Chinas Aussenhandel überrascht im November positiv
Peking – Der chinesische Aussenhandel hat sich im November infolge guter Geschäfte mit Ländern aus der Europäischen Union, den USA und Japan deutlich besser entwickelt als erwartet. Erstmals seit März waren die Exporte, gemessen in US-Dollar, nicht mehr rückläufig. Der Zuwachs von 0,1 Prozent zum Vorjahr fiel zwar klein aus, lag aber klar über den Markterwartungen von minus 1,0 Prozent.
In der chinesischen Währung Yuan gerechnet, stiegen die Ausfuhren sogar deutlich um 5,9 Prozent an. Der im Vergleich zur Dollarrechnung stärkere Anstieg dürfte auch eine Folge von Umrechnungseffekten sein, weil der Yuan zum Dollar zuletzt spürbar nachgeben hat. Trotz des schwachen Yuan haben die Ausfuhren der weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft in den vergangenen Monaten meist enttäuscht. Denn China spürt als «Werkbank der Welt» Bremsspuren in der globalen Konjunktur mit am deutlichsten.
Positive Signale kamen auch von der Binnennachfrage, der nach dem Willen der chinesischen Führung künftig deutlich mehr wirtschaftliches Gewicht zukommen soll. In Dollar gerechnet, erhöhten sich die Einfuhren im November um 6,7 Prozent zum Vorjahr, in Yuan bewertet lag der Zuwachs bei 13,0 Prozent. Beides lag klar über den Erwartungen von Analysten. Der Exportüberschuss der Handelsbilanz betrug knapp 45 Milliarden Dollar und damit 17,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Rückgang zeigt, wie sehr China unter der globalen Konjunktur- und Handelsschwäche leidet.
Erleichterung an mehreren Fronten
Erleichterung dürfte der Aussenhandel Chinas jüngst vor allem von zwei Fronten erhalten haben. Zum einen hat das Wachstum in den USA in den vergangenen Monaten angezogen, während es sich in Europa mit moderatem Tempo fortgesetzt hat. Zudem hat sich die Lage in grossen Schwellenländern wie Brasilien oder Russland stabilisiert oder zumindest nicht weiter verschlechtert.
Zum anderen hat der Yuan in den vergangenen Monaten kontinuierlich gegenüber dem Dollar abgewertet. Ein Grund dafür sind steigende Zinserwartungen in den USA. Die chinesische Notenbank, die den Yuan-Kurs in Grenzen kontrolliert, versucht die Abwertung mit Dollarverkäufen und strengeren Kapitalkontrollen zu bremsen. Allerdings hat sie infolgedessen bereits einen erheblichen Teil ihres Devisenberges verloren. Derzeit beläuft er sich auf rund drei Billionen Dollar – verglichen mit knapp vier Billionen Dollar vor zweieinhalb Jahren.
Trotz der besser als erwartet ausgefallen Handelsdaten warnten Experten vor Euphorie. China stehe mittelfristig weiter vor vielen Herausforderungen, sagte Julian Evans-Pritchard, Experte des Analysehauses Capital Economics in Singapur. Als wichtigste Aufgaben gilt der von der Regierung angestossene Umbau des Wirtschaftsmodells. Hierbei muss die politische Führung einerseits darauf achten, dass das Wachstum nicht zu stark leidet. Andererseits dürften zur Konjunkturabfederung beschlossene Stützungsmassnahmen wirtschaftliche Ungleichgewichte, etwa auf dem Immobilienmarkt, nicht noch vergrössern. (awp/mc/upd/ps)