CS zahlt im US-Hypothekenstreit 5,3 Milliarden Dollar
Zürich – Die Credit Suisse kann etwas aufatmen. Das derzeit grösste Rechtsrisiko der Grossbank wird aus der Welt geschafft: Im Hypotheken-Streit mit den USA hat man sich – pünktlich vor Weihnachten und noch unter der alten US-Regierung – auf einen Vergleich geeinigt. Und trotz Milliardenbusse bleibt die CS mit ihrer harten Kernkapitalquote auf Zielkurs. Für das zu Ende gehende Jahr dürfte allerdings ein Verlust resultieren.
Mit dem US-Justizministerium (DOJ) sei im Zusammenhang mit dem früheren Geschäft mit sogenannten Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS) eine «grundsätzliche» Einigung erreicht worden, teilte die Credit Suisse am Freitag mit. Der Vergleich befreie das Institut von einem potentiellen Zivilverfahren durch das DOJ.
In der Vereinbarung verpflichtet sich die CS, eine Busse in Höhe von 2,48 Mrd USD zu zahlen. Darüber hinaus muss sie für Entschädigungen an Kreditnehmer über einen Zeitraum von fünf Jahren 2,8 Mrd USD bereitstellen. Die Beteiligten müssen allerdings noch ihre Unterschrift unter das Dokument setzen, und auch der Verwaltungsrat der Credit Suisse muss noch zustimmen.
Verlust erwartet
Die Bank tätigt nun zusätzliche Rückstellungen von rund 2 Mrd USD, die im Ergebnis für das vierte Quartal wirksam werden. Wie viel sie bisher für den konkreten Fall zurückgestellt hat, kommuniziert die Bank nicht. Auch hatte sie die Vergleichsverhandlungen bis dato nie offiziell kommentiert.
Per Ende 2015 waren insgesamt Rückstellungen für Rechtsfälle von 1,6 Mrd CHF verbucht. Unter anderem im dritten Quartal fielen zusätzliche Rückstellungen von netto 357 Mio an – es hiess, hauptsächlich im Zusammenhang mit Hypotheken. Auch hatte die Bank die möglichen Verluste, die nicht mit den Rückstellungen abgedeckt sind, neu auf bis zu 2,6 Mrd CHF eingeschätzt – nach zuvor bis zu 2,1 Mrd CHF.
Für das zu Ende gehende Jahr dürfte die Credit Suisse damit erneut einen Verlust ausweisen. Für die ersten neun Monaten hatte die Bank ein Minus von 91 Mio CHF vermeldet. 2015 belief sich der Verlust auf 2,9 Mrd CHF – bei einem Verlust im vierten Quartal von 5,8 Mrd.
UBS noch ohne Einigung
Die Vorwürfe wegen des Verkaufs fauler Hypothekenpapiere gehen auf die Zeit vor der Finanzkrise zurück. CS spricht von «primär» den Jahren 2005 bis 2007. In den USA vergaben Grossbanken Hypotheken an mittellose Familien in der Hoffnung, dass die Häuserpreise weiter steigen. Die Risiken wurden anschliessend an Investoren weitergereicht – in Form von hochkomplexen Anleihen, die den Banken hohe Gebühren in die Kasse spülten. Als der Markt kollabierte, erwiesen sich diese Bonds als wertlos, und viele der Käufer fühlten sich über den Tisch gezogen.
Die Einigung kommt nicht ganz überraschend, nachdem über den RMBS-Fall am Markt seit Monaten spekuliert wurde. Besonders seit September, als die Deutsche Bank Verhandlungen und eine vom DOJ geforderte Zahlung von 14 Mrd USD bestätigte. Sie hat nun gleichzeitig mit der CS eine Lösung gefunden und zahlt eine Busse von 3,1 Mrd USD sowie Entschädigungen an Kreditnehmer von 4,1 Mrd USD, wie das Unternehmen in der Nacht mitteilte.
Auch die UBS ist betroffen und hat entsprechend Rückstellungen gebildet. Ob es für die andere Schweizer Grossbank noch zu einer Einigung unter der Obama-Regierung kommt, ist ungewiss. Endgültig nicht geeinigt mit den US-Behörden hat sich die Barclays Bank; sie wird daher vom US-Justizministerium verklagt. Der britische Konzern wies die Anschuldigungen zurück, Investoren über Risiken bei Hypotheken-Deals getäuscht zu haben, und will sich gegen die Klage zur Wehr setzen.
Sorgen um Kapitalisierung
Für die Credit Suisse ist der Ausgang schmerzhaft, aber laut Analysten verkraftbar. Zumindest macht sich Erleichterung darüber breit, dass nun die Unsicherheit aus der Welt geschafft ist. Einige Analysten sprechen jedoch von einem höher als erwartet ausgefallenen Betrag. Und die grösste Sorge gilt dabei dem negativen Einfluss auf die Kapitalisierung.
Die Grossbank, die ohnehin Nachholbedarf im Vergleich zu ihren Konkurrenten hat, leidet massiv unter dem schwierigen Ertragsumfeld. Und die Marktbedingungen wiegen doppelt schwer, da sie derzeit auch noch den seit gut einem Jahr laufenden Konzernumbau unter dem neuen CEO Tidjane Thiam stemmen muss. Zudem bleiben weitere offene Rechtsfälle.
Weil eine hohe Busse antizipiert wurde, hat sich die Bank mit Blick auf die Kapitalisierung zuletzt äusserst konservativ gezeigt. Auch nach Erreichen der harten CET1-Kernkapitalquote von 12% per Ende September, hielt die Bank – eben auch mit Verweis auf Rechtsrisiken – am Zielband für das Jahr von 11 bis 12% fest. Analysten gehen davon aus, dass die Kennzahl trotz Busse Ende 2016 noch über 11% liegen wird.
Aktie leicht im Minus
An der Börse verloren die Titel 0,9% auf 15,19 CHF, nachdem sie kurz nach Eröffnung noch auf bis zu 15,67 CHF (+2,2%) gestiegen waren. Die Aktie gehört im Jahresverlauf mit aktuell -26% zu den grössten Verlierern unter den Bluechips. Vom Jahrestief im Sommer bei unter 10 CHF konnte sie sich aber erholen. Rating- oder Kursziel-Anpassungen gab es am Freitag keine.
UBS verloren 1,5%, und Deutsche Bank gingen 0,3% im Plus aus dem Handel. (awp/mc/upd/ps)