
Trump will den Wirtschaftsaufschwung mit Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur, Steuersenkungen und weniger Regulierung schaffen. Entscheidend für weitere positive Auswirkungen auf den Aktienmarkt seien die Details, sagt Analyst Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe. Die neue US-Regierung dürfe nicht zu viele Verwerfungen im internationalen Handel hervorrufen, warnt er. Trump hatte sich immer wieder für einen stärkeren Schutz der US-Wirtschaft etwa durch Einfuhrzölle ausgesprochen.
Analyst Adam Parker von der Investmentbank Morgan Stanley sieht weitere potenzielle Risiken für das globale Wachstum in einer möglichen Abkühlung der chinesischen Wirtschaft, den Wahlen etwa in Frankreich sowie denkbaren Belastungen durch einen starken US-Dollar. Dies sowie die Unsicherheit über die Fiskal- und Geldpolitik könnte auf den Aktienbewertungen lasten. Auf der Positivseite sieht er für die im S&P 500 notierten Konzerne Gewinnwachstum. Zusammengenommen erwartet Parker den S&P 500 auf Zwölfmonatssicht bei 2300 Punkten, womit er am unteren Ende der Bandbreite der Analystenschätzungen liegt.
Moderater Zinsanstieg nicht problematisch
Aber auch ein zu starker Aufschwung der ohnehin schon gut laufenden US-Wirtschaft könnte zum Problem werden. Arbeitskräftemangel könnte die Löhne nach oben treiben und damit die Inflation stärker anheizen als gewünscht. Die Arbeitslosenquote war erst im November auf den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren gesunken.
Die Renditen an den Anleihemärkten erhielten bereits jüngst wegen der Aussicht auf höhere Staatsausgaben Rückenwind. Die US-Notenbank Fed reagierte auf mögliche Auswirkungen einer geänderten Fiskalpolitik und stellte für 2017 eine schnellere geldpolitische Straffung in Aussicht als zuvor. Noch sehen Experten aber keinen Grund zur Sorge. Wenn Zinsen auf tiefem Niveau zu drehen begännen, gerieten Anleihekurse unter Druck und grosse Investoren schichteten in Aktien um, schrieb Börsenbriefautor Hans Bernecker.
Starker Zinsanstieg als Risikofaktor
Mittelfristig könnte die Zinsentwicklung aber Probleme aufwerfen. Die Marktstrategen der Deutschen Bank sehen den S&P 500 dank steigender Unternehmensgewinne Ende 2017 bei 2350 Punkten und im Jahr 2018 bei 2500 Punkten. Dafür dürften die Zinsen in den USA aber nicht zu rasant steigen. Ein schneller Renditeanstieg könnte im Immobilienbereich und bei Anleihen zu einem Schock führen und auf dem Wachstum lasten.
Warnende Töne in diese Richtung gab es auch vom Marktstrategen Bob Janjuah vom japanischen Investmenthaus Nomura. Er traut dem S&P 500 nach einem Rückschlag früh im neuen Jahr zwar einen deutlichen Anstieg auf 2400 Punkte oder mehr zu. Letztlich müsse sich der Optimismus jedoch der Realität stellen, schrieb er in seiner Kolumne «Bob’s World».
Trumps Politik könnte die Realwirtschaft laut Janjuah womöglich nur vorübergehend anschieben und gleichzeitig die Inflation antreiben. Die Fed könnte dann gezwungen sein, vor allem später im Jahr 2017 schneller an der Zinsschraube zu drehen als geplant. All das könnte zusammen mit einem allgemein schwieriger werdenden Finanzierungsumfeld für Unternehmen den Grundstein für die nächste Rezession und einen Markt-Crash legen – wenngleich wohl noch nicht 2017. (awp/mc/ps)