EU-Schluss: ESTX50 legt 1,2% auf 3’250 Punkte zu
London – Ein schwacher Euro hat der jüngsten Rally des europäischen Aktienmarktes am Donnerstag zusätzlich Schwung verliehen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte bis zum Handelsschluss um 1,18 Prozent auf 3249,74 Punkte vor. Das Minus im bisherigen Jahresverlauf schmolz damit auf rund ein halbes Prozent zusammen. Der französische CAC 40 stieg am Donnerstag um 1,05 Prozent auf 4819,23 Zähler.
Zur Wochenmitte hatte die US-Notenbank Fed den Leitzins erwartungsgemäss erneut leicht angehoben, für 2017 aber entgegen den Erwartungen drei weitere statt zwei Zinsschritte in Aussicht gestellt. Der Kurs des Dollar zog daraufhin an, der Euro geriet im Gegenzug unter Druck und fiel auf den tiefsten Stand seit fast 14 Jahren. Zeitweise kostete ein Euro weniger als 1,04 Dollar. Die Euro-Schwäche kann sich als positiv für die Exportindustrie erweisen.
In Grossbritannien rückte der britische FTSE 100 derweil um 0,72 Prozent auf 6999,01 Punkte vor. Die britische Notenbank bleibt ihrem lockeren geldpolitischen Kurs treu. Die Bank of England beliess den Leitzins bei 0,25 Prozent. Auch am bestehenden Wertpapierkaufprogramm werde nichts geändert, hiess es.
Mit Blick auf das Branchentableau schaffte es der Index der Banken, Stoxx Europe 600 Banks, mit einem Plus von rund zweieinhalb Prozent an die Spitze. Bankenwerte profitierten beidseits des Atlantik von der Aussicht auf höhere Zinsen in den USA, gilt doch die jahrelange Niedrigzinsphase als ungünstig für den Sektor. Die Papiere der Deutschen Bank und der französischen BNP Paribas etwa verteuerten sich jeweils um mehr als 5 Prozent.
Für die Anteile der italienischen Intesa Sanpolo ging es um mehr als 3 Prozent nach oben. Das Geldhaus einigte sich mit einer US-Behörde auf einen Vergleich wegen Iran-Geschäften im niedrigen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich.
Schlusslicht in der Übersicht war der Rohstoffwerte-Index Stoxx Europe 600 Basic Resources, der angesichts des weiter erstarkenden US-Dollar mehr als 2 Prozent einbüsste. So wirkt sich ein starker Dollar tendenziell eher negativ auf die Rohstoffpreise aus.
Unter den Einzelwerten stachen die Titel von EDF mit einem Kursrutsch von fast 13 Prozent negativ hervor. Der Verfall der Strompreise in Europa setzt auch dem französischen Energiekonzern zu. Das grösstenteils staatliche Unternehmen rechnet im kommenden Jahr mit einem weiteren heftigen Gewinnrückgang.
Beim Textilkonzern Hennes & Mauritz (H&M) sorgten Absatzzahlen für den November für ein Kursminus von rund 4 Prozent. Ein Experte sprach von einer überraschend schwachen Entwicklung.
Die Aktien von Lonza büssten 4,60 Prozent ein, nachdem der Schweizer Feinchemikalienhersteller und Pharmazulieferer die Übernahme des amerikanischen Kapselherstellers Capsugel mitgeteilt hatte. Entsprechende Gerüchte hatten bereits jüngst belastet. Die Finanzierung des Kaufs bedingt auch eine Kapitalerhöhung. (awp/mc/upd/ps)